Ich danke Dir mein herzgeliebter Karl für Deine zwey lieben Briefe1, welche mir recht viel Freude gemacht haben. Auch Dir wünsche ich viel Glück zum neuen Jahr, der liebe Gott erhalte Dich und Deine lieben Brüder gesund, und laße Euch, zu meiner und Eurer lieben Eltern Freude groß werden, ihr werdet unsre Freude an Eurem Wachsthum noch sehr vernehmen wenn ihr recht brav lernt, in allem gehorsam seyd, dann werdet ihr in allem recht geschickt werden, und man wird euch dann auch recht gerne haben nicht nur, aber man wird euch auch hochehren.
Es war mir wohl sehr leid, daß die Maßern-Krankheit gerade in den Weihnachtsfeiertägen Manuel, und Dich vorher befallen hat, doch weil die meisten, beinahe alle Kinder dieße oder ähnliche Krankheiten bekommen, so wollen wir Gott recht danken, daß dieße vorüber ist. Die Weihnachten2 hat indeß viel Spielzeug gebracht, dies half die langen Abende zu Hause verkürzen, und nun wirst Du lieber Karl auch bald wieder ausgehen dürfen, worauf Du Dich wohl recht freust, denn gute fleißige Kinder wie Du bist, gehen gar gern in die Schule, und kommen immer vergnügt wieder nach Hause, weil sie was Neues gelernt haben.
Es freut mich mein lieber Karl, daß es Dir so wohl in der neuen Schule3 gefällt wie in der alten, giebt es denn da auch + und o4 wie in der alten Schule? Du hast mir aber vergeßen zu sagen, wie weit Du im Latein bist, jezt kanst Du wohl die Conjugationen alle und die Pronomen?
Auch Wilhelm ist es gar leid geweßen, daß er erst kommen durfte wie ihr schon abgereißt waret5; er würde sich wohl auch recht freuen Euch in Berlin zu besuchen, nur ist der Weg so weit. Wilhelm ist jetzt sehr zufrieden, daß der gute Siegmund in München ist, wodurch er allso alle Sonntage aus dem Corp gehen darf.
Ich bitte Dich lieber Karl Deine Brüder Ludwig und Emanuel recht von Herzen zu grüßen, erstern laß‘ ich für seinen Brief danken, letztern wünsche ich von Herzen baldige Beßerung. Lebe wohl mein lieber Karl, ich bleibe