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Maria Helena Susanna Hegel, geb. Tucher, an Karl Hegel, Berlin, 25. Dezember 1844

Inliegender Brief2 von Frau von Egloffstein bringt mich heute am Christtag Morgen wo hoffentlich mein Weihnachtskästchen bei Dir angekommen seyn wird, wieder zu Dir – und Manu den Du Dir heute noch in Magdeburg denkst3 sitzt neben mir und schneidet mir die Feder. Das war mir eine recht unerwartete Freude. Er kam am Heiligen Abend 7 Uhr als eine Geistbescherung an – einige Stunden vorher erhielt ich seine Meldung – Er sieht sehr wohl aus und findet auch mich wohlaussehend – Ich wollte bei der Geistbescherung bei der lieben Sybel seyn – hatte aber nun selbst meine Geistbescherung zu besorgen – und indeß hatte die arme Sybel den Unfall daß sie beim Aufputz ihres Christbaums an dem Auge von den Spitzen desselben schmerzlich verletzt wurde; ich glaube es ist ein kleiner Riß in der Hornhaut – und hoffe es wird nichts bedenkliches seyn – aber ihre Weihnachtsfreude war ihr verdorben. –

Die arme Mutter Egloffstein wendet sich mit ihrer Frage an Dich – Gib ihr so schnell wie möglich Antwort – lieber directe – denn durch mich geht wieder 1 Tag wenigstens verloren – und schreibe ihr nur was Du etwa vielleicht durch Wichern? von ihr weißt und thue dann noch weiter was Du zur Rettung des leichtsinnigen Menschen thuen kannst, durch Wicherns Einfluß auf ihn, wäre er vielleicht doch zur augenblicklichen Rückkehr und zur Erfüllung seiner Pflicht den Eltern zu schreiben zu bringen.

Maclenis Besuch hat mich unterbrochen.

Drum herzlich Lebewohl vor der Kirche.4