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Karl Hegel an Immanuel Hegel, Behringersdorf, 28. Mai 1832

Lieber Manuel!

Dein gestern erhaltener Brief1 hat uns Allen recht viel Freude gemacht2: insbesondere, daß die Auction so glücklich beendigt ist, daß Du bei unsern Freunden so gut aufgenommen bist etc., so wie wir Dich ebenso wiederum bedauerten, daß Du Dich bei der Auction so sehr abgequält hast, daß Du bei Aldefeld bis um ½ 1 Dich hast langweilen müssen etc. Zu dem Ertrag der Auction können wir uns immerhin Glück wünschen (schreibe mir doch, wie viel ich für meine Bücher erhalten habe), dem Geheimrat Schulze sind wir, wie sich’s versteht, sehr dankbar: über Böckler muß ich immerfort lachen, so oft ich an ihn denke (das brauchst Du ihm freilich nicht zu sagen). Erstaunt bin ich, in welche terras incognitas3 Du Dich verlaufen hast; zu Mendelssohn4, zu Balau! Fahre nur immer so fort. Von Wahl hast Du gar nichts geschrieben5, Du weißt also wahrscheinlich nichts von ihm. Das große Loos haben wir wahrscheinlich auch nicht gewonnen. Das Mehlfaß, läßt Dir die Großmutter sagen, sollst Du wenigstens alle 8 Tage umkehren, damit das Mehl nicht stockt, das Pelzwerk tüchtig ausklopfen. – Du frägst, was Gabler für Wünsche und Hoffnungen geäußert habe: versteht sich, daß er sobald als möglich in Berlin zu seyn wünscht; in seiner Meinung dachte er, als wir ihn sprachen noch davon, daß er diesen Sommer etwa noch eine Vorlesung halten würde; er würde mit seinem Sohne vorausreisen.

Als er mir sagte, daß er an einer Rezension über Weißes Schrift „Über Hegels Philosopie, am Grabe des Stifters derselben“ (oder wie der Titel heißt)6 arbeiten und ich ihm erwiderte, daß kürzlich über diese und eine andere Schrift Weißens Göschel eine Schrift geschrieben habe, so war dies das erste Wort, das er davon hörte. Man sieht, wie fern doch in einer kleinen Stadt selbst die gelehrtesten Männer vom litterarischen Treiben der Welt sind. Ueber die von von Henning ihm erwiesene Freundschaft äußert er sich besonders dankbar. – Zelters Tod7 haben wir mit großer Bestürzung durch die Zeitung erfahren. Es thut mir Leid, daß ich gerade in der letzten Zeit etwas von diesem mir sonst so theuren Manne hören mußte, das ihm wenig Ehre macht. Gottlieb nämlich dirigiert seit längerer Zeit, wie Du wohl weißt