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Georg Wilhelm Friedrich Hegel an Maria Helena Susanna Hegel, geb. Tucher, Karl und Immanuel Hegel, Berlin, 17. August 1826

Mein liebe Frau und Kinder

Denn ich muß euch immer zusammen antworten aus dem guten Grunde daß ihr zusammen Eins seyd und ich meinerseits auch nur Einer bin. Ihr verdient alles Lob – es thut immer gut, wenn man euch ein wenig gezankt hat – doch gewiß auch ohne das wart ihr recht ordentlich gewesen. Es hat mich recht gefreut eure vorgestern erhaltenen Briefe1, so wie die so eben vom 12ten empfangenen2 zu lesen; ich ersehe daraus, wie wohlwollend und freundschaftlich ihr alle unter euren vielen lieben Verwandten empfangen und unterhalten seyd. Der Unterricht der Jungen bey Herrn Daumer wird ihnen recht gut thun3, da er es gründlich und genau nehme. Die Mutter sollte ihn auch fragen, wie sie im Verhältniß ihres Alters zu den Gymnasiasten, in ihren Kenntnissen und Fertigkeiten stehen. – An eurer Parthie nach Grinsberg4 habe ich recht herzlichen Antheil genommen, es ist ein recht anmuthiger Punkt und ihr habt eine recht gute Beschreibung davon gemacht. Hat aber die Mutter nicht zu viel Bravour zeigen und haben wollen, daß sie in des Teufelswesen finstern Rachen, durch Morast und Sumpf, hat mithinein gehen wollen – sie wird zu viel gehetzt und läßt sich zu viel hetzen – es würde ihr nicht übel bekommen, wenn sie hin und wieder sich zu einem Krug Bier zu Hause oder im Zwinger (wo der Wirth Hamberg der President der Gesellschaft ist) wie ihr Herrn Jungen im Museum hinsetzte und solchen böseliger und trödeligerweiß5 austränke und nach dem einen Kruge wieder einen andern.

Daß ihr das Turnen mitmacht gehört zur Vollständigkeit eurer ritterlichen Uebungen perge perge

Meine Arbeiten für den Druck (Enciclopädie6) ist gestern nach unzähligen Wachstuchs Adressen und Postgeschichten, die erste Sendung Manuskript abgegangen – das sind wesentliche und nothwendige und unabwenbare Dinge und wie weit sich diese hinziehen, darüber kann ich noch kein Wort sagen.

Ich lebe sehr ruhig, sehe fast nur Gans, mein treuer Freund und Gesellschafter. – Gestern Abend haben wir d. h. die Facultät den lieben Hotho examinirt, da ist er nun durch – hat viele Angst und Plage vorher sich darüber gemacht – Er und Gans ist dann Abends bei mir gewesen; habe eine herzliche Freude; nun in 8 Tagen ist er Dr.