XML PDF

Georg Wilhelm Friedrich Hegel an Maria Helena Susanna Hegel, geb. Tucher, Karl Hegel und Immanuel Hegel, Berlin, 10. August 1826

Was den Haken1 betrifft so habt ihr Jungen wohl verstanden wo euch der Schuh, oder vielmehr der Sitz drückt, doch auch habe ich mit Zufriedenheit erkannt, daß die Hausstunden der geringere sind, und auch unterm Schreiben sehe ich, daß ihr arbeitet, und das gehört sich, daß euch das Gelernte nicht zu sehr aus dem Kopfe kommt. Die Mutter hat nach ihrem Sinne sich den Haken zum Längerverbleiben verstanden; ich denke mit dem Längerbleiben, wenn’s ohne grossen Haken ist, wärt ihr auch einverstanden denn nach euren Erzählungen geht es euch sehr gut und habt von der Liebe und Freundschaft unsrer lieben Verwandten viel Angenehmes Herzliches Vergnügliches zu genießen. Mache Du Immanuel auch meinen Dank für die Uhr, die Du von der Frau Großmama geschenkt bekommen2 – so wie ihr insgesamt für das so viele Liebe und Gute was ihr genießt.

Unter dem, was ihr mir geschrieben, zeichne ich eure Beschreibung von der Lorenzer Kirche aus; es ist gut daß ihr euch dieß wohl ins Auge gefaßt; so was sieht man sonst nicht oft, an solcher Anschauung habt ihr einen wirklichen Erwerb und Gewinn; aber die Sebalder Kirche werdet ihr entweder schon gesehen haben, oder noch sehen; merkt euch das Kulmbacher Bild in der Tucher‘schen Kapelle beym ewigen – übrigens nur äusserlichen, einfältigen katholischen Lichte. – jenes Kulmbachische Bild ist besser als als der hölzerne englische Gruß, den Ihr in der Lorenzer Kirche gesehen. Die hohe gothische Gebäulichkeit an einer Säule, ist wohl das Sacramentshäuschen. Dann zeichne ich auch aus, die alte Veste, wo ihr gewesen und daß ihr Wallensteins Stein gesehen, das deutet auf grosse Begebenheiten vom 30jährigen Krieg – auf der alten Veste bin ich nicht gewesen, da muß ich noch einmahl hin – da hat sich Nürnberg brav gehalten – für unsern evangelischen Glauben und damit für uns Alle – für die Vernunft, Wahrheit und Freiheit; das ist eine Perle in der Geschichte. Heiß habt ihr es dabei gehabt – wie hier auch – am heißesten an unseres Königs Geburtstag3. Davon schreibt ihr nichts daß ihr auf dessen Gesundheit getrunken, Habt ihrs nicht gethan, so holts nach, es ist eine würdige werthe Gesundheit.