Georg Beseler an Karl Hegel, Greifswald, 16. Dezember 1844
Jahn sagt mir, daß Du eine Antwort von mir erwartest, und sie wegen der Angelegenheit des Dr. Buchka gerne möglichst bald haben willst. Ohne diese Aufforderung würde ich wohl noch ein wenig geschwiegen haben, da ich vielfach beschäftigt bin, auch nichts besonderes zu besprechen habe, und dem Vater des Dr. Buchka1, der selbst hier war, mündlich und schriftlich über die hiesigen Verhälniße, insofern sie seinen Sohn betreffen, das Erforderliche mitgetheilt habe, und also erwarten durfte, daß dem Sohne schon dasselbe bekannt geworden. Die Sache ist kurz die, daß hier zunächst eine ordentliche Profeßur des Proceßes zu besetzen ist, auf die Buchka, wie er selbst einsehen wird, keine Ansprüche machen kann. Ob wir es außerdem noch erlangen, einen außerordentlichen Profeßor des römischen Rechts, wozu ich Glöden bestimmt hatte, herbeirufen zu sehen, und ob dabei auf Buchka reflectirt werden wird, darüber läßt sich noch nichts bestimmen. Im Allgemeinen aber kannst Du Deinem Freunde sagen, daß ich ihn achte, und gelegentlich mich bemühen werde, ihm nützlich zu seyn.
Daß Du Dich doch mit einer Damenvorlesung befaßt hast, gefällt mir freilich nicht, weil ich voraussehe, daß sie Dich von Deiner nächsten Aufgabe, und das ist immer die wichtigste, abführen wird. Es soll mir lieb seyn, wenn ich mich darin irre; widerlege mich durch die That. Kannst Du es nicht, so ist der Schaden dein; ich habe meine Seele salvirt.
Auf Eurem Landtage ist es ja wohl nahe beim Prügeln hergegangen. Man sieht, wohin eine solche Perückenverfaßung führt; wie stattlich nehmen sich dagegen meine Landsleute aus. Der Absolutismus ist doch nicht so gefährlich, wie eine verknöcherte Aristokratie. Laß mich doch einmal hören, wie die Sachen bei Euch stehen. – Kommt Thöl denn bald mit seinem Angriff? – Ackermann’s Frau2 hat davon geschrieben, daß er Lust hat mich zu besuchen; wollt Ihr Euch nicht einmal zusammen aufmachen, etwa zwischen Weihnachten und Neujahr? Herberge habe ich nicht für zwei, aber sonst sollt Ihr mir gastlich willkommen seyn.
Grüße alle Lieben herzlich von mir und meiner Frau.