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Georg Beseler an Karl Hegel, Rostock, 20. Juni 1841

Lieber Hegel!

ich setze voraus, daß Deine Angelegenheit jetzt ganz geordnet ist, und daß Du jetzt unbefangen hier einreiten kannst. Weil es Dir nun lieb seyn wird, noch vor Regulirung der Vorlesungen und überhaupt möglichst bald Dich einmal hier umzusehen, ich auch wünsche, recht bald Dich bei uns zu haben, so lade ich Dich hiermit in meinem und meiner Frauen2 Namen ein, uns sofort zu besuchen. Ich werde meine Arbeiten so einrichten, daß ich von nächsten Sonnabend, den 26. an, einige Tage ganz zu Deiner Disposition habe; wenn also kein Hinderniß besteht, so setze Dich Freitag3 auf die Post4, und laß Dich Sonnabend von Deinen Freunden erwarten. – Jedenfalls schreibst Du wohl noch mit zwei Worten, ob Du kommst oder nicht.

Ich glaube, daß Wunderlich allerdings für Elvers hierher kommen wird, und zwar schon zu Michaelis. Die Regierung5 hat freilich noch keinen Beschluß gefaßt; aber nach einer Conferenz, die ich neulich mit Both darüber hatte, zweifle ich nicht mehr daran. Ich konnte mich aus gutem Gewißen für Wunderlichs Charakter und Tüchtigkeit verbürgen; habe es jedoch auch nicht verhehlt, daß mir Professor Kierulff in Kiel bedeutender erscheint. Indeßen hat dieser Gegner und würde auch beßere Bedingungen nothwendig gemacht haben. Übrigens hat Both nur versprochen, dafür zu sorgen, daß Wunderlich, wenn er berufen wird, sofort mit 1000 Thalern angestellt wird.

Ich freue mich sehr darauf, Dich bald zu sehen; wir werden dann recht viel auszutauschen haben. –

Grüße namentlich Grimms6, und entschuldige mich bei der Frau7; daß ich im Drang der Zeiten ihr die Entbindung meiner Frau nicht angezeigt habe. Ihr Andenken steht bei mir unwandelbar fest. Du gehst vielleicht noch einmal zu ihnen, ehe Du zu uns kommst; daß Du es bei meinen Schwiegereltern8 thust, brauche ich nicht zu bitten.

Herzlichst
Dein GBeseler

P. S. Kennst Du den Tribunalspresidenten Buße9? Derselbe hat mir neulich sehr freundliche Sachen über meine Erbverträge10 sagen laßen.