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Ida Senfft Pilsach an Karl Hegel, Rostock, 13. April 1845

Lieber Herr Professor!

Wie soll ich Worte finden, mich deshalb genugsam zu entschuldigen, daß ich bis jetzt den Ihnen so werthen Brief der Fürstin2 noch nicht fand, ich kann nichts anders, wie um Vergebung bitten; ach versagen Sie mir diese nicht, ich weiß wie theuer Ihnen jene Zeilen sind, und Sie möglicher Weise derselben beraubt zu haben, ist mir eine größerer Schmerz, als Sie es vielleicht ahnen. Damit er recht sicher verwahrt wäre, nahm ich ihn in meine Schlafstube und legte ihnen zu mehreren anderen Briefen, die ich auch späterhin abzugeben hatte, dies geschah kurz vor meiner Krankheit, das ich aber bei dem Nomadenleben, welches wir jetzt führen, keinen eignen Verschluß für meine Briefe habe, so hat ihnen ein Mädchen, die übrigens Geschriebenes nicht lesen kann, wahrscheinlich bei dem oftmaligen Herausholen von andern Sachen, während der langen Zeit meiner Krankheit herausgerissen und so weiter. Die beiden andern Briefe haben ich abgeben können, und gerade den Ihrigen nicht. Sie glauben nicht wie wehe mir dies thut. Zürnen Sie mir deshalb nur nicht zu sehr, und sagen Sie es mir bald mit eignem Munde, daß kein Groll deshalb in Ihrem Herzen lebt. Denken Sie aber nur nicht daß ich neulich schon nach dem Briefe gesucht, wie alß eine Art von Komödie Ihnen spielte, nein davon war ich fern, mein, von dem vielen Krankseyn so sehr geschwächter Körper, hatte trotz Ihres öfteren Mahnens, des Briefes abermals vergessen.

Mit aufrichtiger Hochachtung und Liebe
Ihre
ergebene Ida von Senfft
geborene Oertzen

P. S. Uebrigens hoffe ich bis zu unserem Umzuge, der erst Ende der künftigen Woche, so Gott will, statt finden soll, den Brief noch zu finden, er kann doch nicht verschwunden seyn. Lassen Sie sich dies eine Warnung seyn, künftighin, für Sie gerade, so unzuverlässigen Händen nichts Ihnen Werthes mehr anzuvertrauen.