ich habe sofort nach Empfang Deines Briefes2 den Herrn von Both ersucht, wo möglich den Abgang Deines officiellen Rufs zu beschleunigen, und hoffe, daß er Gelegenheit dazu gehabt, und daß es von Erfolg gewesen ist.3 Direct kann ich natürlich bei der Regierung4 deswegen nichts einreichen. Sollte Dir aber noch nichts zugegangen seyn, so rathe ich Dir, an Herrn von Both zu schreiben; ihm zu bemerken, wie sehr es Dir daran liegen müßte, auch in formeller Beziehung zum Abschluß zu kommen, und ihn zu bitten, die Beschleunigung der Sache zu betreiben. Sollte er aber der Ansicht seyn, daß keine weiteren Erlaße der Regierung an Dich nöthig seyen, und auch nicht erfolgen würden, so ersuchtest Du ihn, Dich davon in Kenntniß zu setzen. –| Ich sehe freilich nicht den entferntesten Grund Besorgniße irgend einer Art aus dieser Zögerung herzuleiten, allein natürlich ist es doch, daß Dir ein baldiger bestimmter Abschluß lieb ist, und so wird es am Besten seyn, wenn Du selbst Dich an von Both wendest. Laß aber keine Besorgniß durchblicken, als könntest Du am Bestande der gepflogenen Verhandlungen zweifeln; sondern stelle Alles nur auf den Wunsch, Dich in den Stand gesetzt zu sehen, feste Anordnungen zu treffen. – Zu Deiner Beruhigung kann ich Dir übrigens sagen, daß ich nach Basel5 außer von Both’s Schreiben keine besondere Berufung erhalten habe; daß dieses also nicht für wesentlich gilt. Ich erinnere mich übrigens, daß ich mich damals auch mit allerlei Scrupeln herumtrug.
Neulich hatte ich einen Brief von Gervinus; er fühlte sich wohl und frisch in seiner neuen Burg6, und arbeitete an den letzten Bogen der Literärgeschichte7. Es wird allerdings für ihn ein Großes seyn, wenn er dieß bändereiche Werk hinter sich hat. Auch Schlosser hat mir geschrieben, herzlich und freundlich, – wenn auch in seiner etwas wunderlichen Art, wie wir ihn kennen.
Wenn Du Nachrichten von Both oder aus Schwerin hast, so melde es mir. – Können wir Dich zu Pfingsten8 erwarten? Sonst bestelle Dir Quartier, wenn Du es haben willst; Du […]9 uns immer willkommen seyn.
Mit den besten Grüßen
Dein GBeseler
1Ort und Datum auf der letzten Briefseite, linksbündig, vor dem P. S. 2Brief konnte nicht gefunden werden. 3Dieser Ruf ist noch am selben Tag, dem 26. Mai 1841, erfolgt. Vgl. dazu
Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 97.4Hier ist die großherzogliche Regierung Mecklenburg-Schwerins gemeint. 5Georg Beseler (1809-1888) war von 1835 bis 1837 zunächst außerordentlicher, kurz darauf dann ordentlicher Professor an der Universität Basel, bevor er im Sommer 1837 nach Rostock wechselte. Vgl. dazu DB , sowie
Kern, Beseler, S. 47-66. 6Der Historiker, Literaturhistoriker und Politiker Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) hatte zusammen mit seiner Frau Victorie (1817-1893), geb. Schelver, Musikwissenschaftlerin, nach der Rückkehr von einem zweiten längeren Italienaufenthalt 1839 seinen Wohnsitz wieder in Heidelberg genommen, wo er in der Folgezeit auch Häuser bauen ließ und ein paarmal umzog. 7Georg Gottfried Gervinus erarbeitete und publizierte in den Jahren von 1835 bis 1842 eine fünfbändige, in Leipzig erschienene „Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen“. 830./31. Mai 1841. 9Brief teilweise fragmentarisch durch Papierverlust.
Beseler, Georg Karl ChristophGeorg Beseler11851019318091888Beseler, Georg (1809–1888), Jurist und preußischer Politiker, war in der Heidelberger Studienzeit neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) einer der beiden engsten Freunde Karl Hegels (1813–1901). Er wurde ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an den Universitäten Rostock, Greifswald und Berlin.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Privatbesitz
.
Privatbesitz1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Kern
, Bernd-Rüdiger: Georg Beseler. Leben und Werk, Berlin 1982.
Kern
, Beseler.
1982
Both, Carl FriedrichUniversitätsvizekanzler Carl Friedrich Both11626738017891875Both, Carl Friedrich (1789–1875), in der mecklenburgischen Hansestadt Demmin geborener Jurist und Historiker, der nach seinem Geschichts- und Literaturstudium an der Universität Heidelberg und seinem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Rostock in den Justiz- und Verwaltungsdienst des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin ging. Von 1820 bis 1848 war er Regierungsbevollmächtigter für die Universität Rostock, von 1836 bis 1870 ihr Vizekanzler.
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Schelver, Victorie (Victoria), verh. GervinusVictorie Schelver, verh. Gervinus11659528018201893Schelver, Victorie (Victoria) (1820–1893), Gesang- und Klavierlehrerin, Musikwissenschaftlerin, Ehefrau von Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Schlosser, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Schlosser11879515517761861Schlosser, Friedrich Christoph (1776–1861), von 1817 bis 1861 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Heidelberg. Karl Hegel (1813–1901) besuchte während seiner Heidelberger Studienzeit Lehrveranstaltungen bei ihm, womit er dessen Begeisterung für Dante Alighieri (1265–1321) weckte, die ihn Zeit seines Lebens begleiten sollte. Durch Schlosser kam Karl Hegel speziell auch mit der Geschichte in Berührung, die schließlich seine Berufung werden sollte.
Basel47.5581077,7.5878261Schweizer Stadt am Rhein, circa 150 Kilometer westlich von Konstanz am Bodensee und etwa 70 Kilometer südlich von Freiburg im Breisgau gelegen.
Schwerin53.6288297,11.4148038Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin am Schweriner See, circa 80 Kilometer südwestlich von Rostock gelegen.
Seiner/Se./Sr./S. / Hochwohlgeboren / WohlgeborenAnrede (in dritter Person) für ein Mitglied des niedrigen Adelsstandes („Hochwohlgeboren“) sowie im 19. Jahrhundert auch zunehmend Anrede für Honoratioren aus dem Bürgertum („Wohlgeboren“).
Am Kupfergraben (Berlin)Uferstraße entlang des Kupfergrabens als eines Teilabschnitts des Spree-Kanals. Im – nach damaliger Zählung – Gebäude Nr. 4a wohnte der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) mit seiner Familie, danach für einige Zeit auch noch seine Witwe.
Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen („Literärgeschichte“)Zwischen 1835 und 1842 veröffentlichte Georg Gottfried Gervinus (1805-1871) in Leipzig fünf Bände seiner „Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen“, teilweise bereits in zweiter umgearbeiteter Ausgabe.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis