Ich antworte Ihnen spät dießmal. Vielerlei ist die Ursache. Erst wollte ich Ihnen gern eine bestimmte Antwort wegen Italien1 geben, allein dieß verzögerte sich so, daß ichs selbst jetzt nicht kann. Ich muß natürlich wegen finanzieller und Urlaubs- und tausend anderer Rücksichten noch weitläufige Vorbereitung treffen, deren mich alle Raschheit und Festigkeit meines Entschlusses nicht überhebt. Wie nun die Sachen stehen, kann ich nur soviel sagen daß die Reise doch wohl bis Frühling 1838 aufgeschoben werden wird. Indessen kann sich dieß immer noch dahin ändern, daß wir Winter2 schon gehen. Meine Gesundheitszustände müssen das meiste dabei entscheiden. Da leider kein Sommer zu kommen scheint, der bei mir so viel hätte gut machen müssen, so fürchte ich sehr, daß mir auf Herbst3 das Bedürfniß eines neuen Lebens zu dringend werden wird, als daß ich länger aufschieben kann. Sollte es nun so kommen, so müssen Sie einen eben so schnellen und raschen Entschluß fassen, als ich. Warum wollen Sie Ihr Probejahr nicht später abhalten? Sie werden nach dem Examen4 die stärkste Erholung so nöthig haben, daß die Reise grade dann am besten angewandt sein wird. Und es wäre doch schade, daß wir um ½ Jahr Differenz diese Reise nicht zusammen machen sollten. Wegen Ihren ! Vorbereitungen5 erlauben Sie mir Eine Bemerkung. Ich würde an Ihrer Stelle weder Italienisch lernen, wenn Sie es nicht ohnehin thun wollen, noch namentlich archäologische und antiquarische und kunstgeschichtliche Studien machen, wie Sie vorzuhaben scheinen; es müßte denn sein, daß Sie 1½ – 2 Jahre bleiben wollen. Wollen Sie sich aber mit uns mit 6 – 8 Monaten begnügen, so ist dieß nicht allein mein Rath, sondern ich wollte Sie erlaubten mir Ihnen hier zu gebieten. Ich mache die Reise zum 2ten mal und bitte Gott, dass er mir dabei alle Gelehrsamkeit aus den ! Kopf treibe, damit ich die Natur und die Kunst des Landes noch Einmal ganz ungetrübt und ungestört von Gedankenwerk und Beziehung und Nachdenken auf mich wirken lasse. Das Erstemal gar muß dieß sein und man hat 8 Monate vollauf zu thun, um nur diesen reinen Eindruck zu empfangen, das heißt um nur ohne Übersetzung all die Sachen zu sehen. | Lesen Sie Göthes Briefe aus Italien, lesen Sie etwa Winkelmanns Hauptsachen durch – oder Wollen Sie sich gar an Meyers trockne Kunstgeschichte wagen, das wäre das Äußerste was ich Ihnen zugäbe. – Träte nun irgend ein anderes Hinderniß entgegen, Cholera und dergleichen so wäre das freilich höchst übel. Was Ihre andere Vermuthung betrifft, so ist leider noch keine Hoffnung da, die die Reise Hoffnung störte. Ist es Victories Jugend oder meine Kränklichkeit, ich weiß nicht. Aber wir sind auch so glücklich, um so mehr, da ich in dieser Hinsicht immer guter Hoffnung auf die Zukunft bin, wenn es sich mit mir bessert; und dann freue ich mich der reinsten Jugendlichkeit Victories auch, um die es wahrlich so frühe schade wäre.6
Dies also ist der erste Grund, der meine Antwort den ersten Monat nach Ihrem Brief7 verschob. Der 2te ist ein trauriger. Mitte April starb meiner Frau ihre Tante in Hamburg8; mir – meine gute Mutter. Ich habe lange genug gewartet, um Ihnen nicht mit Klagen schwer zu fallen: Sie sehen aber, daß der Himmel fortfährt, mich schwer zu erinnern, wie viel Gutes er mir gegeben. Er hat mir für meine neue Heimat9 die alte10 gleich genommen, denn nun bindet mich weniges mehr oder nichts an meine Vaterstadt. Ich kann Ihnen nicht mit kurzen Worten sagen, was mir meine Mutter war; sie war vielleicht in jeder Hinsicht anders als die Ihrige, und doch – so mannigfaltig ist die Natur in ihrem Guten – war sie mir Alles was Ihnen die Ihre sein kann, und berechnen Sie danach die Größe meines Verlustes. Ich habe die noch Lebende schon betrauert, denn ich wußte es wohl, daß der Tod meines Bruders die arme Frau bald nach sich ziehen würde. Unerwartet kam es mir daher nicht, aber so oft mich die leiseste Beziehung an sie erinnert, so bricht mir ein großer Schmerz wie eine Wunde weit auf, denn über Alles was uns Menschen Gott Gutes und Liebes gab geht doch eine Mutter, die das war, was Ihr Name sagen will, und deren grundlegendem Beispiel und Muster wir Alles danken, was wir von Charakter und Gemüth in uns haben. An mir ist keine gute Faser, was dieß beides angeht, die ich nicht von ihr hätte.
Sie begreifen, daß mir es nach all diesem um so mehr Noth thut, am Quell neues Lebensmuthes zu trinken, denn ich bin dadurch sehr herabgestimmt, zumal da meine Gesundheit immer unbefestigt bleibt. Sie berühren Einen Punct, der mir viel zu denken giebt, in dieser Beziehung. Ich fühle es, daß ich auf die Länge nicht zum Docenten, und | nicht an diesen Ort hier tauge! Aber doch ist meine Lage nicht so, daß ich das kann. Sie brauchen also das Schlimme nicht von meiner Reise zu fürchten, daß ich damit der Universitätswirksamkeit entsage. Ich würde an dieser neuen Freude gewinnen, wenn ich irgendwo mit Beseler und Ihnen zusammentreffen könnte. Alles andere kann ich entbehren, wenn ich, auch nur Einen Gleichstrebenden neben mir habe. Ohne diesen weiß ich wenigstens in sonst üblen Verhältnissen gar nicht zu bestehen. Ich glaube daß ich aus diesem Grunde manchen jungen Freund, den ich hatte, überschätzt habe, nur um mir weiß zu machen, daß er meinen Gang billige und theilen werde. Hier hab ich Niemand, über den ich mich selbst nur so täuschen könnte! Sie haben keine Vorstellung von der Prosa, die in diesem Hannover herrscht. Ich denke mir das in Preußen doch ganz anders. Hier geht das Publicum in ein Budentheater eines herumziehenden Packs, die Lücke, Mühlenbruch und sonstige Celebritäten voraus in Eifer der Unterstützung und des Beifalls, und Bach und Gluck würden hier schlecht wegkommen. Es ist kein leidlicher Musiklehrer nur hier! Sie können denken, wie es da um einen Menschen meines Calibers steht. Ich beneide Sie um Ihren Kreis11. Ich denke lange daran, einen ähnlichen um mich zu sammlen, ich kann die Mannschaft aber nicht aufkriegen. – Ritter kommt nun hierher, ich hoffe wenig davon. Kennen Sie Trendelenburg? Er soll tüchtig sein und ist glaub ich ein Freund von Beseler und Dahlmanns12. Er war auch auf der Liste; und ich hätte glaub ich mehr Neigung und Vorutheil für ihn gehabt als für Ritter.
Mit meinem Drama13 hab ich nicht Spaß gehabt. Sie mit Ihrem alterthümlichen Sinn schauen eine Zote? Was sind die Ecclesiengehen, die Thrauungsfeiern, und so viel Anderes im Aristophanes als Zoteneinkleidung? Der innere Sinn und die Ausführung muß das weisen und heiligen. Wissen Sie daß die komische Poesie niemals die Zote und das Grobnatürliche entbehren kann? Ich werde das Stück nicht in aristophanischen, sondern in göthe-hans sachsichen Tone zu halten suchen und ganz populär deutsch bleiben.
Meine Historik ist gedruckt. Lesen Sie sie, schreiben Sie mir darüber, und zeigen Sie sie in den Berliner Jahrbüchern an.
Von Herzen grüße ich Sie mit meiner Frau
Ihr Gervin.
1Geplante Reise Georg Gottfried Gervius’ (1805-1871) und seiner Ehefrau Victorie (1820-1893) nach Italien, zu der auch der Freund aus der Heidelberger Zeit, Karl Hegel (1813-1901), eingeladen war; zur tatsächlich stattgefundenen Italienischen Reise Karl Hegels 1838/39, auf welcher er auch mit dem Ehepaar Gervinus zusammentraf und gemeinsame Zeit verbrachte vgl. einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 61 ff.2Winter 1837/38. 3Herbst 1837. 4Dies bezieht sich auf die Vorbereitung Karl Hegels (1813-1901) auf seine Doktorprüfung an der Berliner Universität, welche 1837 erfolgte; vgl. dazu Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 57. 5Gemeint sind die Vorbereitungen auf die geplante Italienreise. 6Die Ehe der beiden blieb kinderlos. 7Bislang noch nicht aufgefunden. 8Zum familiären Hintergrund und damit auch zur Hamburger Familie von Victorie Gervinus vgl. einführend Gervinus, Leben, S. 300 ff.9Göttingen. 10Darmstadt. 11Karl Hegel lebte und wirkte zu dieser Zeit in Berlin. 12Gemeint ist der Historiker Friedrich Christoph Dahlmann (1785-1860) mit seiner Familie. 13Vgl. dazu hier: Brief 18370220_01.
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
UB Heidelberg
.
UB Heidelberg1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Gervinus
, Georg Gottfried: Leben. Von ihm selbst (1860), Leipzig 1893.
Gervinus
, Leben
1893
Goethe (Göthe), Johann WolfgangJohann Wolfgang Goethe11854023817491832Goethe, Johann Wolfgang (1749–1832), auch Göthe, deutscher Dichter.
Meyer, Johann Heinrich11873338917601832Meyer, Johann Heinrich (1760–1832), war Kunstschriftsteller und Kunsthistoriker sowie Maler.
Schelver, Victorie (Victoria), verh. GervinusVictorie Schelver, verh. Gervinus11659528018201893Schelver, Victorie (Victoria) (1820–1893), Gesang- und Klavierlehrerin, Musikwissenschaftlerin, Ehefrau von Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Gervinus, N. N.-um 1835/36Gervinus, N. N. († um 1835/36), Bruder des Historikers, Literaturhistorikers, Politikers und Germanisten Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Lücke, Friedrich11857503117911855Lücke, Friedrich (1791–1855), Theologe, wirkte von 1827 bis 1840 als Hochschullehrer für Dogmatik und Ethik sowie für Neues Testament an der Universität Göttingen.
Mühlenbruch, Christian FriedrichChristian Friedrich Mühlenbruch11716244217851843Mühlenbruch, Christian Friedrich (1785–1843), in Rostock geborener Rechtswissenschaftler, der nach seinem Studium an den Universitäten Rostock, Greifswald, Göttingen und Heidelberg sowie nach seiner Promotion im Jahre 1805 in Rostock habilitiert wurde. Ab 1810 war er ordentlicher Professor an den Universitäten Rostock, Greifswald, Königsberg und Halle, bevor er von 1833 bis zu seinem Tod an der Universität Göttingen wirkte.
Bach, Johann Sebastian11850553X16851750Bach, Johann Sebastian (1685–1750), in Eisenach geborener Komponist, Kantor, Konzertmeister und vielseitiger Instrumentalist.
Gluck, Christoph Willibald11853984117141787Gluck, Christoph Willibald (1717–1787), war Komponist und gilt als einer der bedeutendsten Opernkomponisten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Ritter, Heinrich August11657172117911869Ritter, Heinrich August (1791–1869), Philosoph, 1833 ordentlicher Professor an der Universität Kiel, 1837 an der Universität Göttingen.
Trendelenburg, Friedrich AdolfFriedrich Adolf Trendelenburg11862380X18021872Trendelenburg, Friedrich Adolf (1802–1872), in Eutin geborener Philosoph und Pädagoge, der an den Universitäten Kiel, Leipzig und Berlin Philosophie und Philologie studierte und im Jahre 1826 promoviert wurde. 1833 wurde er außerordentlicher, 1837 ordentlicher Professor an der Universität Berlin und war mehrfach ihr Rektor.
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Dahlmann, Dorothea, verh. Reyscher
Dorothea Dahlmann, verh. Reyscher124275062218221847Dahlmann, Dorothea (1822–1847), war die Tochter des Historikers und Politikers Johann Friedrich Dahlmann (1785–1860) aus dessen erster Ehe mit Julie Dahlmann (1795–1826), geb. Hegewisch, als Tochter des Historikers Dietrich Hermann Hegewisch (1746–1812) und frühere Verlobte des Juristen und Jugendfreundes Karl Hegels, Georg Beseler (1809–1888); seit 1844 war sie verheiratet mit dem verwitweten Rechtsgelehrten und Württemberger Politiker August Ludwig Reyscher (1802–1880), zeitweise ordentlicher Professor der Jurisprudenz an der Universität Tübingen, dessen zweite Ehefrau sie war und dem sie zwei weitere Kinder schenkte.
Horn, Wilhelmine Albertine Luise (Louise), verh. DahlmannLuise Horn, verh. Dahlmann11601453918001856Horn, Wilhelmine Albertine Luise (Louise) (1800–1856), war die zweite Ehefrau des Historikers und Politikers Friedrich Christoph Dahlmann (1785–1860), Tochter des dänischen Oberstleutnants Friedrich Bogislaus von Horn und der Sophie Georgine Luise Warnstedt sowie Stiefmutter von Dorothea Dahlmann (1822–1847) aus Dahlmanns erster Ehe mit Julie Dahlmann, geb. Hegewisch (1795–1826).
Aristophanesum 450/444 v. Chr.380 v. Chr.Aristophanes (450/444-um 380 v. Chr.), griechischer Komödiendichter.
Sachs, Hans11860459714941576Sachs, Hans (1494–1576), in Nürnberg geborener Schuhmacher und Dichter, der als Anhänger der lutherischen Reformation und mit seinen Fastnachtsspielen, Schwänken, Gedichten u. a. große literarische Bedeutung über Nürnberg hinaus erlangte.
ItalienDie in der Form eines Stiefels als Apeninnen-Halbinsel ins Mittelmeer hineinreichende Landschaft von den Alpen bis Sizilien war politisch bis ins 19. Jahrhundert vom Nebeneinander einer Vielzahl von Staaten und von Fremdherrschaft geprägt. Im Zuge der italienischen Nationalbewegung (Risorgimento) kam es erst 1861 zur Gründung des Königreiches Italien als eines Nationalstaates mit König Viktor Emanuel II. (1820-1878) an der Spitze.
Darmstadt49.872775,8.651177Etwa 30 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegene Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Hessen.
Hannover (Stadt)52.3744779,9.7385532Ehemalige welfische Residenz- und Festungsstadt und bis 1866 Hauptstadt des Königreichs Hannover, dann Hauptstadt der preußischen Provinz Hannover, etwa 300 Kilometer westlich von Berlin an der Leine gelegen.
Preußen, Prusse Königreich Preußen (französisch: Prusse), auch Ostpreußen als östlichste Provinz des Königreichs.
Italiänische/italienische Fahrt/Reise (1838/39)Forschungsreise Karl Hegels nach Italien in den Jahren 1838/39, die er teilweise mit dem Ehepaar Gervinus, Georg Gottfried (1805-1871) und Victorie (1817-1893), unternahm.
Examen, ExaminaAbschlussprüfung(en) vornehmlich bezogen auf den Studienabschluss, auch: Promotionsprüfung, Rigorosum, Doktorexamen.
archäologischAuf der Archäologie beruhend, sie anwendend, betreffend, auf sie bezogen, zu ihr gehörend.
antiquarischAus einem Antiquariat bzw. von einem Antiquar stammend, dazu gehörend, ihm zuzuordnen; alt, gebraucht.
kunstgeschichtlichAuf die Kunstgeschichte bezogen, zu ihr gehörend, sie beinhaltend, auf ihr basierend.
Rath, RätheRat einer Stadt, Stadtrat; mit Erstarken der Zünfte gegenüber den alteingesessenen Geschlechtern bzw. ratsfähigen Patriziergeschlechtern oftmals fortschreitende Differenzierung in z. B. den „Äußeren“, „Großen“, „Neuen“ oder „Jungen“ Rath/Rat, wohingegen der eigentliche, in dem die wichtigen laufenden Geschäfte rund um die Stadtleitung bzw. -verwaltung erfolgten nunmehr als „Kleiner“, „Enger“ oder „Alter“ Rath/Rat bezeichnet wurde; in einer weiteren Unterscheidung konnten auch noch Ausschüsse hinzutreten, die bisweilen auch „Geheimer Rath“ bzw. „Geheimer Rat“ genannt wurden; auch Bezeichnung für ein Mitglied dieses Rat(h)es; Berater eines Herrschers auch als Gremium oder Regierungsbehörde (z. B. Hofrat, Geheimrat); auch: Ratschläge.
Gott, auch: HerrHier bezogen auf die biblische Schöpfungsgeschichte im Christentum als höchstes gedachtes und verehrtes überirdisches Wesen.
Winkelmanns HauptsachenWichtigste bzw. bedeutendste Werke des Archäologen, Bibliothekars, Antiquars und Kunstschriftstellers Johann Joachim Winckelmann (1817-1768), wie etwa sein 1764 in Dresden schließlich erschienenes zweibändiges Werk der „Geschichte der Kunst des Altertums“, genauso wie seine frühe, 1755 ebenfalls in Dresden erschienene Publikation: „Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“.
KunstgeschichteWissenschaft von der geschichtlichen Entwicklung der bildenden Kunst als Teilgebiet der Kunstwissenschaft.
Kunstgeschichte, MeyersEs handelt sich wohl um folgende Ausgabe: „Heinrich Meyer’s Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen und Römern. Zeit ihres Abnehmens. Herausgegeben mit einer Vorrede von Dr. F[riedrich] W[ilhelm] Riemer. Großherzogl[icher] Sächs[ischer] Hofrathe und Bibliothekar. Dresden, […] 1836“.
CholeraAuch Asiatische Cholera genannte schwere bakterielle Infektionskrankheit mit verschiedenen Ausprägungen, die verbreitet im 19. Jahrhundert epidemisch und pandemisch auftrat.
ProsaSprache ohne formale Bindung durch Reim, Verse, Rhythmus; im metaphorischen Sprachgebrauch auch Synonym für: Nüchternheit, Poesielosigkeit.
Publicum, publicumPublikum; auch im Sinne von Form der Vorlesung bzw. „Collegium publicum“ gebracht für: öffentliche Vorlesung an einer Universität; öffentlich, allgemein, staatlich.
BudentheaterKleineres, einfaches Theater, Volkstheater, Marktbudentheater, Jahrmarktstheater mit entsprechenden Stücken, oftmals auch durch fahrende Schauspieltruppen vorgebrachte Theaterstücke.
Packpejorativer Sprachgebrauch und Synonym für: Pöbel; fahrende Schauspieltruppe (vgl. Budentheater).
CelebritätenZelebritäten, Berühmtheiten, exponierte/prominente Persönlichkeiten etc.
CaliberKaliber hier im Sinne von Art oder Sorte.
DramaSchauspiel.
ZoteDerb-obszöner oder auch als geschmacklos empfundener Witz.
EcclesiengehenBesuch von Ekklesien, also den antiken Volksversammlungen der Stadtstaaten im alten Griechenland.
ThrauungsfeierVermählungsfeier, Feierlichkeit im Rahmen einer Trauung, Eheschließung, Heirat.
Poёsie, PoesieAus dem Griechischen stammender Begriff für einen bestimmten Text, der traditionell nach der poetischen (literarischen) Gattungseinteilung in Drama, Epik, Lyrik (nach der Poetik als Theorie der Poesie von Aristoteles {384v. Chr.-322v. Chr.}) produziert wurde; auch: Zauber.
Grobnatürliche, dasDerb-Unverfälschtes, -Ursprüngliches, -Ungezwungenes, -Unverbildetes, -Ungekünsteltes; hier auch vornehmlich vor dem Hintergrund von Klassik und Romantik zu sehen, durchaus auch im Spannungsfeld zwischen Natur und Kunst.
Historik (Gervinus)1837 in Leipzig erschienene Publikation Georg Gottfried Gervinus’ (1805-1871) unter dem ganzen Titel: „Grundzüge der Historik“; zugleich Synonym für Geschichtswissenschaft sowie für die Lehre von der historischen Methode der Geschichtswissenschaft und den Teilbereich der Geschichtswissenschaft, der sich mit den Grundlagen des Fachs (Methodik, Quellenkunde, Hermeneutik etc.) beschäftigt.
Berliner JahrbücherDie „Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik“ wurden von der im Hause des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) im Jahre 1826 gegründeten Sozietät für wissenschaftliche Kritik herausgegeben und erschienen von 1827 bis 1846; ihr Kennzeichen waren namentlich gezeichnete Rezensionen.
Berliner, BerlinerinZu Berlin gehörend, auf Berlin bezogen, Berlin zuzuordnen; in Berlin bzw. Preußen lebende, arbeitende und sich damit entsprechend (preußisch) identifizierende Menschen – auch im politischen (kleindeutschen) Sinne.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis