habe ich auf Ihr geehrtes Schreiben vom 11ten dieses Monats1, welches mir heute zugekommen ist, zu erwiedern, daß ich zwar mit den Bedingungen des mir vorgelegten Vertrags, wie ich schon früher erklärt habe, vollkommen einverstanden bin, dennoch aber mich zu Unterzeichnung desselben nicht früher entschließen kann, als bis die Ausführung meines Werks über die Mecklenburgische Geschichte durch den Eintritt derjenigen Voraussetzungen geführt erscheint, unter welchen ich die moralische Verbindlichkeit gegen die Redaction und die Mitunterzeichneten des Gesammtwerks eingegangen bin. Die erste und wesentlichste Voraussetzung aber ist die, daß mir die Einsicht der Landtagsacten gestattet werde, was ich erwarte und hoffe, die zweite selbstverständlich die, daß ich nicht etwas durch eine anderweitige Berufung an der Benutzung derselben verhindert werde, wofür ich nicht einstehen kann. Auch habe ich gleichfalls erklärt, daß ich bis nächsten Ostern2 noch vollauf mit der Vollendung meiner Verfassungsgeschichte der italienischen Städte3 beschäftigt bin und an etwas Anderes eher nicht denken kann. Deshalb gestatten Sie mir, wenigstens bis dahin mich von der Fessel eines förmlichen | Vertrages noch frei zu halten. Ich sende Ihnen hiermit die eine Abschrift zurück, indem ich die andere behalte, um sie späterhin auszufüllen.
Dahlmann’s Brief, den Sie mir zu weiteren Beförderung an Beseler überlassen wollen, habe ich in dem Ihrigen nicht mit eingeschlossen gefunden.
Indessen ist eine Antwort von meinem Onkel (Kreisgerichtsrath Freiherr vonTucher in Nürnberg und dem Grafen Giech erfolgt, worin der letztere den im Namen des Vereins an ihn gerichteten Antrag aus dem Grunde ablehnt, weil er in Folge des Todes seines Bruders die ganze Last der Familiengeschäfte habe übernehmen müssen und so auf längere Zeit an jeder literarischen Arbeit verhindert sei. Doch empfehlen Beide, indem sie den wärmsten Anteil an dem Zustandekommen der Sache4 bezeigen, angelegentlich den früheren Apellationsrath Freiherr von Lerchenfeld, der sich auf dem letzten Landtage sehr hervorgethan und durch Sachkenntniß und Darstellungsgabe bei voller Muße vorzüglich qualifizirt sei. Ich habe die Briefe sogleich an Dahlmann geschickt mit der Anfrage, ob er dieser Empfehlung Folge geben und die weitere Unterhandlung deshalb entweder selbst führen oder wiederum nur übertragen wolle. Vermuthlich werden auch Sie bald von ihm darüber die weitere Auskunft erhalten.
Ich grüße meinen Freund Schmidt5.
Mit vorzüglicher Hochachtung Ew. Wohlgeboren ergebenster Carl Hegel.
Veit, MoritzMoritz Veit (Verlagsbuchhandlung Veit & Comp.)11736836918081864Veit, Moritz (1808–1864), in Berlin geborener Sohn eines jüdischen Bankiers, der nach seinem 1825 begonnenen Studium an der Universität Berlin im Jahre 1833 an der Universität Jena promoviert wurde. Beruflich betätigte er sich als Journalist, Buchhändler und Verleger, gründete im Jahr 1834 zusammen mit dem Lehrer Josef Lehfeldt (1804–1858) Buchhandlung und Verlag Veit & Company, wurde 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und engagierte sich als Ältester stark in seiner jüdischen Gemeinde.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
GSA Weimar
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GSA Weimar1000
Hegel
, Karl: Geschichte der Städteverfassung von Italien seit der Zeit der römischen Herrschaft bis zum Ausgang des zwölften Jahrhunderts, 2 Bde., Leipzig 1847 (= ND Aalen 1964).
Hegel
, Geschichte der Städteverfassung von Italien
1847
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Tucher, Christoph Karl Gottlieb SigmundGottlieb Christoph Karl Tucher11743361617981877Tucher, Christoph Karl Gottlieb Sigmund (1798–1877), Bruder Maria Helena Susanna Hegels (1791–1855) und Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871), in zweiter Ehe Ehemann Thekla Therese Eleonore Tuchers, geb. Gemmingen-Steinegg (1813–1901); zumeist „Gottlieb“ genannt. Er war Vormund des Findelkindes Kaspar Hauser (1812–1833); als Jurist wurde er nach verschiedenen Berufsstationen (Nürnberg, Ansbach, wieder Nürnberg, Schweinfurt) im Jahre 1849 Appellationsgerichtsrat in Neuburg an der Donau und 1856 Oberappellationsgerichtsrat in München; darüber hinaus war er ein großer Musikaliensammler und bedeutenderer Förderer der evangelischen Kirchenmusik.
Giech, Franz Friedrich Karl11896768117951863 Giech, Franz Friedrich Karl (1795–1863), war ein fränkischer Jurist, Politiker und Publizist im 19. Jahrhundert, der als Vertreter des Adels von liberal-konservativer Seite aus sich an der deutschen Nationalbewegung beteiligte.
Giech, Hermann 11661741117911846Giech, Hermann (1791–1846), Diplomat, Historiker und Bruder von Franz Friedrich Karl Giech.
Lerchenfeld, Ernst ChristianErnst Christian Lerchenfeld11694691118161873Lerchenfeld, Ernst Christian (1816–1873), in Würzburg geborener Jurist, der bis 1838 an den Universitäten Heidelberg und Würzburg studierte und dann zunächst in die Justiz ging. Nach Tätigkeiten in den Regierungen aller drei fränkischen Regierungsbezirke und im bayerischen Kultusministerium war er von 1858 bis 1868 Regierungspräsident von Schwaben-Neuburg mit Sitz in Augsburg und dann bis zu seinem Tode 1873 Regierungspräsident von Oberfranken mit Sitz in Bayreuth.
Schmidt, Wilhelm Adolf10408562218121887Schmidt, Wilhelm Adolf (1812–1887), in Berlin geborener Historiker, der wie Karl Hegel Schüler des Französischen Gymnasium in Berlin gewesen war. Er wurde 1834 an der Berliner Universität promoviert, war zeitweise im Schuldienst und wurde 1840 habilitiert. Von 1845 bis 1851 war er außerordentlicher Professor der Geschichte an der Berliner Universität, dann bis 1860 ordentlicher Professor an der Universität und der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und schließlich bis 1883 Ordinarius an der Universität Jena.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Verlagsbuchhandlung Veit et Co., Verlagsbuchhandlung Veit & Comp.Inhaber der „Verlagsbuchhandlung Veit et Company“ war Moritz Veit (1808-1864), aus einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie stammend, Autor, Verleger und Politiker, der sich dazu entschloss, Buchhändler zu werden, 1833 einen Verlag kaufte und im Folgejahr seine Firma „Veit & Company“ gemeinsam mit seinem Studienfreund Josef Lehfeldt (1804-1858) gründete, der sich zu einem der angesehensten und einflußreichsten Berliner literarischen und politischen Verlage zwischen Vormärz und Nationalstaatsgründung entwickelte. Veit und seine Frau machten ihr Haus, das sie seit 1834 bewohnten, zu einem Mittelpunkt des Berliner Kulturlebens.Veit fungiere darüber hinaus als Vorsitzender des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Berliner Stadtverordneter sowie preußischer altliberaler Abgeordneter. Überdies war er führend in der jüdischen Gemeinde in Berlin tätig. Nach dem Tod seines Freundes Lehfeldt verkaufte Veit seinen Verlag, der nach der Jahrhundertwende im Verlag „Walter de Gruyter Verlag“ (seit 1919) aufging.
Ew./Er./Euer Hochwohlgeboren/Hochwohlgeborener / WohlgeborenAnrede für ein Mitglied des niedrigen Adelsstandes („Hochwohlgeboren“) sowie im 19. Jahrhundert auch zunehmend Anrede für Honoratioren aus dem Bürgertum („Wohlgeboren“).
Mecklenburgische Geschichte, Meklenburgische Geschichte, Arbeit (Hegel)Ein ursprünglich von Georg Beseler (1809-1888) von politischer Seite aus erwünschtes Buchprojekt, das dann schließlich von dessen Jugendfreund Karl Hegel (1813-1901), seit 1841 zunächst Extraordinarius an der Universität Rostock, seit 1848 Ordinarius, teilweise verwirklicht wurde. 1856, dem Jahr, in dem Karl Hegel dem Ruf an die Universität Erlangen folgte, erschien die Monographie „Geschichte der Meklenburgischen Landstände bis zum Jahr 1555“ als Rectorats-Programm in Rostock quasi als „Abschiedsgeschenk“.
Redaction, Redactionen (Redaktion)Redaktion hier als Tätigkeit in Bezug auf die Herausgabe einer historisch-kritischen Quellen-Edition; auch: Zeitungsredaktion.
Mecklenburgische LandtagsactenAkten als juristische Archivalien bezogen auf den Mecklenburgischen
Landtag
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LandtagRegionalversammlung eines Herzogs, eines Landesfürsten; Tagung der Landstände; im 19. Jahrhundert nach allgemeinem Sprachgebrauch auch parlamentarische Volksvertretung oder beide Kammern eines Landes; seit 1847/48 vgl. auch den aus den Provinzialständen Preußens gebildeten Vereinigten Landtag.
Geschichte der Städteverfassung von Italien, auch: Verfassungsgeschichte der italienischen StädteEs handelt sich hier um die von Karl Hegel (1813-1901) 1847 in Leipzig (Weidmann’sche Buchhandlung) publizierte zweibändige Abhandlung über die „Geschichte der Städteverfassung von Italien seit der Zeit der römischen Herrschaft bis zum Ausgang des zwölften Jahrhunderts“.
Kreisgerichtsrath (Bayern)Richter an einem Kreisgericht, neben Stadt- und Landgericht als Vorläufer des seit 1879 in Bayern eingeführten Amtsgerichts.
AppellationsratRichter am Berufungsgericht.
Landtag (Königreich Bayern)In der Verfassung des Königreichs Bayern von 1818 wurde die „Stände-Versammlung“ ab 1848 „Landtag“ genannt. Der bayerische Landtag bestand aus zwei Kammern, der „Kammer der Reichsräte“, der Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und vom König ernannte Personen angehörten, und der vom Volk nach dem Zensuswahlrecht gewählten „Kammer der Abgeordneten“.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis