Das klänge meinen alten …2 ganz gefährlich, wenn es nicht eben eine alte Luise wäre, der so ein bischen Vielgeliebtheit für ihre zwei sich … Neffen schon bekhennen könnten. Habt vor Allem schönen Dank für Euere lieben Briefchen, denn obgleich sie mich auch herzlich lachen machten durch des Einen ehrliches Entschuldigen, des Anderen Vorwürfe über ein zu langes Schweigen mußte ich doch Leider vereinigen in den Wunsch von mir zu füren und daß dies geschehe und Ihr unterdessen fortgelaufen kann ich Nichts dafür. … ich begleitete Euch mit freuden auf eine schöne Reise3 und so sehr ich auch das Wetter beklagte daß doch im Ganzen so ungünstig war (denn so partheiisch darfst Du doch nicht seyn lieber Manuel zu glauben es scheine die Sonne bei uns; wenn es bei Euch regnet) so sehr erfreulich waren mir die Nachrichten der guten Mutter die von diesem Umstand gar keine Erwähnung machte, also mag es gewiß bei Euch kräßlicher ausgesehen haben.
Habt Ihr wohl daran gedacht als sich Euer lieber Aufenthalt hier gejährt?4 Welch schöne Tage in jeder Hinsicht und dieses Jahr wie bitter werden sie Einem nicht getrübt, die Nächte sind kalt uhm den Tag dann schön zu machen und die Bäume so kahl, der Weißgrund so gelb, daß man sich eher im November denkt als im sonst so erfreulichen Weinmonate5.
Wie mag sich indessen die gute Mutter Eurer lieben Rückkehr zu erfreuen haben, gestärkt an Leib und Geist und neuer Kraft für manche langen Winterabende in den freundlichen lebhaften Bedenken daran mögen wohl günstige Resultate dieses ersten Ausflugs seyn und sind einmal die Schwingen probirt so tragen sie Euch wohl etwas weiter ein Andermal und so will ich mich herzlich freuen Euch aufs Jahr um diese Zeit bei mir wieder einziehen zu sehen, denn daß die Herbstferien dann zu Nichts anderm verwendet werden, will ich mir schon im Voraus ausgebeten haben. Die gute Mutter ist dann so schon bei mir, ich hohle sie im Laufe des Sommers in Wetzlar ein, ach wie will ich mich freuen auf diese liebe schöne Zeit. Gott schenke sie uns, so freundlich als wir sie uns träumen! –
Mit großer Freude hörte ich auch wie die gute Mutter sich gefühlt und erhohlt in Potsdam es wird sie auch Alles wieder brauchen um bei dem trübseligen Wetter und dem Umzug in die Stadt sich aufrecht zu erhalten, ich möchte schon ganz kleinmüthig werden und wäre die Aussicht in der Stadt nur Etwas nützender, würde ich mich kaum länger hier halten.
Aber Ihr Glückskinder Prag, Dresden, Zöglinge im reizenden Gewande des Herbstes, wie könnt ich mich in Euer Entzücken denken da ich selbst zu gleicher Zeit diese Herrlichkeiten ein mal geschaut! Prag steht in meiner Erinnerung so oben an, der Eindruck ist und bleibt mir unvergeßlich den jene alte erhabene und doch so liebliche … in mir gemacht, ich dachte mich viel weiter in Süden versetzt ja fast in eine italienische Stadt, den Bau gar manchen Hauses das offene Treiben und Zechen auf den Straßen in den bekränzten Tavernen, die Gegend, kurz Alles hatte einen so südlichen Anstrich – der Ratschin wie majestätisch der Blick von da auf die prächtige Moldau, die Stadt gegenüber dem Lorenzi Berg mit seiner chinesischen Mauer. Wart ihr nicht da und auf der Haasenburg? Sollte Euch denn die Tante nicht darauf aufmerksam gemacht haben? Dieser Punkt zeichnet sich besonders durch den herrlichen Ausblick auf die Stadt und Umgegend aus. Ach wie glücklich war da auch die gute Mutter, denn obgleich sie schon viel Schönes gesehen machte ihr doch Prag mit seinen Herrlichkeiten einen nicht minder erfreulichen Eindruck, auch Zöglinge entzückte sie namentlich eine Parthie auf ein nahe gelegenes Gut, sie erzählte so echt von den wunderschönen Alleen von Lerchen und Straßenbäumen in einer der Anlagen, ihr wart wohl zu kurz da um dort gewesen zu seyn.
Die gute Rosenhein mag Euch in Prag ein lieber Anhaltspunkt gewesen seyn, ich denke es mir wenigstens, daß man an fremdem Ort sich mit viel mehr Gefühl möcht ich’s nennen, an liebe Bekannte anschließt. Ich finde gar nichts über ihre Lebenspläne, es ist auch Alles so zerstreut bei uns ich glaube Nicht daß es sie so bald hieher zieht, und doch sollte es mich wundern wenn sie so lange an Einem Orte es nur hält. Habt Ihr wohl dem Musikfeste in Potsdam noch beigewohnt? Da mag es wohl interessanter gewesen seyn als z. B. bei den Unsrigen bei Gelegenheit des Volksfestes wo der Bräutigam nicht kam und die 10000 Jungfrauen wohl zehnmal anfingen und wieder eben so schnell verstummten, denn es war immer blinder Lärm gewesen und der König war nur vorbei paßiert. Es kam mir aber komisch vor wie Ihr Alles so genau von unsern … wußtet, ohne meine … es von uns glänzende Epoche für Nürnberg und was allenfalls denen fehlen könnte ergänzen hinsichtlich Beschreibungen und Lobgesinge, selbst Sophies6 … und macht einen ganz langweiligen Lobhudler über die Geschichte. Es ließe sich wohl manches komische qui pro quo7 erzählen und manche …, doch im Ganzen war’s ein schönes …. Was die schönste Harmonie mit seinem Regenten eint. Nun man macht sich wohl selbst in solchen Zeiten so etwas weiß und … und jubelt dann auch mit der Menge als wenn es auch wirklich so wäre.
Nun Gott befohlen, Ihr lieben Jungen, Benoit grüßt freundlich, er jagt so viel das Wilden erlaubt wie mancher Besen in der Küche und kündigte mir erst heute an, daß er wenigstens noch 3 Wochen zu jagen hätte bis er all seine Jagden abgetrieben hätte, werd’s aber kaum so lange mit ihm aushalten.