Ich beantworte Deinen herzlichen Glückwunschbrief1 gleich heute Morgen, um Dich nicht lange auf Nachrichten warten zu lassen. Gott sei gedankt! ich kann die besten bringen: es geht alles nach Wunsch ganz vortrefflich. Friederike bekräftigt sich fortschreitend täglich mehr, schläft gut, wenn sie vom Töchterchen nicht gestört wird, und genießt mit großem Appetit die Taubensuppen, die sie jetzt schon zu sich nehmen darf. Sie schaut auch recht heiter, freundlich und glücklich aus ihren Augen. Unsere Tochter ist unsere große Freude und Stolz, sie ist ein allerliebstes Kindchen, und wir überbieten uns alle gegenseitig sie zu loben und zu rühmen. Sie zeigt sich weder als ein ungeformter Fleischklumpen, noch als ein magerer Frosch, sondern als ein menschliches Gebilde der besten Art. Sie hat voll freundliche Aeuglein, und ein niedliches ausdrucksvolles Gesichtchen. Als sie am Tage nach der Geburt2 vom Doktor gemessen wurde, war sie 19 1/10 Zoll preußisch3 lang. Dabei ist alles rund, kräftig und vollkommen an ihr, so daß sie mit einer guten Gesundheit zur Welt gekommen zu sein scheint. Friederike ist glücklicherweise im Stande, sie selbst zu nähren, was sie sehr glücklich macht und ihr, so wie dem Kinde gewiß sehr zuträglich sein wird.
Deinen Brief, den wir gestern Abend empfingen, werde ich Friederiken hernach, wenn Bad und Wäsche vorbei ist, vorlesen; sie wird gewiß recht erfreut und bewegt sein von dem herzlichen Ausdruck Deiner Theilnahme. Unser Kind bleibe Deiner Liebe empfohlen; wir brauchen es Dir nicht ans Herz zu legen, Du wirst es gewiß immer mit uns auf dem Herzen tragen und wir hoffen, daß es zu Deiner Freude aufwachsen und blühen werde – dazu erbitten wir Gottes Segen und Beistand!
Da der weitere Verlauf sich so glücklich gestaltet, kannst Du Dir denken, wie froh und vergnügt wir Alle im Hause sind. Die beiden Mütter sind ein Herz und eine Seele undbeide gehen ganz auf in ihrem gemeinsamen Glück. Mutter Flottwell hat auch in diesen Tagen in meiner Wohnung geschlafen. Sie ist sehr heiter und liebenswürdig. Ebenso ist unsere Mutter von Freude und gerührter Dankbarkeit durchdrungen und entzückt. Sie bringt den ganzen Tag bei uns zu.
Vater Flottwell wird morgen Abend von seiner Reise aus Preußen wieder zurückkehren. Gestern Vormittag erhielten wir die erste Antwort aus Marienburg auf die Benachrichtigung; er spricht sich darin in seiner herzlichen edlen Weise ganz seelig aus. Ueberhaupt kommen jetzt von allen Seiten die freundlichsten Glückwünsche. Unsere Freude wurde aber doppelt erhöht, daß wir gestern von Tante Theklas Entbindung von einem Mädchen, und heute Morgen von Tante Marias (Siegmund) Entbindung von einem kräftigen Jungen die Nachricht aus Nürnberg erhielten. Thekla ist wie Friederike am 25sten Juni und Maria am 26sten Abend niedergekommen. Da ist nun wieder viele Freude4 in die Familie eingekehrt.
Sehr erfreut sind wir über Deine Mittheilung, daß Du nun auch mit dem Verleger wegen Deines Werkes5 abgeschlossen hast. So möge denn auch dies eine frohe, glückliche und folgenreiche Geburt werden!
Daß unser Daguerotypbild, welches wir Dir etwas verspätet zu Deinem Geburtstag6 geschickt haben, Deinen Beifall findet, ist uns eine große Genugthuung; zwar ist es richtig, daß man bei Friederike noch sich viel hinzudenken und ergänzen muß. – Mutter Flottwell grüßt Dich herzlich. Unsere Mutter wird Dir später schreiben. – Friederike sagt Dir auch die innigsten Grüße und Dank für Deine Glückwünsche,