Göttingen 21. März 1838.
An Carl Hegel.
Lieber Freund! Kurz vor Thores Schluß d. h. vor … Abreise ergreife ich die Feder, um Ihnen aus meinem deutschen Unterstand einige freundliche herzliche Zeilen des Abschieds zuzusenden. Die Lage unserer gemeinschaftlichen Freunde ist herzzerreißend. Die … Bewegungen in Leipzig werden Ihnen bekannt sein, wenn Sie Dahlmanns Vorrede zu der Albrechtschen Schrift gelesen haben. Sie ist heute hier verboten. Sie enthält eine juristische Deduction, so wie sie mir die liebsten sind. Soll denn kein rechtliches Gehör bei angeblichen Staatsverbrechen mehr Statt finden? Ich fürchte, daß Gervinus wahrsagender Geist die Wahrheit prophezeit hat. Für keinen der Männer hat bis jetzt ein Asyl sich gefunden. Ewalds Ruf nach Tübingen ist die einzige Ausnahme. Welches Ansehen aber auf dem Namen Göttinger Professor ruht, darüber Folgendes. Professor …, ein Kirchenhistoriker, war von der Marburger Facultät dem hessischen Ministerio bei einer Vacanz …. Dieses wendet sich an den Hofrath Bauer, gegenwärtig mein eifriger …, mit der Anfrage, ob er zu den 7. oder zu den 8. gehöre, oder mit einem dieser Männer in irgend freundschaftlicher Verbindung stehe. Er erhält ein Zeugniß absoluter politischer Bombenfestigkeit. Das Ministerium präsentirt ihn dem …: und dieser erwiedert: er wolle keinen Göttinger Professor …. Heute erzählt … zu Professoren vociren wollen. … hat es gleich abgelehnt! Ritter ist von Jansen dem König von Dänemark präsentirt, und dieser hat erwidert, er wolle die … Georgia Augusta nicht ferner … Relata refero. Ich glaube unter diesen Umständen, daß ich schwerlich die Erlaubniß erhalten haben würde, mich zu ihnen hinüber zu …, und muß mir um so mehr Glück wünschen, in der Schweitz litterarische Muße zu finden. Denn hier ist es kaum zum Aushalten, die bürgerliche Gesellschaft befindet sich in der wüthendsten Spannung. Auf einem Ball Mühlenbruch ist es neulich zu einer … gekommen. In dem Zimmer, wo die Philister …, hingen Langenbad und der … | was mich veranlaßte, die … und Gesellschaft sofort zu verlassen. Nachher sollen die … in der Luft herum geflogen sein, und Mühlenbruch hat den Toast ausgebracht. Pereat …. ! So nennt er die Anhänger der 7 Der Buchhändler Ruprecht darauf: Pereat die Königlichen! Mühlenbruch Pereat die 7, und alle die ihnen anhangen, die Dummköpfe! Mehrere Gäste verlassen das Zimmer. Die Folge hievon, und davon, daß er früher gesagt haben soll, die Studenten hätten sich in Witzenhausen wie die dummen Jungen …, daß er Mittwochs so furchtbar ausgetrommelt und gepfiffen ist, daß er das … geschlossen hat. Das sind die Folgen unbändiger Leidenschaft. Ähnliche Scenen müssen die Universität ruinieren. Man sieht einem unruhigen Semester entgegen. Viele tragen sich mit der chimärischen Hoffnung einer Restitution der 7. Die Stadt und die Universität haben, wie man sagt, auf Veranlassung des Curatoriums eine desfalsige Petition an das Cabinet ergehen lassen. Ich sehe nicht ein, wozu das nützen soll, wenn es nicht etwa … des Curatoriums ist, welches sich selbst die Finger nicht verbrennen will. Eine Masse schwacher Lichter bewirbt sich fortwährend um die erledigte Stelle: so klug ist aber das Curatorium, daß es den Schund verschmähet. Keiner … hat bis jetzt reüssirt.
Mit Gervinus bin ich in der letzten Zeit viel in Correpondenz gewesen. Ich beabsichtigte anfangs mit ihm zu reisen, allein wir differirten um 10 Tage, und ich konnte hier nicht fertig werden. Er ladet mich ein, September und October mit Ihnen in Neapel und Rom zuzubringen. Läßt sich dies irgend einrichten, so thue ich es. Die Schwierigkeit ist, daß in Basel August und October Ferien sind, September gelesen wird, und ein … soll keine neuen … gleich annehmen. Das hätte Ernst August merken sollen! Jedenfalls, lieber Freund, sehen wir uns noch in diesem Jahr, und ich hoffe daß Sie mir über Ihre Pläne, und wie es Ihnen sonst geht, nach Basel einmal schreiben werden. Leben Sie wohl! Empfehlen Sie mich dem gnädigen Andenken Ihrer lieben Mutter, und grüßen Sie Ihren Bruder von Ihrem
Wunderlich.
Göttingen, 21. März 1838
Wunderlich, Agathon Gottlob Friedrich WalterAgathon Gottlob Friedrich Walter Wunderlich11735444918101878Wunderlich, Agathon Gottlob Friedrich Walter (1810–1878), in Göttingen geborener Sohn des Klassischen Philologen Ernst Karl Friedrich Wunderlich (1783–1816) und Bruder des preußischen Konsistorialpräsidenten Oskar Wunderlich († 1882). Er war von 1842 bis 1847 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Rostock, vorher vier Jahre an der Universität Basel und ab 1847 an der Universität Halle, bevor er 1850 Richter am gemeinschaftlichen Oberappellationsgericht der vier Freien Städte des Deutschen Bundes in Lübeck wurde.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Privatbesitz
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Privatbesitz
1000
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Albrecht, Wilhelm EduardEduard Wilhelm Albrecht11864439418001876Albrecht, Wilhelm Eduard (1800–1876), in Elbing geborener Rechtswissenschaftler und Politiker, der 1837 zu den „Göttinger Sieben“ gehörte. Nach seinem Studium an den Universitäten Berlin, Göttingen und Königsberg wurde er am Pregel 1825 außerordentlicher und 1829 ordentlicher Professor, bevor er 1830 als Ordinarius an die Universität Göttingen wechselte. Nach seiner dortigen Entlassung Ende 1837 wurde er im Folgejahr Privatdozent, 1840 Professor an der Universität Leipzig und war 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Ewald, Georg Heinrich AugustHeinrich Ewald11868285718031875 Ewald, Georg Heinrich August (1803–1875), in Göttingen geborener Orientalist und evangelischer Theologe, der von 1827 bis 1837 außerordentlicher Professor an der Universität Göttingen war, dann als einer der „Göttinger Sieben“ Ende 1837 entlassen wurde, von 1838 bis 1848 an der Universität Tübingen lehrte und forschte und schließlich an die Universität Göttingen zurückkehrte.
Bauer, N. N.- -Bauer, N. N., Hofrat.
Friedrich VI. von Oldenburg, König von Dänemark132500175917681839Friedrich VI. (1768–1839) von Oldenburg, von 1808 bis 1839 König von Dänemark, bis 1814 auch König von Norwegen.
Mühlenbruch, Christian FriedrichChristian Friedrich Mühlenbruch11716244217851843Mühlenbruch, Christian Friedrich (1785–1843), in Rostock geborener Rechtswissenschaftler, der nach seinem Studium an den Universitäten Rostock, Greifswald, Göttingen und Heidelberg sowie nach seiner Promotion im Jahre 1805 in Rostock habilitiert wurde. Ab 1810 war er ordentlicher Professor an den Universitäten Rostock, Greifswald, Königsberg und Halle, bevor er von 1833 bis zu seinem Tod an der Universität Göttingen wirkte.
Ruprecht, Carl August Adolf13689820317911861 Ruprecht, Carl August Adolf (1791–1861), in Göttingen geborener Buchhändler und Verleger und Sohn des Carl Friedrich Günther Ruprecht (1730–1816), der nach Besuch des Gymnasiums in Lüneburg und Lehrzeit als Buchhändler in den väterlichen Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen eintrat und ihn bis 1842 mit seinem Schwager leitete. Dann zunächst Alleininhaber, wurde sein Sohn Carl Johann Friedrich Wilhelm Ruprecht (1821–1898) im Jahre 1847 Teilhaber des Unternehmens.
Ernst August I., König von HannoverErnst August I., König von Hannover11853092517711851Ernst August I. von Hannover (1771–1851), König von Hannover von 1837 bis 1851, Sohn König Georgs III. von Großbritannien und Irland (1738–1820) und der Herzogin Sophie Charlotte zu Mecklenburg-Strelitz (1744–1818), gebürtiger Herzog von Braunschweig-Lüneburg, in Großbritannien 1. Duke of Cumberland and Teviotdale, war ein britischer Prinz aus dem Haus Hannover aus einer Nebenlinie der Welfen stammend. Seit 1714 wurde Hannover, zunächst als Kurfürstentum, ab 1814 als Königreich, bis zum Tod des britischen Monarchen Wilhelm IV. (1765–1837; Haus Hannover) in Personalunion mit Großbritannien regiert. Mit der Thronbesteigung der Königin Victoria (1837–1901; Haus Hannover) als seiner Nachfolgerin in England endete diese Personalunion, da das Erbrecht in Hannover keine Frau auf dem Thron zuließ. Daher wurde dort der 66jährige Tory und Onkel Victorias neuer König, der sogleich bei seinem Amtsantritt 1837 das erst 1833 erlassene relativ freiheitliche Staatsgrundgesetz abschaffte, um absolutistisch herrschen zu können. Hierauf erfolgte der Protest der sogenannten „Göttinger Sieben“ Professoren, die infolgedessen allesamt von der Universität Göttingen entlassen wurden. Zu ihnen zählte neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) auch Friedrich Christoph Dahlmann (1785–1860).
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Thöl, Johann HeinrichJohann Heinrich Thöl11875716418071884Thöl, Johann Heinrich (1807–1884), in Lübeck geborener Rechtswissenschaftler, der von 1826 bis 1829 an den Universitäten Leipzig und Heidelberg studierte, 1829 promoviert wurde und sich 1830 habilitierte. Von 1842 bis 1849 war er ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Rostock, dann bis zu seinem Tode an der Universität Göttingen. In den Jahren 1848/49 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Leipzig51.3406321,12.3747329Am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe gelegene Universitäts- und Messestadt in Sachsen.
Tübingen48.5236164,9.0535531Stadt am Neckar im Königreich Württemberg mit 1477 gegründeter Universität, etwa 40 Kilometer südlich von Stuttgart gelegen.
Marburg50.8090106,8.7704695Etwa 90 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main gelegene Universitätsstadt und ehemalige Residenzstadt an der Lahn. Die 1527 von Landgraf Philipp I., dem Großmütigen (1504-1567), gegründete Universität war die erste evangelisch-lutherische Hochschule ihrer Art.
SchweizIn Kantone eingeteilte Republik im Nordwesten der Alpen zwischen Bodensee im Nordosten und Genfer See im Südwesten, an Frankreich, den Deutschen Bund, Liechtenstein, Österreich und Italien grenzend.
Witzenhausen51.3424772,9.8578217Etwa 25 Kilometer südlich von Göttingen und etwa 25 Kilometer östlich von Kassel gelegene Kleinstadt westlich der Werra.
Neapel (italienisch: Napoli)40.8358846,14.2487679Stadt an der Westküste der Apeninnen-Halbinsel am Golf von Neapel, circa 220 Kilometer südöstlich von Rom entfernt gelegen.
Rom (Roma)41.8933203,12.4829321 Nahe der Westküste der Apeninnen-Halbinsel in Mittelitalien gelegene Hauptstadt des antiken Römischen Reiches, die 1871 Hauptstadt des neuen Königreiches Italien wurde. Der Vatikan als Stadtteil Roms war zugleich Sitz des Papstes als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Basel47.5581077,7.5878261Schweizer Stadt am Rhein, circa 150 Kilometer westlich von Konstanz am Bodensee und etwa 70 Kilometer südlich von Freiburg im Breisgau gelegen.
Universität GöttingenIm Jahren 1734 von Kurfürst Georg II. August (1683-1760) von Braunschweig-Lüneburg, von 1727 an auch König George II. von Großbritannien, gegründete Universität, deren Entstehung maßgeblich von Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen (1688-1770) betrieben wurde.
CuratoriumBeratungs- und/oder Aufsichtsgremium für eine Institution.