Ich habe mir Deine Angelegenheit noch einmal von allen Seiten überlegt, und bin dabei zu dem Hauptresultat gekommen, daß ich gegenwärtig nur durch Both etwas für Dich durchsetzen kann. In dieser Beziehung war mir Deine Nachricht von Deinhardt sehr wichtig. Deßen Berufung kann nur von Both betrieben werden, denn die 2 Facultät weiß nichts davon, und Both wollte mir neulich über diesen Punkt Confidencen machen, die ich aber aus bewegenden Gründen abparirte. Die jetzt vacante ordentliche Profeßur der Philosophie läßt sich also nicht für Dich gewinnen. Allein gestern bin ich zu Both gegangen, um auf andere Weise für Dich zu wirken. Nach vielem Hin- und Herreden (es ist schwer, mit ihm ins Klare zu kommen) forderte ich über folgende zwei Punkte seine bestimmte Erklärung:
1. Ob er das dringende Bedürfniß anerkenne, einen Docenten für Geschichte hierher zu ziehen? – Ja.
2. Ob er sich von Deiner Qualität genügend überzeugt habe, …3 Berufung wenn auch nur als außerordentlicher Profeßor, … betreiben? – Ja, und zwar werde er es thun, wenn er Ostern4 nach Schwerin gehe.
Ich fragte ferner, ob es nöthig sey, ihn persönlich durch weitere Zeugniße und Empfehlungen von Deiner Tüchtigkeit zu überzeugen ? – Nein, das sey nicht nöthig; Schulze ihm ausführlicher über Dich schreibe. – Darauf habe ich versprochen, daß ich es veranlaßen werde, daß er binnen 14 Tagen einen solchen Brief von Schulze erhalte. Du wirst deßen Güte also für Dich in Anspruch nehmen müßen; ich wiederhole, daß es angemeßen seyn wird, wenn Schulze die Sache so faßt: Er habe erfahren, daß Both sich nach einem jungen Historiker für Rostock umsehe, um ein dort gefühltes Bedürfniß abzustellen, daß er namentlich über Dich nähere Nachrichten wünsche u.s.w. – Denn Both ist so, daß er vor Allem gerne die äußere Ehre einer Sache für sich behält, und es wird ihn entschieden für Deine Berufung mehr intereßiren, wenn Alles den Anschein nimmt, als gehe sie zunächst von ihm aus. – Nur daß Schulze von Boths Wunsch, über Dich Näheres zu erfahren, von mir Nachricht erhalten hat, kann er etwa andeuten.
aber um für Schwerin einen Rückhalt zu haben, wünsche er, daßSo stehen die Sachen, liebster Hegel, und das ist, was ich dabei zu thun und zu rathen weiß. Precair ist noch Alles; denn ich bin noch gar nicht sicher, wie eifrig Both seyn, und wie weit er reüßiren wird. Allein, wie gesagt, jetzt weiß ich nichts weiter zu thun. Schlägt dieser Versuch fehl, so läßt sich vielleicht im Sommer etwas direct beim Minister durchsetzen; ich gebe diesen weiteren Weg nicht auf, allein er muß bis zuletzt und bis auf einen günstigen Zeitpunkt aufgespart werden. – Eine Empfehlung von Gervinus einzuholen scheint mir jetzt noch nicht nöthig, so wie ich auch vorläufig nur wünsche, daß Schulze an Both schreibe. Sollte ihm dieses jedoch unangenehm seyn, so könnte er ja den Brief an mich richten, damit ich ihn weiter mittheilte, – was ich jedoch aus den oben angeführten Gründen nicht für so wirksam halte. – Deine Anwesenheit würde gegenwärtig ohne besonderen Nutzen seyn; später wäre es vielleicht anders. Jedenfalls hoffe ich, daß Du im nächsten Sommer Deinen Freund auf einige Zeit besuchst.
Im Allgemeinen gehe ich von der Ansicht aus, daß es Dir wichtig ist, sofort in die academische Carriere als Profeßor einzurücken, womit dann wohl ein Gehalt von 400. Thalern verbunden seyn würde. Aussichten auf ein Ordinariat würden hier ferner seyn; allein Du hättest doch vorläufig eine gesicherte und angemeßene Stellung, eine Basis für spätere Operationen.
Dem Herrn Geheimen Rath Schulze bitte ich mich zu empfehlen; ich bin ihm sehr dankbar für seine gute Meinung von mir. Eine Anstellung in Berlin würde ich ihm freilich gerne verdanken; schon als ich nach Rostock ging, dachte ich mir, es könne vielleicht dahin führen. Ich fürchte aber, daß ich keine persona grata bin und werde; und suche mir meinen nächsten Beruf so angenehm und erfolgreich, wie möglich zu machen, das Weitere meinen guten Sternen überlaßend.
So wie der Stand Deiner Sache sich ändert, schreibe ich Dir wieder; bis zum 23 März treffen Deine Briefe mich sicher hier. – Die Zeugnisse5 halte ich vorläufig in Reserve: bis jetzt habe ich nicht nöthig gefunden, sie zu gebrauchen.
P. S. Ich glaube, Both hat sich bei Trendelenburg nach Dir erkundigt, und günstige Auskunft erhalten. – Wenn Schulze geschrieben hat, laß es mich wißen.