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Maria Helena Susanna Hegel, geb. Tucher, an Karl Hegel, Berlin, 18. März 1845

Meinen Herzens Gruß in Eile durch Wunderlich und meinen Herzens Dank für Deinen lieben Brief2 an meinen Geburtstag3 mit dem Du mir eine rechte Geburtstags Freude gemacht hast – er kam als die erste Gratulation am Morgen zugleich mit 4 den auch gleich unsere Freude über alles Liebe was er enthält mit uns theilte –

Deine Damen haben Dir ja recht zart und sinnig ihre Dankbarkeit bethätigt – es ist ein liebes Andenken in dem künftigen Haushalt wenn die Eine Rechte gefunden ist –

Meinen Geburtstag feierte ich nachdenklich am Vormittag die alte ehrliche Bopp und Marheineke und Klitzing nebst Franzens beglückwünscht –

Des Mittags bei Flottwells wo mich der Vater nach allen herzlichen Glückwünschen und gerührten Umarmungen ins Nebenzimmer führte wo mir ein Tisch mit Blumen und vielen erfreulichen Geschenken aufgeputzt war – der liebe Vater hatte mir eine schöne Christall Wasserflasche und Trinkglas mit meinem Namen und Datum eingeschliffen das er selbst für mich ausgedacht und eingekauft geschenkt. Friederike hatte Schuhe, Elise einen 5 Mariechen eine Kammgarndecke Mutter Klarina Manuel Georg jeder hatte das 6 womit er mich überraschte hinzugethan – und am Mittag wurde aus dem bekränzten Pokal meine und auch Deine Gesundheit getrunken – der Vater nimmt immer so herzlichen Antheil an Deinen Briefen und hat es gar gern wenn wir ihm was daraus vorlesen –

Ich bin in diesem Jahr um dieß Alles reicher geworden – vorigen Geburtstag brachte ich in der Hoffnung Deines baldigen Kommens einsam und allein zu und dachte noch nicht an Manuels und Flottwells Hierseyn und an dieß liebe Kind dem ich dieß alles zu danken habe. So leg ich nun auch meine weiteren Sorgen in Gottes Hand und lebe und danke für die glückliche Gegenwart – Es geht auch mit meiner Gesundheit recht leidlich gut – schwache Nerven die nicht viel Unruh ertragen eine Empfindlichkeit für rauhen Wind der mir nach meinem Geburtstag Heiserkeit zugegepen hat – verweisen mich aufs Schonen und Stilleseyn – dann geht’s – und das will ich ja auch, folgen, und mich schonen.

Nun möchte ich Dir noch zu Manuels Ausstattung eine Bestellung machen. Frau Wegener in Warnemünde hat mir ver- sprochen sie wollte mir reine feine Bettfedern und Daunen besorgen aus der Nachbarschaft wo sie selbst ihre schönen Bettfedern eingekauft hat – Wenn Du zur Hochzeit7 hieher komst solltest Du mir sie mitbringen 6 Pfund Daunen und 6 Pfund von den besten Federn. Es hat Zeit bis zum Ganse Rupfen – nur benutze ich die Gelegenheit und schicke ein 8 mit dem Sack worin Dein Schlafrock damit nebst einer Bettzüge von Dir zu dem Transport –

Nun adieu liebes Herz!

Was sagst Du zu den Christ-Katholiken.

Schreib bald wieder – Adieu