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Johann Hinrich Wichern an Karl Hegel, Horn, 26. Oktober 1843

Mein sehr lieber, theurer Freund,

die Gelegenheit, Ihnen zu dienen war mir wohl sehr erwünscht, wenn es nur eine erfreulichere gewesen wäre!

Ich habe alles wohl zu Rathe gezogen, um das möglichst Beste für den von Ihnen empfohlenen jungen Mann zu thun; und bin so glücklich gewesen, daß mein mir innig verbundener Freund Dr. Palm den Flüchtling zu sich genommen und ihn ferbergen wird, bis durch Correspondenz die Verhältnisse mit den Eltern geordnet sind.

Hoffentlich wird es gelingen, ihn bis dahin zu beschäftigen, wenigstes werden sich einige angesehene Kaufleute bemühen, diesen Wunsch des jungen Mannes zu erfüllen. Wer Dr. Palm ist wird Ihnen Freund Hofmann sagen können; er ist nach meiner Ueberzeugung diejenige Person in Hamburg, welche am allergeeignetsten ist, Ihren Schützling unter diesen Umständen durch seine Stellung, seine Gesinnung  und vielseitige Tüchtigkeit die mannigfachen Dienste äußerlich und innerlich zu leisten, der er gerade jetzt bedürfen möchte: wenn ich noch hinzusehe, daß Palm einer der mir am innigsten verbundenen Freunde ist, mit dem ich mich ganz verstehe, wie mit wenigen sonst, so wird Ihnen das vielleicht dienen, mich mehr zu entschuldigen, daß ich „Carl Schulz“ nicht selber aufgenommen, was ich aber nicht durfte, ohne in Gefahr zu kommen, der Anstalt eine Verlegenheit zu bereiten. Ich hoffe, von Egloffstein schreibt Ihnen bald selbst, zu sagen, wie es ihm geht; es möchte übrigens wohl sehr zu wünschen seyn, daß er sich bald von hier würde entfernen und ich bitte Sie dahin mitzuwirken so viel Sie können.

Unter hochehrender Begrüßung Ihr
in Liebe verbundener
Wichern