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Georg Beseler an Karl Hegel, Basel, 21. August 1837

Liebster Hegel!

Angesichts Ihres Berufs antworte ich Ihnen, wie Sie es gewünscht haben. – Zuerst aber meinen herzlichsten Glückwunsch für die bestandene Promotion2. Ohne Ballast kommt man nun einmal nicht weg auf dieser Lebensreise; und Sie werden selbst sehen, wie viel behaglicher man fährt, wenn man davon das Nöthige an Bord genommen hat.

Sie werden es lächerlich finden, und es doch bemerken, daß schon dieser Act des Doctorirens Sie zu manchen Menschen angenehmer stellen wird.

Jetzt zur Hauptsache. Es würde mich un- endlich freuen, wenn wir uns in Göttingen treffen könnten. Sie haben recht, – wir drei gehören zusammen3; und müßen zusammen halten, um unserer selbstwegen und um der Sache wegen; denn wir dürfen es uns nicht verhehlen, daß wir in unserm Kreise ziemlich auf uns selbst beschränkt sind4. Was ist da, förderlicher und erquicklicher, als das trauliche Zusammenseyn, die mündliche Beredung.

Ich will Ihnen nun sagen, was ich thun kann, um das Rendez-vous zu befördern. Ich reise über Göttingen und nicht über Amsterdam; und reise so ab, daß ich zwischen den 25. und 30. September in Göttingen bin. Früher kann ich nicht kommen, weil die Collegen hier erst Ende September aufhören, und ich natürlich zum Schluß nicht zu sehr eilen möge. Das Göttinger Jubiläum5 reizt mich auch gar nicht. – Durch die Abreise im September gehe ich wahrscheinlich Schlossern aus dem Wege, der mir neulich in einem ganz herrlichen Briefe meldete, er wolle jetzt nach Italien reisen, und bitte mich daher, erst im October in Heidelberg einzutreffen, weil er früher nicht zurück sey. Allein das ist doch zu unbestimmt gesprochen, als daß ich mich darnach richten könnte. Auch hoffe ich halb und halb (Gott verzeihe es mir) daß Schlosser durch die Cholera von Italien ferngehalten wird, und früher nach Heidelberg zurück kommt. Also, lieber früh Ende September treffen Sie mich in Göttingen; können Sie ehe lange warten, so erfreuen Sie mich sehr. Sonst müßen wir allernächstens Privatconferenz halten; und wer weiß, ob Gervin sich nicht auch nach Rostock oder Berlin, etwa zu Ostern6 bringen ließe. Die italienische Reise7 steht freilich dazwischen; aber die ist jetzt doch wohl nicht so ganz ausgemacht, – zumal der Freund sich jetzt merklich wohler zu fühlen scheint. Wenigstens ist er kürzlich zu Fuß im Harz gewesen.

Ich hoffe, daß Sie mir jedenfalls Ihren Reiseentschluß8 mittheilen werden, damit ich, wenn Sie warten können, mich möglichst tummle. Kommen Sie sicher nach Göttingen, so grüßen Sie mir die dortigen Freunde.

Unwandelbar
Ihr GBeseler.

P. S. Daß Baumstark9 sich durch ein unpaßendes Feilschen vielleicht um die Berufung bringt, sieht ihm ganz ähnlich. Ich schreibe ihm keine Sylbe darüber.