Dein letzter Römerbrief2 kam zur rechten Zeit nach Berlin, um uns Deine herzlichsten Glückwünsche zu überbringen; ich habe am Hochzeitstage3 Deiner und Gervinus treu gedacht. Auch freute es mich, daß ich Deiner Mutter von Dir erzählen konnte, und wenn ich auch ihren Auftrag, Dir zu sagen, daß sie nach Florenz poste restante schreiben werde, spät ausrichte, so will ich es doch nicht ganz unterlaßen. Sie schien mir sehr wohl zu seyn, und hatte gerade an Tholucks Frau einen lieben Besuch.
Was Du mir von Dir schreibst, erfreut mich sehr. Das Studium des Macchiavelli wird Dich sehr fördern; auch ich habe mir ihn lange zur ernsten Betrachtung aufgehoben und hoffe bald einmal freie Hand für ihn zu erlangen. Bis jetzt habe ich nur Einzelnes gelesen. Wie steht es mit Deiner projectirten Geschichte der Reformationszeit4? Bist Du dazu gekommen, Dich darauf zu concentriren? Oder gestattete Italien keine solche isolirte Arbeit? Für Dich, der Du zum ersten Male da gewesen, würde ich das sehr natürlich finden. Doch wünsche ich lebhaft, daß Du die Idee nicht ganz aufgiebst. Ich bin erst neulich davon überrascht worden, wie selbst im Rechte die Zeit vor jeder andern an großartigem Streben voraus war; sie hat das Höchste angestrebt, und relativ das Großartigste erreicht auch in dieser Beziehung, was die Deutschen mit Bewußtseyn zu erringen trachteten. Mündlich mehr davon; ich sage diß mit Freude, obwohl ich ganz empfinde, wie wenig Du zunächst in der Heimath finden wirst. Aber ich hoffe, der kleine Weg zwischen Berlin und Rostock wird von Dir bald zurückgelegt seyn, und als ein lieber Gastfreund wirst Du bald in meiner freundlichen Wohnung weilen, um Erlebtes mitzutheilen und im freudigen Austausch von Wunsch und Willen das gemeinsame Ziel nur klarer zu verfaßen. – Wäre nur erst die Zeit da, denn kommen muß sie sicher und bald, wo wir drei5 zusammen leben und streben könnten. Wir werden uns wieder sehen, gereift und gewachsen, nur an Treue und Wahrheit der Empfindungen dieselben.
Mich beschäftigt vorläufig noch meine Monographie6, die möglichst bald beendet werden soll, und neben dem gewöhnlichen Universitätskram ein wahrer Actenwust, für kurze Zeit ein lehrreiches Material, aber freilich für die Länge unerträglich. Ich hoffe auf mein gutes Glück, welches mich immer dann von einem Ort und einer Stellung entfernt hat, wenn ich ihrer nicht mehr nothwendig bedurfte. Daß ich übrigens nicht ganz dem Detail verfallen bin, kannst Du später aus einer Recension von Phillips deutschem Privatrechte im Februarheft der Jahrbücher sehen.7
Was mich sehr freut, ist, daß ich mit Gewißheit weiß, daß mein neues Leben in der Ehe, statt mich abzuziehen, mir nur eine noch solidere Grundlage für meine Studien bieten wird. Emilie versteht es im hohen Grade, mich aufzufrischen und zu beruhigen. Sie geht weiblich schön auf meine Bestrebungen ein, und nimmt sich davon so viel heraus, als nöthig ist, um über Manches ihre Liebe zum Verständniß zu bringen. Du bist ihr als meiner liebsten Freunde Einer theuer und werth; sie hat sich gefreut, Deine Mutter kennen zu lernen, und grüßt Dich aufs Herzlichste. Laß bald etwas von Dir hören, liebster Hegel, und warte nicht zu lange, Dich sehen zu laßen.