Zum neuen Jahr Glück und Heil,
Auf alte Wunden frische Salbe;
Auf groben Klotz ein grober Keil,
Auf einen Schelmen anderthalbe!2
Kannst Du im nächstem Jahre noch Ordinarius dazu werden, so soll mir das auch recht seyn. Wenn Du Jurist wärst, so ließe sich schon etwas dafür thun; denn vorgestern ist der alte Schildener hier gestorben, und dadurch eine Vocation nöthig geworden. Kommt Glöden auch, wovon ich übrigens nichts Näheres weiß (vorgeschlagen habe ich ihn allerdings) so wird unsere Facultät ziemlich vollständig. Die Schrift über den Engern Ausschuß3 und den darin vorkommenden Ausfall auf mich4 habe ich noch gar nicht gesehen; bin auch gar nicht begierig darauf, denn die ganze Sache liegt mir so fern, und der Feind ist mir im Ganzen so gleichgültig, daß ich doch nichts darauf erwidern würde. Übrigens bin ich in solchen juristisch-politischen Kämpfen nicht sehr empfindlich, und denke, dem Rechten bleibt doch sein Werth. Auch hat Glöden durch einen Brief an mich die Sache wieder gut zu machen gesucht (dieß entre nous) und wenn überhaupt aus einer späteren Collegialität etwas Unangenehmes in Folge jener Attacke hervorgehen würde, so möchte ihm das doch wohl allein zur Last fallen.
Deine Juristen scheinen Dir ja noch immer wegen meines Buchs5 Kummer zu machen; namentlich denke ich mir Thöl enragirt. Laß sie doch; die sind an ihrem bischen Armuth angegriffen, und wollen, da sie nichts davon entbehren können, sich nichts nehmen laßen. Ganz natürlich. Über einen Brief von Ackermann habe ich mich sehr gefreut; danke ihm herzlich dafür; in einer guten Stunde werde ich ihm weitläuftig antworten. –
Hier finde ich unter den höheren Practikern die lebhafteste Zustimmung; sie finden, ich hätte den Weg ange- bahnt zu einer Reform des Juristenstandes; man müße mir das danken. Auch Savigny hat mir einen langen freundlichen Brief geschrieben, und mir mehr nachgegeben, als ich erwartet: Eichhorn (der Minister) hat unverholen seine Freude über das Buch ausgesprochen, – also, siehst Du, kann ich schon zufrieden seyn. Ich hoffe, die Sache wird allmälich auch weiter durchdringen. – Von Gervinus hatte ich neulich auch einen langen Brief; er ist mit seinem Befinden nicht zufrieden, klagt über Abnahme der Arbeitsleichtigkeit; sein Geist wolle nicht mehr wie früher dienen. Ostern6 treffen wir uns in Berlin, um einmal gründlich wieder in Übereinstimmung zu kommen; ich freue mich sehr auf die Zusammenkunft, und hoffe, daß auch Du von der Partie seyn wirst. Er lebt ja viel für sich und verläuft sich, fürchte ich, in Extremen, wenn er nicht einen festen Mittelpunkt der Wirksamkeit findet. Nur auf unmittelbar practische That ist er jetzt gestellt, und müht sich ab, das rechte Ziel für einen großen Schlag zu finden; wie früher der todten Gelehrsamkeit, ist er jetzt auch der wißenschaftlichen Behandlung feind, und findet namentlich, daß mein Buch zu historisch gehalten ist. Treu denke Dir seine frühere Tendenz, wo Alles historisch demonstrirt werden sollte!
Will ich mich über solche Einseitigkeit ärgern, so sprüht er wieder so gewaltige Blitze, daß ich die Kraft seines Geistes bewundern muß. Er kann es nicht ertragen, daß er keinem großen, politisch großen Volke angehört, und hat nicht die Ruhe, am langsamen Bau der Deutschen Erhebung bescheiden mit zu arbeiten. Gott gebe ihm nur Gesundheit, dann wird Alles schon werden; aber ich fürchte, er reibt sich zu früh auf.
Im Hause steht Alles wohl; Frau und Kinder7 sind frisch und gesund; überhaupt ist die nächste sociale Beziehung angenehm für uns; nur die enge Greifswalder Wirksamkeit wird mir noch gerade unerträglich. – Dir geht es hoffentlich gut; schreibe bald und grüße alle Freunde. Mein Haus empfiehlt sich Dir.
P. S. Besorge bitte die Einlagen.8