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Georg Wilhelm Friedrich Hegel an Karl Hegel, Berlin, 29. August 1819

Mein lieber Karl!

Ich danke dir recht herzlich für die schöne gemahlten Blumen, die du selbst gemacht und mir zum Geburtstag1 geschikt hast. Es freut die Eltern an ihrem Geburtstag am meisten, wenn sie sehen, daß ihre Kinder sie lieb haben, und schon selbst etwas schönes machen können, so wie daß sie brav, fleissig und folgsam sind. Bleibe diß immer, so werde ich dich auch immer recht lieb haben. Auch so schöne Blumen und gar noch Kirschen und Trauben und anderes mehr habt ihr mir geschickt; ich wollte nur ihr wärt dabey gewesen und hättet mir essen helfen; mit der Melone sind wir noch nicht fertig geworden. Die Mutter wird euch aber auch Chokolade und anderes an meinem Geburtstage gegeben haben.

Du fragst mich in deinem Brieffe2, ob ich nicht bald komme. – Ich wäre wohl schon bey euch, aber die Mutter schreibt mir3 daß sie länger baden muß, als ich geglaubt, und ich will erst kommen, um euch abzuhohlen, und da wollen wir noch eine Reise zusammen machen, und wohl das Meer sehen und auf dem Meer schiffen.4

Englische Reuter5 sind wohl auch hier, der Ludwig hat sie gesehen, aber so geschikte Hasen und Hirsche sind nicht dabey, als bey euch. Weil du mir so was schönes gemahlt, schike ich dir ein paar Bilderbogen, einer davon ist für Manuel, und auch Trauben für die Mutter und für euch beyde.

Nun lebe wohl, lieber Karl

Dein Vater Professor Hegel.

Grüsse den Manuel und ich lasse ihm für das Bildchen, das wohl von ihm war, danken.