Berlin den 29 August 1819
Mein lieber Karl!
Ich danke dir recht herzlich für die schöne gemahlten Blumen, die du selbst gemacht und mir zum Geburtstag geschikt hast. Es freut die Eltern an ihrem Geburtstag am meisten, wenn sie sehen, daß ihre Kinder sie lieb haben, und schon selbst etwas schönes machen können, so wie daß sie brav, fleissig und folgsam sind. Bleibe diß immer, so werde ich dich auch immer recht lieb haben. | Auch so schöne Blumen und gar noch Kirschen und Trauben und anderes mehr habt ihr mir geschickt; ich wollte nur ihr wärt dabey gewesen und hättet mir essen helfen; mit der Melone sind wir noch nicht fertig geworden. Die Mutter wird euch aber auch Chokolade und anderes an meinem Geburtstage gegeben haben.
Du fragst mich in deinem Brieffe, ob ich nicht bald komme. – Ich wäre wohl schon bey euch, aber die Mutter schreibt mir | daß sie länger baden muß, als ich geglaubt, und ich will erst kommen, um euch abzuhohlen, und da wollen wir noch eine Reise zusammen machen, und wohl das Meer sehen und auf dem Meer schiffen.
Englische Reuter sind wohl auch hier, der Ludwig hat sie gesehen, aber so geschikte Hasen und Hirsche sind nicht dabey, als bey euch. Weil du mir so was schönes gemahlt, schike ich dir ein paar Bilderbogen, einer davon ist für Manuel, und auch Trauben für die Mutter und für euch beyde.
Nun lebe wohl, lieber Karl
Dein Vater Professor Hegel.
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Briefe von und an Hegel
, hg. von Johannes
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. Vier Bde. Bd. IV. Teil 2. Nachträge zum Briefwechsel. Register mit biographischem Kommentar. Zeittafel, hg. von Friedhelm
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(= Philosophische Bibliothek, Bd. 238b), Hamburg ³1981.
Briefe von und an Hegel
Bd. IV/2
1981
Neue Briefe aus Hegels Berliner Zeit
, mitgeteilt und erläutert von Helmut Schneider, in: Hegel-Studien, Bd. 7, Bonn, S. [97-99].
Neue Briefe
1972
Neuhaus
, Helmut: Karl Hegel – Historiker im 19. Jahrhundert. Unter Mitarbeit von Katja Dotzler, Christoph Hübner, Thomas Joswiak, Marion Kreis, Bruno Kuntke, Jörg Sandreuther und Christian Schöffel (= Erlanger Studien zur Geschichte, Bd. 7/Katalog zur Ausstellung des Instituts für Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg vom 20. November bis 16. Dezember 2001), Erlangen, Jena 2001.
Karl Hegel – Historiker im 19. Jahrhundert
2001
Briefe von und an Hegel
, hg. von Johannes
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. Vier Bde. Bd. IV. Teil 1. Dokumente und Materialien zur Biographie, hg. von Friedhelm
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Briefe von und an Hegel
Bd. IV/1
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, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
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Hegel
, Karl: Leben und Erinnerungen. Mit einem Portrait in Heliogravüre, Leipzig 1900.
Hegel
, Leben und Erinnerungen
1900
Fischer, Georg Ludwig FriedrichLudwig Friedrich Fischer121017884218071831Fischer, Georg Ludwig Friedrich (1807–1831), war der älteste Sohn Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831) aus einer vorehelichen Verbindung mit seiner Zimmervermieterin Christina Charlotte Johanna Burkhardt, geb. Fischer, und lebte ab 1817 in Heidelberg und Berlin einige Jahre in der Familie des Philosophen, besuchte in Berlin auch das Französische Gymnasium.
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
BilderbogenZumeist handkolorierte bebilderte Einblattdrucke des 18. und 19. Jahrhunderts zu unterschiedlichen Themen zwecks Belehrung und Unterhaltung. Ein Zentrum der Herstellung dieses Massenmediums war Neuruppin, nordwestlich von Berlin gelegen: „Neuruppiner Bilderbogen“.