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Karl Hegel an Christiane Hegel, Berlin, 1824

Liebe Tante Christiane!2

Ich weiß noch wie Du bei uns warst in Nürnberg daß Du 1ne3 Treppe höher als wir gewohnt hast4, und daß Du mir da aus einem Wandschrank, Bonbon gegeben hast, die mir recht gut geschmeckt haben. Sonst weiß ich mir nichts mehr zu erinnern, weil seitdem schon 5 bis 6 Jahre vergangen sind. Die Mutter hat mir von Dir erzählt daß Du krank warst das Du aber jetzt wider gesund bist bleibe nur immer gesund und reise, mal zu uns hirher es ist recht schön in Berlin. Besonders schön ist Potsdam; man fährt in 3 Stunden hin, da ist der schöne Garten Sansuci, wo Friedrich der Große am liebsten gewohnt hat, der neue Garten mit dem Marmor Palais, das breite schöne Wasser vom Havel Strom und daran die Pfauen Insel, wo unser König so viele Thiere z. B. Eggüptische5 Ziegen, Affen, Kenkorus6, Auerochsen, Hirsche, Adler, Uhu, u.s.w. hält. Wir sind an Pfingsten7 dort gewesen. In Stuttgart wo Du und der Vater geboren bist, da ist es auch recht schön. Von Heidelberg bin ich8 mit den Eltern vor 3 Jahren hingereißt.

Lebe wohl liebe Tante und behalte lieb

Deinen Karl Hegel.