Rostock, Am 14. Juni 1846.
Hochgeehrter Herr!
Auf Ihr geehrtes mir vorgestern zugekommenes Schreiben habe ich folgendes zu erwidern.
- Was Ihr Anerbieten betrifft, mein Werk, welches ich auf circa 48 Bogen veranschlagt habe, nur in einer Auflage von 500 Exemplaren mit einem Honorar von 50 Louis d’or erscheinen zu lassen, so gestehe ich, daß es ein wenig unter meinen Erwartungen geblieben; indessen da ich die Verhältnisse des Buchhandels nicht zu beurtheilen vermag, da ich zu Ihnen das Vertrauen gefaßt habe, daß Sie mir die unter den Umständen thunlichen Bedingungen vorschlagen würden, da ich bei der Ausarbeitung meines Werks mehr den Gewinn der Ehre und des schriftstellerischen Rufs als irgend eine andere in Aussicht genommen, so erkläre ich mich bereit, dasselbe anzunehmen und übersende Ihnen hiemit einen Theil meines Manuscripts‘, den 6. Theil des Ganzen, das erste Kapitel des Buchs. Sie werden danach die Bogenzahl des ganzen Werks sicher ermitteln können, als ich es nach ungefährer Schätzung vermochte. Sollte die letztere noch wenig zutreffen, als Sie bereits offen gelassen haben, so werden wir uns leicht über die Differenz im Honorar verständigen nach dem von Ihnen angenommenen Ansatz von 1 Louis d’or pro Bogen. |
- Sollte das Ganze noch in der kurzen Zeit bis Michaelis fertig gedruckt werden, so würde, besorge ich, eine Übereilung sowohl in der Überarbeitung der letzten Parthien meines Buchs als bei der Correctur kaum zu vermeiden sein. Da ich aber meiner Arbeit die möglichste Vollendung geben möchte, bin ich gern zufrieden, nur den ersten Theil bis zu Michaelis das heißt bis zur zweiten Hälfte des September gedruckt zu sehen. Der 1. Band würde die 3 ersten Kapitel des Buchs enthalten … und mit dem zweiten ungefähr gleich stark ausfallen.Wenn ich in meinem vorigen Brief die erste Hälfte als die kleinere bezeichnete, so war die Absicht, nur die zwei ersten Kapitel in sie aufzunehmen; es macht sich aber auf die andere Art viel besser. Auch
- Die Theilung des Buchs in zwei Bände wünsche ich hauptsächlich aus dem eben besagten Grunde und auch darum, weil sich dasselbe in dieser Gestalt besser aufnehmen wird, als in der unförmlichen Dikleibigkeit Eines Bandes. (Auch das wissenschaftliche Interesse wird sich ungefähr auf beide Bände gleichmäßig vertheilen). Auf der andern Seite übersehe ich nicht den Nachtheil, den die Verlagsbuchhandlung noch näher angeht als mich, daß sich ein abgeschlossenes Werk besser verkauft als ein solches, das in mehreren Theilen nacheinander erscheint. Daher glaube ich nur Ihrem Interesse entgegenzukommen, wenn ich den Wunsch ausspreche, daß der Druck des zweiten Bandes unverzüglich nach Michaelis beginnen möchte, damit auch dieser noch Ende des Jahres ausgegeben werden könnte. Ich muß es freilich dahin gestellt sein lassen, ob der Geschäftsgang des Buchhandels dies gestattet. |
- Ich wünsche die Zusendung der Druckbogen zur Revision nach vorausgegangenen zwei Correcturen, wie der Aushängebogen nach dem Abzug (die ich zur Ergänzung der Citate, wo ich mich auf früher Gesagtes beziehe, sogleich gebrauche), und erwarte daß die Verlagsbuchhandlung die Kosten davon mir von den Sendungen des Manuscripts‘ übernehmen werde. Von Mitte August an bis Michaelis werde ich
- Ich lege viel Gewicht auf eine gute äußere Ausstattung des Buchs, um so mehr als ich auf einigen Absatz in Italien und
Frankreich rechne, wo man daran sehr gewöhnt ist. Obwohl ich gern anerkenne, daß Ihre Verlagshandlung auch in dieser Beziehung selten etwas zu wünschen übrig läßt, so erlaube ich mir doch Ihnen meine Ansicht darüber noch etwas bestimmter darzulegen und zur gefälligen Berücksichtigung zu empfehlen. … Ich erlaube mir in dieser letzteren Beziehung blos, auf das neueste Buch von
Bethmann-Hollweg Ursprung der lombardischen Städtefreiheit (bei Marcus in Bonn) zu verweisen, wo mir auch der Unterschied der liegenden und
der gerade stehenden lateinischen Lettern in den Noten zur Hervorhebung der Namen besonders wünschenswerth erscheint.
- Endlich brauche ich 25 Frei-Exemplare, unter welchen 8 auf feinerem Papier für meinen Bedarf. …
Es möchte Ihnen vielleicht unbillig scheinen, wenn ich eine Ausstattung begehrte, wie Sie der englischen und französischen Revolution von Dahlmann und Beseler’s Volks- und Juristenrecht, die für ein größeres Publicum bestimmt sind, gegeben haben. Lieber würde mir zum Beispiel die von „Kienes Bundsgenossenkrieg“ nicht in allen Stücken … und Eleganz. Sie werden mir diese Bemerkung, die keine Kritik enthält, nur meinen Wunsch genauer darlegen soll gewiß nicht übel nehmen … –
Ich übersende Ihnen das erste Manuskript, damit, im Fall Sie meinen wie mir scheint billigen Wunsche genehmigen, der Druck sogleich beginnen kann. Im andern Fall bitte ich um schnelle Antwort.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Am 14ten Juni 1846.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
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Reimer, Karl (Carl) AugustKarl August Reimer11644454118011858Der in Berlin geborene Buchhändler und Verleger Karl (Carl) August Reimer (1801–1858) war zusammen mit seinem Schwager Salomon Hirzel (1804–1877) von 1830 an bis zu seinem Tod Inhaber der Weidmann’schen Verlagsbuchhandlung, die die „Göttinger Sieben“ durch einen eigens gegründeten Verein unterstütze, mit der er 1854 nach Berlin ging, woraufhin Salomon Hirzel mit dem S.-Hirzel-Verlag in Leipzig seinen eigenen wissenschaftlichen Verlag gründete, der noch heute mit Sitz in Stuttgart besteht. In diesem erschienen auch die von Karl Hegel im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften edierten „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Privatbesitz
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Privatbesitz
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Bethmann-Hollweg, Moritz AugustMoritz August Bethmann Hollweg11851033917951877Bethmann-Hollweg, Moritz August (1795–1877), in Frankfurt am Main geborener Jurist und Politiker, der sich nach seinem Studium an den Universitäten Göttingen und Berlin 1819 habilitierte und 1823 ordentlicher Professor für Zivilrecht in Berlin wurde. Nach seinem Rektorat 1827/28 wechselte er 1829 an die Universität Bonn und wandte sich, gefördert vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861), verstärkt politischen und kirchlichen Entwicklungen zu. 1848 begründete er im Sinne einer Einigung der evangelischen Kirchen Deutschlands in einem ersten Versuch einen Deutschen Evangelischen Kirchentag, dessen Präsident er bis 1872 blieb, zeitweise zusammen mit Friedrich Julius Stahl (1802–1861).
Marcus, Adolf11676249717931857Marcus, Adolf († 1857), im mecklenburg-schwerinschen Neese geborener Buchhändler und Verleger, der seine Berufsausbildung in Berlin und Darmstadt erfuhr. Mit der Einrichtung der Universität Bonn im Jahre 1818 gründete er dort die Firma „Adolph Marcus, Verlags- und Sortiments-Buchhandlung und Buchdruckerei“.
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Beseler, Georg Karl ChristophGeorg Beseler11851019318091888Beseler, Georg (1809–1888), Jurist und preußischer Politiker, war in der Heidelberger Studienzeit neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) einer der beiden engsten Freunde Karl Hegels (1813–1901). Er wurde ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an den Universitäten Rostock, Greifswald und Berlin.
Kiene, Adolf 11616842018121898Kiene, Adolf (1812–1898), in Reinhausen bei Göttingen geborener Klassischer Philologe, Pädagoge und Gymnasiallehrer in Stade.
ItalienDie in der Form eines Stiefels als Apeninnen-Halbinsel ins Mittelmeer hineinreichende Landschaft von den Alpen bis Sizilien war politisch bis ins 19. Jahrhundert vom Nebeneinander einer Vielzahl von Staaten und von Fremdherrschaft geprägt. Im Zuge der italienischen Nationalbewegung (Risorgimento) kam es erst 1861 zur Gründung des Königreiches Italien als eines Nationalstaates mit König Viktor Emanuel II. (1820-1878) an der Spitze.
FrankreichNach der Französischen Revolution von 1789 wurde das in Westeuropa am Atlantik gelegene Frankreich 1791 konstitutionelle Monarchie, 1793 Republik, 1804 Kaiserreich, 1830 Königreich, 1848 wieder Republik, 1852 erneut Kaiserreich und von 1871 bis 1940 zum dritten Mal Republik.
BonnAuf eine römische Gründung zurückgehende alte kurfürstliche Residenzstadt am Rhein mit menschlichen Besiedlungsspuren, die ca. 14.000 Jahre zurückreichen, nach französischer Herrschaft ab 1815 eine Stadt des Königreiches Preußen, etwa 30 Kilometer nördöstllich von Köln gelegen.
L[ouis] d’or (Louisdor)Französische Goldmünze, die unter dem französischen König Ludwig XIII. (1601-1643) in den Jahren 1640/41 eingeführt und 1792/93 letztmalig geprägt wurde. Sie wurde zur hauptsächlichen Goldmünze des Heiligen Römischen Reiches und war auch im 19. Jahrhundert in den Nachfolgestaaten noch eine Verrechnungseinheit; ihr Wert richtete sich nach dem jeweils aktuellen Goldkurs.
AushängebogenErste Druckbögen, die eine abschließende Kontrolle ermöglichen, bevor die Auflage eines Buches gedruckt wird.