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Karl Hegel an Karl Reimer, [Rostock], 14. Juni 1846

Hochgeehrter Herr!

Auf Ihr geehrtes mir vorgestern zugekommenes Schreiben2 habe ich folgendes zu erwidern.

  1. Was Ihr Anerbieten betrifft, mein Werk, welches ich auf circa 48 Bogen veranschlagt habe, nur in einer Auflage von 500 Exemplaren mit einem Honorar von 50 Louis d’or erscheinen zu lassen, so gestehe ich, daß es ein wenig unter meinen Erwartungen geblieben; indessen da ich die Verhältnisse des Buchhandels nicht zu beurtheilen vermag, da ich zu Ihnen das Vertrauen gefaßt habe, daß Sie mir die unter den Umständen thunlichen Bedingungen vorschlagen würden, da ich bei der Ausarbeitung meines Werks mehr den Gewinn der Ehre und des schriftstellerischen Rufs als irgend eine andere in Aussicht genommen, so erkläre ich mich bereit, dasselbe anzunehmen und übersende Ihnen hiemit einen Theil meines Manuscripts‘, den 6. Theil des Ganzen, das erste Kapitel des Buchs. Sie werden danach die Bogenzahl des ganzen Werks sicher ermitteln können, als ich es nach ungefährer Schätzung vermochte. Sollte die letztere noch wenig zutreffen, als Sie bereits offen gelassen haben, so werden wir uns leicht über die Differenz im Honorar verständigen nach dem von Ihnen angenommenen Ansatz von 1 Louis d’or pro Bogen.
  2. Sollte das Ganze noch in der kurzen Zeit bis Michaelis3 fertig gedruckt werden, so würde, besorge ich, eine Übereilung sowohl in der Überarbeitung der letzten Parthien meines Buchs als bei der Correctur kaum zu vermeiden sein. Da ich aber meiner Arbeit die möglichste Vollendung geben möchte, bin ich gern zufrieden, nur den ersten Theil bis zu Michaelis das heißt bis zur zweiten Hälfte des September gedruckt zu sehen. Der 1. Band würde die 3 ersten Kapitel des Buchs enthalten 4 und mit dem zweiten ungefähr gleich stark ausfallen.Wenn ich in meinem vorigen Brief5 die erste Hälfte als die kleinere bezeichnete, so war die Absicht, nur die zwei ersten Kapitel in sie aufzunehmen; es macht sich aber auf die andere Art viel besser. Auch
  3. Die Theilung des Buchs in zwei Bände wünsche ich hauptsächlich aus dem eben besagten Grunde und auch darum, weil sich dasselbe in dieser Gestalt besser aufnehmen wird, als in der unförmlichen Dikleibigkeit Eines Bandes. (Auch das wissenschaftliche Interesse wird sich ungefähr auf beide Bände gleichmäßig vertheilen). Auf der andern Seite übersehe ich nicht den Nachtheil, den die Verlagsbuchhandlung6 noch näher angeht als mich, daß sich ein abgeschlossenes Werk besser verkauft als ein solches, das in mehreren Theilen nacheinander erscheint. Daher glaube ich nur Ihrem Interesse entgegenzukommen, wenn ich den Wunsch ausspreche, daß der Druck des zweiten Bandes unverzüglich nach Michaelis beginnen möchte, damit auch dieser noch Ende des Jahres ausgegeben werden könnte. Ich muß es freilich dahin gestellt sein lassen, ob der Geschäftsgang des Buchhandels dies gestattet.
  4. Ich wünsche die Zusendung der Druckbogen zur Revision nach vorausgegangenen zwei Correcturen, wie der Aushängebogen nach dem Abzug (die ich zur Ergänzung der Citate, wo ich mich auf früher Gesagtes beziehe, sogleich gebrauche), und erwarte daß die Verlagsbuchhandlung die Kosten davon mir von den Sendungen des Manuscripts‘ übernehmen werde. Von Mitte August an bis Michaelis werde ich7
  5. Ich lege viel Gewicht auf eine gute8 äußere Ausstattung des Buchs, um so mehr als ich auf einigen Absatz in Italien und Frankreich rechne, wo man daran sehr gewöhnt ist. Obwohl ich gern anerkenne, daß Ihre Verlagshandlung auch in dieser Beziehung selten etwas zu wünschen übrig läßt, so erlaube ich mir doch Ihnen meine Ansicht darüber noch etwas bestimmter darzulegen und zur gefälligen Berücksichtigung zu empfehlen. 9 Ich erlaube mir in dieser letzteren Beziehung blos, auf das neueste Buch von Bethmann-Hollweg Ursprung der lombardischen Städtefreiheit (bei Marcus in Bonn) zu verweisen10, wo mir auch der Unterschied der liegenden und der gerade stehenden lateinischen Lettern in den Noten zur Hervorhebung der Namen besonders wünschenswerth erscheint.
  6. Endlich brauche ich 25 Frei-Exemplare, unter welchen 8 auf feinerem Papier für meinen Bedarf. 11

Es möchte Ihnen vielleicht unbillig scheinen, wenn ich eine Ausstattung begehrte, wie Sie der englischen und französischen Revolution12 von Dahlmann und Beseler’s Volks- und Juristenrecht13, die für ein größeres Publicum bestimmt sind, gegeben haben. Lieber würde mir zum Beispiel die von „Kienes  Bundsgenossenkrieg“14 nicht in allen Stücken 15 und Eleganz. Sie werden mir diese Bemerkung, die keine Kritik enthält, nur meinen Wunsch genauer darlegen soll gewiß nicht übel nehmen 16

Ich übersende Ihnen das erste Manuskript, damit, im Fall Sie meinen wie mir scheint billigen Wunsche genehmigen, der Druck sogleich beginnen kann. Im andern Fall bitte ich um schnelle Antwort.

Mit vorzüglicher Hochachtung