Faltbrief mit Poststempeln, rotem Wachssiegel, Postvermerken: BERLIN … 5-6 Einkreisstempel O P 23/10 HEIDELBERG 11 FEB 41 Zweizeilenstempel
Sr. Wohlgeb. / Herrn Professor Dr. G. Gervinus / in / Heidelberg.
Berlin,
Lieber Gervin!
Dein Mißmuth über unsre politischen Zustände in Preußen scheint leider recht zu behalten, und diese Stimmung nimmt immer mehr überhand. Was hatten die ersten schönen Reden nicht für einen Hall auflodernder Begeisterung entzündet, welcher sich selbst die bedenklichen nicht entziehen konnten! man vergaß sogar das kalte Wasser, das schon im Anfang in Königsberg hineingegossen worden, da die Aussicht auf eine Constitution von vorne herein abgeschnitten wurde; man wollte das nicht verstehen, bis der spätere ausdrücklich nachgetragene Commentar es deutlich genug machte. Nach den Reden erwartete man nun aber doch Handlungen. In den Reden selbst war ohnehin nur die Form der Öffentlichkeit das Neue, Überraschende und Begeisternde; der Inhalt vom gerechten Reiche und dergleichen verstand sich ja ohnehin als verdammte Schuldigkeit von selbst. Da die Handlungen ausblieben, so wurde man ungeduldig; schlimme Gerüchte gingen auf wie böse Geschwüre und in der Langeweile unterhielt man sich mit Postillen undSatiren. So geht's jetzt noch fort und man weiß nicht, was draus werden soll. Der üble Humor zeigt sich wo er die Gelegenheit findet, so im Theater als das langweilige frömmelnde Stück, Athalie von Racine, dem Publicum als erbauliche Sonntagsunterhaltung geboten wurde. Es war auch ziemlich plump und handgreiflich; dergleichen faux pas haben wir übrigens schon mehrere aufzuweisen. Hernach, wenn die öffentliche Meinung laut wird, möchte man sie gern zurückthun; man hat aber nicht den geringsten Tact die Allgemeine Meinung vorher zu beurtheilen. So lahm und erbärmlich kann es aber doch nicht fortgehen, denke ich mir; man wird doch endlich sehen, wo es hinauswill, ob man sich in eine entschiedene Opposition gegen den Zeitgeist und seine Forderungen setzten wird; die letztern werden auch gerade ungeduldig und lassen nicht mehr lange mit sich capitulieren. Die Frömmigkeit ist jetzt auch ein erbärmliches Palliativ um den | Geist, der sich regt, in Ruhe und Positivität zu lullen, und doch scheint das Mittel als Nothanker gebraucht werden zu sollen. Ich möchte, daß das Donner Wetter drein schläge!
Unsre deutschen Angelegenheiten stellen sich mir nicht ganz so schlecht vor wie Dir. Die Franzosen haben uns sogar einen Anflug Patriotismus erregt; nicht bloß in dem matten Rheinland, (das wahrlich nicht seine 1000 Thaler werth war), mehr in der Art, wie dieses aufgenommen wurde, in dem gemeinschaftlichen Rüsten gegen den Erbfeind, in dem Hinweisen auf Elsaß als Deutsches Land undsofort, wovon unsre Zeitungen voll sind. Dergleichen ist doch lange nicht da gewesen und immer ein erfreuliches Zeichen für die Zukunft. –
Lieber Gervin, ich habe die Schule satt und aufgekündigt. Ich halte es in diesem einförmigen Train von ledernem Pedantism nicht länger aus. Erfreuliche Resultate sind dabei nicht zu gewinnen; von einem näheren Verhältniß zu den Schülern, Einfluß auf deren Charakter und dergleichen ist ohnehin in unsrer Stadt, wo man den Hausgenossen nicht kennt und den Freund wegen der Entfernung nur alle Vierteljahre sieht, nicht die Rede. Dieses Schulamt könnte ich nur als Nahrungszweig1 betrachten, dazu ist mir aber jetzt das Opfer auch zu groß, und so lange ich noch ein freier Mensch bin, d. h. unverheirathet und mit einem kleinen Vermögen versehen, bin ich nicht gesonnen, meine Zeit und besten Kräfte zu verkaufen. Das wäre nur meine letzte Zuflucht. Jetzt fühle ich noch Muth mich anderweitig zu versuchen. Also zu Weihnachten habe ich mich schnell entschlossen und gleich aufgesetzt für Ostern2. Ich behalte dann nur 6 Stunden, um vorläufig nicht ohne äußere Thätigkeit zu sein und etwas Geld zu verdienen, und gehe auf den Docenten los. Für die Historiker sind die Aussichten beim Eichhorn’schen Ministerium nicht ungünstig. Dönniges ist nicht ohne Hoffnung auf eine außerordentliche Professur hier oder in Breslau. Dem Papencordt ist sie in Bonn fast sicher. Diese Leute haben freilich gute Connexionen und wissen sie gut zu benutzen, aber hier zu Lande ist nichts ohne dieses. Meine Actien in dieser Beziehung sind sehr gesunken. |Philosophie undmeines Vaters Name gilt nichts im neuen Ministerium undSchulze vermag wenig. Ich mußte fast lachen, wie ich in Deinem Briefe fand, daß ich Dahlmann’s Berufung aufs neue einleiten sollte. Ich kam mir fast wie ein Geheimer Rath vor und vergaß, daß ich bloß ein kleines Doctorlein bin, das nur hier3 und da etwas erhorcht und dann ein Samenkörnlein fallen läßt, das vielleicht nie aufgeht. Aber Dahlmann geht jetzt wieder nicht nach Bern. Das ist doch sonderbar, und gewiß nicht am wenigsten hart für den festen und entschlossenen Mann, daß er hier sogar unentschlüssig sein muß. Was hat er wohl jetzt wieder für Aussichten? Von einem Meklenburger hörte ich, daß Dahlmann von einigen MeklenburgischenGutsbesitzern eingeladen worden ihr Sachwalter zu werden, wofür ihm Landgut undGehalt angeboten werde. Derselbe billigte es, daß Dahlmann nicht darauf eingegangen. – Denke nur (aber verrathe es Niemandem), daß Beseler den Plan hat, mir eine Professur in Rostock zu verschaffen. Das wäre über alle Maßen herrlich, wenn ich die bekäme! Es soll eine Professur der Philosophie sein, bei der ich historischeVorlesungen halten würde. Wieder mit4 Beseler vereinigt zu werden, einen kleinen, aber sichren Wirkungskreis zu finden, eine gesicherte Existenz zu erhalten – ich würde es für ein überschwengliches Glück halten, wenn ich dazu mit einem Male käme. Gewiß theilst du am allermeisten unsre Freude darüber, wenn es gelänge. Ich glaube nicht, daß es nöthig ist, Beseler zu ermuntern, sonst würde ich Dich darum bitten. Meinen Geist, meiner Thätigkeit würden Flügel geschenkt werden, wenn ich in den Universitätsberuf so mit einem Mal versetzt würde. Die Schulpraxis, ich sehe es wohl ein, war mir durchaus als Vorbereitung dazu nöthig; aber nun müßte ich mich auch nicht lange mehr mit der Vorbereitung eines leidigen Docententhums quälen und mich durch die Hemmungen einer eifersüchtigen Concurrenz und einer scheelsichtigen
Facultät hindurchschlagen.
Meine Arbeiten sind sehr langsam vorwärtsgegangen. Die Grippe hat mich einige Zeit (mehrere Male) ganz davon entfernt; die Schulstunden unterbrechen die besten Momente und den Zusammenhang und lähmen die Kräfte. Ich beschäftige mich jetzt lediglich mit dem früheren Mittelalter der toscanischenStädte und ihrer Entwicklung zur Freiheit bis zur Mitte des 13ten Jahrhunderts; ich habe es dabei mit fast lauter Urkunden zu thun und ist eine verflucht trockene Geschichte mit weniger Ausbeute. Gott stehe meiner armen Seele bei! Grüße Deine liebe Victorie herzlich. Möchte es mit Deiner Gesundheit doch wieder gut stehen! Bitte, laß mich bald von Dir hören.
Dein
getreuer Hegel
P. S. Grüße Ida. Sage Niemandem von Beseler’s Plan.
1Unsichere Lesart. 2Ostern fiel im Jahr 1841 mit Ostersonntag und Ostermontag auf den 11./12. April. 3Unsichere Lesart. 4Hier wie im Folgenden fragmentarische Stelle durch Papierverlust; ergänzt anhand des Kontextes.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
UB Heidelberg
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UB Heidelberg1000
Racine, Jean11859752316391699Racine, Jean (1639–1699), französischer Tragödiendichter.
Eichhorn, Johann Albrecht FriedrichJohann Albrecht Friedrich Eichhorn10433526217791856Eichhorn, Johann Albrecht Friedrich (1779–1856), in Wertheim geborener Staatsmann, der von 1840 bis 1848 preußischer Staatsminister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten war; in Erfurt war er 1850 im Unionsparlament für das Königreich Preußen Mitglied des Staatenhauses und dessen Alterspräsident.
Papencordt, FelixFelix Papencordt11603067418111841Papencordt, Felix (1811–1841), in Paderborn geborener Historiker und Philosoph, der sich nach seiner Berliner Promotion im Jahre 1832 bis 1840 zu Forschungszwecken vor allem in Rom und Süditalien aufhielt und ein umfangreiches wissenschaftliches Werk hinterließ. Im Jahre 1841 wurde er außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Bonn, starb aber noch vor Aufnahme seiner Lehrtätigkeit.
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Schulze, JohannesJohannes Schulze11886028317861869Schulze, Johannes (1786–1869), in Mecklenburg geborener evangelischer Theologe, Philologe, Gymnasiallehrer und Bildungspolitiker, ab 1818 Beamter – zuletzt Wirklicher Geheimer Oberregierungs- und Vortragender Rat – im preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten mit Zuständigkeiten für das höhere Schulwesen, die Universitäten, Akademien, Bibliotheken und öffentlichen Sammlungen.
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Beseler, Georg Karl ChristophGeorg Beseler11851019318091888Beseler, Georg (1809–1888), Jurist und preußischer Politiker, war in der Heidelberger Studienzeit neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) einer der beiden engsten Freunde Karl Hegels (1813–1901). Er wurde ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an den Universitäten Rostock, Greifswald und Berlin.
Schelver, Victorie (Victoria), verh. GervinusVictorie Schelver, verh. Gervinus11659528018201893Schelver, Victorie (Victoria) (1820–1893), Gesang- und Klavierlehrerin, Musikwissenschaftlerin, Ehefrau von Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Becher, Ida, verh. WeberIda Becher11716469018041880Becher, Ida (1804–1888), verh. Weber, war Tochter des Juristen und Schriftstellers Georg Ludwig Becher (1775–1815) und der Majorstochter Caroline Schunck (1779–1870); seit 1839 war sie mit dem Historiker und Pädagogen Georg Weber (1808–1888) in Heidelberg verheiratet; das Ehepaar hatte eine Tochter und vier Söhne.
Preußen, Prusse Königreich Preußen (französisch: Prusse), auch Ostpreußen als östlichste Provinz des Königreichs.
Königsberg54.70464845,20.456566646621738Residenzstadt des Herzogtums, dann Königreichs Preußen, am Pregel gelegen, seit 1824 Sitz der Oberpräsidenten der Provinz Preußen.
RheinlandKulturlandschaft am deutschen Mittel- und Niederrhein, die staatlich und von der entsprechenden Verwaltung her nicht genau abgrenzbar ist. Historisch wurde der Begriff erst im ausgehenden 18. Jahrhundert geprägt in Folge der Auseinandersetzungen mit dem revolutionären Frankreich unter Napoleon und im weiteren Verlauf nach dem Wiener Kongress von 1815, als die auf dem linken Rheinufer gelegenen Gebiete auf Bayern („Kurpfalz“), Hessen und Preußen verteilt wurden.
ElsaßLandschaft im Osten Frankreichs, von den Vogesen bis zum Flußlauf des Rheines und von der Burgundischen Pforte im Süden bis zur Stadt Weißenburg an der Lauter im Norden reichend, an die Schweiz und Deutschland grenzend.
Breslau51.1089776,17.0326689Etwa 380 Kilometer südöstlich von Berlin gelegene Hauptstadt der preußischen Provinz Schlesien am Oberlauf der Oder, die als Herzogtum Schlesien im Jahre 1742 vom Erzherzogtum Österreich an das Königreich Preußen überging.
BonnAuf eine römische Gründung zurückgehende alte kurfürstliche Residenzstadt am Rhein mit menschlichen Besiedlungsspuren, die ca. 14.000 Jahre zurückreichen, nach französischer Herrschaft ab 1815 eine Stadt des Königreiches Preußen, etwa 30 Kilometer nördöstllich von Köln gelegen.
Bern46.9484742,7.4521749Etwa 120 Kilometer südwestlich von Zürich und etwa 150 Kilometer nordöstlich von Genf gelegene Bundesstadt (Hauptstadt) der Schweizer Eidgenossenschaft an der Aare.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
ConstitutionKonstitution, Verfassung.
Commentar, CommentareKommentar/-e als wissenschaftliche, kritische Erläuterung/-en und Anmerkung/-en zu einem literarischen Werk.
PostilleReligiöses Erbauungsbuch, Predigtensammlung; spöttisch-pejorativ auch für: zielgruppenspezifische Zeitung/Zeitschrift mit entsprechender Thematik.
Satyre, SatireSatire als Kunstgattung (Literatur, auch Karikatur etc.), welche durch Übertreibung, Ironie, Spott etc. an Personen und Ereignissen Kritik übt und sie der Lächerlichkeit preisgibt, um damit Zustände anzuprangern; künstlerisches Werk, das zur Gattung der Satire gehört.
AthalieTragödie aus dem biblischen, alttestamentarischen Stoff „Athalia und Joas“ (Buch der Könige) in fünf Akten aus dem Jahr 1691, verfasst von dem französischen Dichter Jean Baptiste Racine (1639-1699).
Publicum, publicumPublikum; auch im Sinne von Form der Vorlesung bzw. „Collegium publicum“ gebracht für: öffentliche Vorlesung an einer Universität; öffentlich, allgemein, staatlich.
faux pasFauxpas aus dem Französischen für: Taktlosigkeit, Tritt ins Fettnäpfchen; Verstoß gegen gesellschaftliche Umgangsformen.
PalliativBloßes Linderungsmittel, welches die Ursache einer Krankheit, eines Leidens an sich nicht bekämpfen kann.
NothankerNotanker, Rettungsanker (im metaphorischen Sprachgebrauch), zugleich auch satirischer Roman des Aufklärers Christoph Friedrich Nicolai (1733-1811) unter dem vollen Titel: „Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker“ und damit ebenso entsprechendes Sprachspiel.
PatriotismusNationalgefühl, Liebe zum Heimatland (bisweilen auch ambivalent gebraucht).
ErbfeindIn der Frühen Neuzeit im deutschen Sprachraum, wohl unter Aufnahme einer sprachlichen Wendung Martin Luthers (1483-1546) aufgekommener Begriff für einen Gegner, mit dem seit langer Zeit bzw. über Generationen hinweg Kämpfe, kriegerische Auseinandersetzungen etc. stattfinden
Deutsches LandBegriff im Umkreis der Anhänger der deutschen Nationalbewegung im 19. Jahrhundert bezogen auf die deutschen Länder, die man sich in einem vereinigten Deutschland als Nationalstaat wünschte.
TrainEnglisch/Französisch für: Zug/Bahn.
PedantismEnglisch für: Pedantismus, Pedanterie.
Stadt, StädteAllgemein in einer Landschaft, einer Herrschaft bzw. in einem Staat verkehrsgünstig, oft zentral gelegener Knotenpunkt von Handel und Gewerbe, Regierung, Verwaltung, Militär und Kult; oftmals Mittelpunkte eines Volkes und weltweit nachweisbar auch hinsichtlich früher Hochkulturen; innerhalb der europäischen Geschichte enge Verflechtung mit Markt und Handel, Ansiedlung von Kaufleuten, Handwerkern und Militär; frühes Streben auf europäischen Boden innerhalb der Städte nach Freiheit und Selbstverwaltung auch äußerlich in Form der freien Reichsstädte mit eigenem Stadtrecht („Stadtluft macht frei“) in Abgrenzung zum geltenden Landrecht, womit die Städte auch als Keimzelle des Bürgerstandes anzusehen sind. Mit seinen Arbeiten zur städtischen Verfassungsgeschichte und der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München beteiligte sich Karl Hegel (1813-1901) führend an der faktisch-wissenschaftlichen Beweisführung hinsichtlich dieser Annahme hin zur bewiesenen Tatsache, womit seine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der stadtgeschichtlichen Forschung als gleichsam richtungsweisend wie fundamental anzusehen sind.
HausgenosseIm Mittelalter Glied einer Hausgemeinschaft; im Gewerbebereich auch Mitglied einer Genossenschaft oder Zunft, z. B. Münzerhausgenossen; Mitbewohner in einem Mehrparteienhaus.
SchulamtLehramt, Lehrtätigkeit an einer Schule.
NahrungszweigWahl eines Berufes innerhalb einer Branche, die jemandem von entsprechenden Gehalt/Verdienst in der Lage ist zu ernähren, also nahrungserwerblicher Beruf, Brotberuf.
Docent, DozentLehrender.
DocententhätigkeitDozententätigkeit, Lehrtätigkeit als Dozent an einer Universität oder Hochschule.
HistorikerGeschichtswissenschaftler.
MinisteriumSeit dem 19. Jahrhundert gebräuchlicher Begriff für die höchste Verwaltungsbehörde eines Landes mit einem bestimmten, ihr zugewiesenen Aufgabenbereich im Sinne von Ressort sowie Dienststelle; darüber hinaus auch die Gesamtheit der Minister, Ministerrat und Regierung bedeutend.
Ministerium für Unterricht und Cultus, königlich preußischesKultusministerium des Königsreichs Preußen.
ConnexionenKonnexionen, Verbindungen, vorteilhafte Beziehungen; berufliches, gesellschaftliches etc. Netzwerk.
PhilosophieWissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Ergründung, Deutung und dem Verständnis der Welt und der menschlichen Existenz auseinandersetzt.
BerufungHier im Sinne von: Ruf auf eine Professur und damit Angebot für ein wissenschaftliches Amt.
Geheimer Rat(h), Geheimer Rath, Geheimerrath, Geheimrat(h); auch: Geheimer OberrathVornehmlich auf die Zeit des Absolutismus zurückgehender Titel als Bezeichnung für ein Mitglied des Hof- oder Staatsrat als Beratungs- und Regierungsorgan eines Herrschers, welcher im 19. Jahrhundert zumeist als Ehrentitel in monarchischen Staaten gebraucht wurde.
DoctorleinDeminutiv von „Doctor“, also Doktor im Sinne eines promvierten, männlichen Menschen.
MeklenburgischMecklenburgisch, also: auf Mecklenburg bezogen, dazu gehörend, darauf bezogen, Mecklenburg beinhaltend etc.
GutsbesitzerOftmals gebraucht auch als Synonym für: „Gutseigentümer“, also jemandem, dem ein Gut, z. B. Landgut, oder mehrere davon gehören bzw. der die Verfügungsgewalt darüber hat.
LandgutGutsbesitz bzw. Gutseigentum auf dem Land in Form von Anwesen, Gehöft, Ländereien etc.
GehaltBeamtenbesoldung.
Professur, ProfeßurLehramt an einer Universität oder Hochschule.
Vorlesung(en)Lehrveranstaltung(en) an Universitäten.
UniversitätsberufBerufstätigkeit an einer Universität, Universitätslaufbahn.
DocententhumHier gebraucht als despektierlicher Begriff für Laufbahn als Privatdozent an einer Universität oder Hochschule.
ConcurrenzKonkurrenz.
scheelsichtigGebraucht im Sinne von: scheelsüchtig, also: neidisch, missgünstig.
GrippeInfluenza; umgangssprachlich auch für anderweitigen grippalen Infekt.
Mittelalter, Mittel-AlterZeit von ca. 600 bis 1500 innerhalb der europäischen Geschichte als historische Epoche gelegen zwischen der Antike und der Frühen Neuzeit.
toskanisch, auch: toscanischAuf die Toskana bezogen, Ihr zuzuordnen, sie beinhaltend.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
Gott, auch: HerrHier bezogen auf die biblische Schöpfungsgeschichte im Christentum als höchstes gedachtes und verehrtes überirdisches Wesen.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis