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Georg Beseler an Karl Hegel, Greifswald, 18. Mai 1846

Liebster Hegel.

Sogleich nach Empfang Deines Briefs1 habe ich Dein sehr gut entworfenes Programm2 mit aller Empfehlung an Weidmanns3 geschickt, und ihnen anheim gegeben, wenn sie auch noch einen Historiker von Fach hören wollten, Dahlmanns Urtheil sich zu erbitten. Für den Fall, daß sie auf Deine Offerte eingehen wollten, habe ich sie aufgefordert, sich direct mit Dir in Verbindung zu setzen, und Dir Vorschläge zu machen; sonst aber, mir das Programm ohne weiteres zuzuschicken. Bis jetzt, nach 14 Tagen, ist mir noch keine Mittheilung von ihnen geworden, und da sie sehr expedite Geschäftsleute sind, so nehme ich an, daß sie Deinen Antrag acceptirt haben, was ich übrigens nie bezweifelte. So wie etwas Festes unter Euch abgemacht ist, laß mich es wißen; es wird mir ordentlich eine Beruhigung seyn, Dich unter dem Preßbengel zu wißen.

Daß Dir [!] Dich Bethmann-Hollwegs Buch4 in Schrecken gesetzt hat, kann ich mir lebhaft denken; doch bin ich auch überzeugt, daß es Deiner Arbeit5 eher Vorschub als Abbruch thun wird. Eine so selbständige Untersuchung, wie die Deine, in diesem Umfange kann immer für sich bestehen; die Originalität verleugnet sich nicht, besonders wenn ein reichhaltiges, eifrig zusammengetragenes Material hat vermauert werden können.

Dein Aufenthalt in Berlin war unter den jetzigen Umständen wohl tröstlicher für Deine liebe Mutter, als erfrischend für Dich. Im Sommer hoffe ich, werden wir eine frohe Zeit zusammen in Berlin verleben, und dann die schöne Reise! ich freue mich unsäglich darauf, fühle aber auch recht das Bedürfniß, mich einmal recht auszulüften! Die hiesigen engen Verhältniße werden mir doch noch gerade sehr lästig; item was hilft es? man muß sich darin finden, und nur nicht nachlaßen im Arbeiten und Streben. – Von Berlin aus schweigt man gegen mich beharrlich, mag überhaupt mir nicht geneigt seyn. So schlimm aber, wie Stannius es von Litzmann hat hören wollen, ist es nicht; letzterer versicherte mir, daß er auch nicht im Entferntesten eine Aeußerung gethan habe, wie Stannius sie nach Deiner Mittheilung hat vernehmen wollen. Laß aber jede Erörterung über diesen Punct, die doch zu nichts führen würde; unser Freund ist eben unverbeßerlich, wie ich mich selbst noch am letzten Tage seines Hierseyns überzeugte.

Ich habe recht viele Rostocker gesehen in der letzten Zeit; neulich Dr. Kippe und jetzt Strempel hier, ohne sich jedoch bis jetzt bei mir gezeigt zu haben. Die Einlage6 giebtst Du wohl an meinen Schwager7; die übrigen Freunde grüße bestens. Emilie und die Kinder8, Jahn u.s.w. laßen Dich bestens grüßen.

Treulichst
Dein GBeseler

P. S. Sage Stannius, daß ich Brief und Geld von ihm bekommen hätte, und ihm danken ließe.