Feierliche Adresse an die Schleswig
Holsteiner wird hier als eine Ehrensache betrieben, von Leuten wie Schlosser, Mittermaierperge unterzeichnet und soll ins ganze Deutsche Land gehen, um zur Adhäsion einzuladen. Sei so gut und bringe Deine Leute dort auf, und mache begreiflich, daß es sich hier nicht um eine Opposition handelt, sondern um eine Deutsche Volksehre. Obige Namen sollen hoffentlich ziehen, auch schwache Herzen mitzureißen. Wir denken die Agitation bis in die Dörfer hinabzutreiben und das so weit als möglich.
In Frankfurt sehen wir uns.1 Nachher gehst Du mit Beselers ein wenig mit hierher; so ists ausgemacht. Ich habe schreckliche Eile. Nichts für ungut.
Dein Gervinus.
1Anspielung auf den kommenden Germanistentag zu Frankfurt.
Gervinus (Gervin), Georg Gottfried jun.Georg Gottfried Gervinus11853891818051871Gervinus, Georg Gottfried jun. (1805–1871), deutscher Historiker, Literaturhistoriker und Politiker, Sohn von Georg Gottfried Gervinus sen. (1765–1837) und seiner Ehefrau Anna Maria Magdalena Gervinus, geb. Schwarz (1772–1837). Er war Ehemann von Victorie Gervinus, geb. Schelver (1820–1893), 1835/1836 Professor der Geschichte und Literatur an der Universität Heidelberg, 1836/1837 an der Universität Göttingen (einer der „Göttinger Sieben“), 1844 Honorarprofessor an der Universität Heidelberg, 1848 Mitglied der Frankfurter Paulskirchen-Versammlung.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Heidelberg49.4093582,8.694724Alte Universitätsstadt am Neckar, seit 1803 zum Großherzog Baden gehörend und mit Eisenbahnanschluß seit 1840. Circa 90 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegen, war die Stadt mit ihrer malerischen Schloßruine einer der Hauptorte der Romantik.
UB Heidelberg
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UB Heidelberg1000
Schelver, Victorie (Victoria), verh. GervinusVictorie Schelver, verh. Gervinus11659528018201893Schelver, Victorie (Victoria) (1820–1893), Gesang- und Klavierlehrerin, Musikwissenschaftlerin, Ehefrau von Georg Gottfried Gervinus jun. (1805–1871).
Schlosser, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Schlosser11879515517761861Schlosser, Friedrich Christoph (1776–1861), von 1817 bis 1861 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Heidelberg. Karl Hegel (1813–1901) besuchte während seiner Heidelberger Studienzeit Lehrveranstaltungen bei ihm, womit er dessen Begeisterung für Dante Alighieri (1265–1321) weckte, die ihn Zeit seines Lebens begleiten sollte. Durch Schlosser kam Karl Hegel speziell auch mit der Geschichte in Berührung, die schließlich seine Berufung werden sollte.
Mittermaier, Karl Joseph AntonKarl Joseph Anton Mittermaier11884478417871867Mittermaier, Karl Joseph Anton (1787–1867), in München geborener Jurist (insbesondere Strafrecht) und Politiker, der nach rechtswissenschaftlichem Studium an den Universitäten Landshut (später München) und Heidelberg Professor in Landshut, Bonn und Heidelberg wurde. Als badischer Liberaler war er im Großherzogtum politisch tätig, wurde Präsident des Vorparlaments in Frankfurt am Main und war 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Beseler, Georg Karl ChristophGeorg Beseler11851019318091888Beseler, Georg (1809–1888), Jurist und preußischer Politiker, war in der Heidelberger Studienzeit neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) einer der beiden engsten Freunde Karl Hegels (1813–1901). Er wurde ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an den Universitäten Rostock, Greifswald und Berlin.
Schleswig54.51851,9.5653284Etwa 125 Kilometer nördlich von Hamburg und etwa 40 Kilometer östlich von Husum am westlichen Ende der Ostseebucht Schlei gelegene ehemalige Residenzstadt des Herzogtums Schleswig.
HolsteinZwischen Nord- und Ostsee sowie Elbe im Süden und Eider im Norden gelegenes Land mit wechselnder Zugehörigkeit zum Königreich Dänemark und zum Heiligen Römischen Reich bzw. Deutschen Bund.
Frankfurt (Main)50.1106444,8.6820917Ehemalige Reichsstadt am Main, oftmaliger Wahl- und Krönungsort der Könige des Heiligen Römischen Reiches sowie Freie Stadt innerhalb des Deutschen Bundes, dessen Bundestag sich dort versammelte. Die Frankfurter Paulskirche war von Mai 1848 bis Mai 1849 der Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung, die die Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849 erarbeitete. Seit dem Mittelalter war es eine bedeutende Messestadt und ein Finanzplatz mit Wertpapierbörse für den Handel mit Staatsanleihen und Aktien.
Addreße, Adresse, AdreßeHier gebraucht im Sinne einer politischen Meinungsäußerung bzw. Willenskundgebung, die von einzelnen Personen oder Gruppen an ein Staatsoberhaupt oder die jeweilige Regierung gerichtet ist, zumeist in schriftlicher Form; auch gebraucht im Sinne von: „Glückwunschadresse“ als besonderes, zumeist gedrucktes aufwändiges Glückwunschschreiben mehrerer Personen an eine bestimmte Person oder Institution; auch: Postadresse, Anschrift.
Schleswig-Holstein, Konflikt umIn Holstein bahnte sich seit 1846 die vom deutschen nationalliberalen Geist getragene Schleswig-Holsteinische-Erhebung an, die in der Folgezeit Unterstützung von der Mehrheit der Staaten des Deutschen Bundes vor dem Hintergrund der deutschen Nationalbewegung fand und von 1848 bis 1851 dauern sollte. In diesem Zuge kam es 1848 zum ersten sogenannten Schleswig-Holsteinischen Krieg der beiden Herzogtümer Holstein und Schleswig, das – im Gegensatz zu Holstein – ein dänischen Lehen war, mit dem Königreich Dänemark, dem mit dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864, der sich bereits 1863 ankündigte, und der Preußisch-Österreichische Krieg (u. a. auch als Deutscher Krieg oder Deutsch-Deutscher Krieg bezeichnet) zwischen Österreich und Preußen (1866) weitere militärische Auseinandersetzungen folgten.
PergeAus dem Lateinischen für: Nun denn!, Los!, Auf dann!, Auf ans Werk!
Deutsches LandBegriff im Umkreis der Anhänger der deutschen Nationalbewegung im 19. Jahrhundert bezogen auf die deutschen Länder, die man sich in einem vereinigten Deutschland als Nationalstaat wünschte.
AdhäsionBegriff aus dem naturwissenschaftlich-medizinischen Bereich für: Verklebung, Verwachsung, Aneinanderhaften zweier Stoffe oder Körper, hier als metaphorischer Sprachgebrauch bezogen auf den Konflikt um Schleswig-Holstein in den 1840er Jahren und die gewünschte Einheit im Zuge der deutschen Nationalbewegung.
OppositionIm Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts gebräuchlicher Begriff für: gegen etwas oder jemanden empfundenen, sich äußernder Widerstand (z. B. von Seiten der Nationalbewegung gegenüber den herrschenden politischen Verhältnissen etc.).
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
AgitationBegriff (von Lateinisch: agere) im Kontext der deutschen Nationalbewegung hinsichtlich der Durchsetzung der eigenen politischen Ziele im Sinne von: politischer Aufklärungsarbeit, Werbung für die eigene Sache, durchaus auch in Form aggressiver Tätigkeiten zur Beeinflussung anderer, vornehmlich in politischer Absicht.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis