XML PDF

Georg Beseler an Karl Hegel, Greifswald, 12. März 1844

Lieber Hegel.

ich schreibe Dir heute noch, besonders um Dir das Nähere unserer Reise zu melden. Ende nächster Woche brechen wir nach Berlin auf, und ich rechne sicher darauf, dort längere Zeit mir Dir zusammen zu treffen. Mit Gervinus aber wird es nichts, – wie Du schon befürchtetest; er hat das Rendez-Vous abgeschrieben, weil er wahrscheinlich sein Haus verkauft und um Ostern1 umziehen muß. Dazu sind noch andere Störungen gekommen, die ihn allerdings exculpiren. Mir thut das herzlich leid; ich hatte von diesem Zusammenseyn so Vieles gehofft, ja es war rein nothwendig geworden, wenn es zwischen uns wieder ein rechtes Verständniß geben sollte. Er hat sich mit Beziehung auf mein Buch2 sehr wunderlich gegen mich benommen, und ich fühle, daß sich auch bei mir das alte Band zu lösen beginnt, welches bei ihm, scheint es, schon längst locker geworden. – Übrigens ist er plötzlich einmal wieder umgeschlagen; die destructiven Pläne sind bei Seite gelegt und eine ganz andere Wirksamkeit ist auf dem Tapet. Über das Nähere mündlich.

Ich habe mich in Gedanken daran amüsiert, wie Du von Deinen juristischen Freunden wohl mit der Puchtaschen Recension3, die mein Volksrecht4 todtschlagen sollte, turbirt worden bist. Wahrscheinlich ist meine Antwort5 jetzt schon in Deinen Händen; sonst laß sie Dir vom Bürgermeister6 geben. Exemplare habe ich nicht frei; und sie daher auch nicht an Freunde versendet; der Bürgermeister ist ausnahmsweise bevorzugt. – Über unsere künftigen Studien wollen wir in Berlin recht in Ruhe verhandeln. Dein Italienischer Städteplan7 intereßirt mich sehr; nur mußt Du Dich nicht zu lange bei den Außenwerken aufhalten, und zur bestimmten Ausführung schreiten. – Ich gehe auch, wie Du vermuthest, mit großen Unternehmungen schwanger; nur ist die Deutsche Rechtsgeschichte zurück getreten, und dafür im System des deutschen Privatrechts8 in neuer Auffaßung zunächst im Vorwurf; doch noch etwas embryonenartig, so daß ich wohl erst im Laufe des Sommers zur Ausarbeitung komme. –

An Ackermann schreibe ich noch vor meiner Reise; vorläufig grüße ihn herzlich so wie die übrigen. – Ein Notarius Reichmann in Rostock hat mich dringend um weitere Stundung des Honorars gebeten; sage es bitte an Sohm, und ersuche ihn, nach den Umständen milde mit dem Mann zu verfahren. Sohm kann ihm dann ja auch sagen, daß ich auf diese Weise seinen Brief beachtet hätte.

Ich bitte dich, mir nach hierher zu schreiben, wann Du in Berlin anzukommen gedenkst. Meine Frau grüßt bestens.

Treulichst
Dein GBeseler