Ich beeile mich, Ihnen den Erfolg meines Schreibens an meinen Onkel und den GrafenGiech mitzutheilen, und Sie um die weitere Weisung zu bitten, im Fall Sie die Empfehlung von beiden annehmen, ob ich meinen Onkel auf’s neue darum angehen soll, – wenn Sie es nicht vorziehen, lieber selbst ein Paar Worte an diesen zu richten, der, auf Grund meiner ausführlichen Mittheilung über die ganze Sache, sich eines weiteren Auftrags an den Freiherrn vonLerchenfeld gleichfalls auf’s beste entledigen würde. Die Adresse meines Onkels ist: Stadt- und
Kreisgerichtsrath Freiherr Gottlieb von Tucher in Nürnberg.
Ihre Erklärung an Pertz hat mir sehr wohl gethan, – er hat diesen Schaden reichlich um uns in Frankfurt1 verdient, und seine Halbheit und Zweideutigkeit war auf alle Weise unerträglich geworden. „Du bist nicht kalt und nicht warm, sondern lau, darum speie ich Dich aus, spricht der Herr.“2
Ihren wackern Sohn3 habe ich bei Flottwell4 bestens empfohlen; er wird dort gewiß gut aufgenommen werden, und braucht seinen Vater darum nicht zu verläugnen. | Den im Druck vollendeten ersten Band meiner Verfassungsgeschichte der italienischen
Städte hoffe ich Ihnen bald schicken zu können; ich bin jetzt mit dem zweiten beschäftigt, der zu Ostern5 erscheinen soll, hernach gehe ich an Mecklenburg.
Ich bitte mich Ihrer Frau Gemahlin bestens zu empfehlen und mir Ihr freundschaftliches Andenken durchaus zu bewahren, der ich in der größten Verehrung verbleibe
der Ihrige Carl Hegel.
1Dies bezieht sich auf die Frankfurter Germanistenversammlung des Jahres 1846. 2Bibelzitat nach „Offenbarung des Johannes“, Kapitel 3, Vers 16. 3Der Adressat hatte drei Söhne und eine Tochter aus erster Ehe (darunter auch Hermann Dahlmann (1821–1894), späterer Landgerichtsdirektor in Marburg), vgl. dazu einführend die Genealogie, s.v.: DB . 4Es handelt sich hier wohl um den preußischen Staatsmann Eduard Heinrich Flottwell (1786-1865), den Schwiegervater des Bruders Karl Hegels (1813-1901), Immanuel Hegel (1814-1891). 5Ostern fiel im Jahr 1847 auf den 4./5. April.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StBPK), Berlin
NL Hegel 15, Fasz. IV, 3.
SBPK Berlin1000
Tucher, Christoph Karl Gottlieb SigmundGottlieb Christoph Karl Tucher11743361617981877Tucher, Christoph Karl Gottlieb Sigmund (1798–1877), Bruder Maria Helena Susanna Hegels (1791–1855) und Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871), in zweiter Ehe Ehemann Thekla Therese Eleonore Tuchers, geb. Gemmingen-Steinegg (1813–1901); zumeist „Gottlieb“ genannt. Er war Vormund des Findelkindes Kaspar Hauser (1812–1833); als Jurist wurde er nach verschiedenen Berufsstationen (Nürnberg, Ansbach, wieder Nürnberg, Schweinfurt) im Jahre 1849 Appellationsgerichtsrat in Neuburg an der Donau und 1856 Oberappellationsgerichtsrat in München; darüber hinaus war er ein großer Musikaliensammler und bedeutenderer Förderer der evangelischen Kirchenmusik.
Giech, Franz Friedrich Karl11896768117951863 Giech, Franz Friedrich Karl (1795–1863), war ein fränkischer Jurist, Politiker und Publizist im 19. Jahrhundert, der als Vertreter des Adels von liberal-konservativer Seite aus sich an der deutschen Nationalbewegung beteiligte.
Lerchenfeld, Ernst ChristianErnst Christian Lerchenfeld11694691118161873Lerchenfeld, Ernst Christian (1816–1873), in Würzburg geborener Jurist, der bis 1838 an den Universitäten Heidelberg und Würzburg studierte und dann zunächst in die Justiz ging. Nach Tätigkeiten in den Regierungen aller drei fränkischen Regierungsbezirke und im bayerischen Kultusministerium war er von 1858 bis 1868 Regierungspräsident von Schwaben-Neuburg mit Sitz in Augsburg und dann bis zu seinem Tode 1873 Regierungspräsident von Oberfranken mit Sitz in Bayreuth.
Pertz, Georg HeinrichGeorg Heinrich Pertz
HiKo
11859285817951876Pertz, Georg Heinrich (1795–1876), in Hannover geborener Historiker, Archivar und Bibliothekar, der von 1813 bis 1816 an der Universität Göttingen studierte und promoviert wurde. Er war von 1823 bis 1874 Leiter der Monumenta Germaniae Historica und gehörte im Jahre 1858 zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Flottwell, Eduard HeinrichEduard Heinrich Flottwell11663107417861865Flottwell, Eduard Heinrich (1786–1865), preußischer Staatsmann, Minister und oftmaliger Oberpräsident, u. a. von 1841 bis 1844 Oberpräsident der Provinz Sachsen, 1849/50 Oberpräsident der Provinz Preußen, 1850 Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Schwiegervater Immanuel Hegels (1814–1891).
Horn, Wilhelmine Albertine Luise (Louise), verh. DahlmannLuise Horn, verh. Dahlmann11601453918001856Horn, Wilhelmine Albertine Luise (Louise) (1800–1856), war die zweite Ehefrau des Historikers und Politikers Friedrich Christoph Dahlmann (1785–1860), Tochter des dänischen Oberstleutnants Friedrich Bogislaus von Horn und der Sophie Georgine Luise Warnstedt sowie Stiefmutter von Dorothea Dahlmann (1822–1847) aus Dahlmanns erster Ehe mit Julie Dahlmann, geb. Hegewisch (1795–1826).
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Frankfurt (Main)50.1106444,8.6820917Ehemalige Reichsstadt am Main, oftmaliger Wahl- und Krönungsort der Könige des Heiligen Römischen Reiches sowie Freie Stadt innerhalb des Deutschen Bundes, dessen Bundestag sich dort versammelte. Die Frankfurter Paulskirche war von Mai 1848 bis Mai 1849 der Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung, die die Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849 erarbeitete. Seit dem Mittelalter war es eine bedeutende Messestadt und ein Finanzplatz mit Wertpapierbörse für den Handel mit Staatsanleihen und Aktien.
MecklenburgNeben dem Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin gab es das kleinere Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz.
GrafAus dem Althochdeutschen stammender Begriff (“g(e)rafio“) wohl für ‚Befehlshaber einer Schar’ stehend, in weiterer Entwicklung seit dem Frankenreich ‚Sachverwalter’ des Königs in einem bestimmten Bezirk, der sogenannten Grafschaft, ausgestattet mit umfassender militärischer Gewalt, Heerbann mit zivilen Aufgaben wie Erhebung von Steuern, Gerichtsbarkeit etc. Im Heiligen Römischen Reich waren die Grafen mit Landschaften dem Hochadel zuzuordnen und besaßen seit dem frühen 16. Jahrhundert eigene Reichsstandschaft; die übrigen Grafen bildeten die oberste Stufe des niederen Adels; seit dem späteren Mittelalter nur noch ein verliehener Titel für königliche Amtsträger; Adelstitel zwischen Fürst und Freiherr stehend.
FreiherrAdelstitel, ursprünglich zu verstehen als freier Grundherr, der im Heiligen Römischen Reich, Österreich und im Deutschen Reich fortbestand, damit zum titulierten Adel gehörend analog zu Graf, Fürst und Herzog in Unterscheidung zum untitulierten Adel; es erfolgte eine Differenzierung zwischen dem niederen Ritterstand und dem Herrenstand - letzterer begann beim Freiherrn.
Addreße, Adresse, AdreßeHier gebraucht im Sinne einer politischen Meinungsäußerung bzw. Willenskundgebung, die von einzelnen Personen oder Gruppen an ein Staatsoberhaupt oder die jeweilige Regierung gerichtet ist, zumeist in schriftlicher Form; auch gebraucht im Sinne von: „Glückwunschadresse“ als besonderes, zumeist gedrucktes aufwändiges Glückwunschschreiben mehrerer Personen an eine bestimmte Person oder Institution; auch: Postadresse, Anschrift.
Stadtgerichtsrath (Bayern)Richter an einem Stadtgericht, neben Kreis- und Landgericht als Vorläufer des seit 1879 in Bayern eingeführten Amtsgerichts.
Kreisgerichtsrath (Bayern)Richter an einem Kreisgericht, neben Stadt- und Landgericht als Vorläufer des seit 1879 in Bayern eingeführten Amtsgerichts.
Germanistentag, GermanistenversammlungVeranstaltet von Historikern, Juristen, Sprach- und Literaturwissenschaftlern, die der „Germanistik“ im umfassenden Verständnis zugewandt waren, fand die erste Germanistenversammlung, auch „Germanistentag“ genannt, vom 24. bis 26. September 1846 im „Römer“ in Frankfurt am Main statt, die zweite mit 113 Teilnehmern unter der Leitung von Jacob Grimm (1785-1863) vom 27. bis 30. September 1847 in der alten Hansestadt Lübeck.
verläugnenverleugnen.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Geschichte der Städteverfassung von Italien, auch: Verfassungsgeschichte der italienischen StädteEs handelt sich hier um die von Karl Hegel (1813-1901) 1847 in Leipzig (Weidmann’sche Buchhandlung) publizierte zweibändige Abhandlung über die „Geschichte der Städteverfassung von Italien seit der Zeit der römischen Herrschaft bis zum Ausgang des zwölften Jahrhunderts“.
VerfassungsgeschichteInterdisziplinäres Teilgebiet der Geschichts- und der Rechtswissenschaft auch hinsichtlich rechtshistorischer Kontexte, das sich vornehmlich mit der Entwicklung von Verfassungen im Laufe der Geschichte beschäftigt.
Stadt, StädteAllgemein in einer Landschaft, einer Herrschaft bzw. in einem Staat verkehrsgünstig, oft zentral gelegener Knotenpunkt von Handel und Gewerbe, Regierung, Verwaltung, Militär und Kult; oftmals Mittelpunkte eines Volkes und weltweit nachweisbar auch hinsichtlich früher Hochkulturen; innerhalb der europäischen Geschichte enge Verflechtung mit Markt und Handel, Ansiedlung von Kaufleuten, Handwerkern und Militär; frühes Streben auf europäischen Boden innerhalb der Städte nach Freiheit und Selbstverwaltung auch äußerlich in Form der freien Reichsstädte mit eigenem Stadtrecht („Stadtluft macht frei“) in Abgrenzung zum geltenden Landrecht, womit die Städte auch als Keimzelle des Bürgerstandes anzusehen sind. Mit seinen Arbeiten zur städtischen Verfassungsgeschichte und der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München beteiligte sich Karl Hegel (1813-1901) führend an der faktisch-wissenschaftlichen Beweisführung hinsichtlich dieser Annahme hin zur bewiesenen Tatsache, womit seine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der stadtgeschichtlichen Forschung als gleichsam richtungsweisend wie fundamental anzusehen sind.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis