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Georg Gottfried Gervinus und Georg Beseler an Karl Hegel, Heidelberg, 14. Juni 1835

Herrn Carolus Hegel, studenten1 und designirter königlich preußischer Staatsbürger und Gjäger2, zum 21sten Geburtstage.

In Erwiderung des Neulichen
Kommen die erfreulichen
Geburtstagsgratulanten
Mit den bekannten
Glückwünschungstermen,
Eur Herz zu erwärmen.
Gott gebe wunderbar
Segen für dieses Jahr;
Frisch „fröhlich“ freien Sinn,
Geistes und Leib’s Gewinn! –
Grimme Beserkerwuth
Thut nicht im Sommer gut;
Kühlensten Weines Schwall,
Sänft’ge des Blutes Wall,
Und was Euch sonst noch treibt,
Beßer verschoben bleibt,
Wie auch des Weines Maß
Fast noch des Winters fraß
Prelat im klaren Schein,
Frischer Firnewein.
Also nicht treiben lassen
Euch in bedrängter Hast; –
Selber der Treiber seyd,
Treibet die Sorge weit,
Und was Euch Sorgen macht
Flieht wie die wilde Jagd.
Weg, o Theologie!
Was will die Historie?
kommt auch Philosophie?
Hängt sich dran Poesie?
Hera! du toller Schwarm,
Greif mir nicht in den Arm!
Schaut, wie den Becher er
fröhlich schwingt hin und her;
Blinzelnd3 das Auge schaut
Nach der geliebten Braut;
Ja, bist mein Liebchen gut,
fideles Rebenblut,
Drück Dich ans volle Herz,
Küß Dich im wilden Scherz, –
komm an den rothen Mund,
Gieb Deine Liebe kund;
Wollen zum Zeichen klar
Mischen uns wunderbar.
Sophie! ‘ne Flasche her,
Erich’s4 ist wieder leer.


Vorstehende wenige und kurze Zeilen sollten dem Herrn Jubiliar ein angenehmes Andenken seyn und bleiben von seinen dienstbeflißensten

Gervinus
G. Beseler.

P. S. Nach glaublicher Aussage der S. T. Geborenen ist der jetzige schon sein 22ter Geburtstag, welches hiermit, wie billig, corrigirend nachgeholt wird.

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