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Georg Beseler an Karl Hegel, Greifswald, 21. Oktober 1847

Lieber Hegel!

Auf Deine Anfrage kann ich nicht so bestimmt antworten, als ich wünschte. Daß mein Bruder unter Umständen seine Advocatur niederzulegen bereit ist, um sich der öffentlichen Sache1 ganz hingeben zu können, bezweifle ich nicht; doch möchte bald und energisch das Nöthige geschehen, um ihn in die erforderliche Unabhängigkeit der Stellung zu versetzen. Als ich in Holstein war, hieß es, man wolle dort noch einmal den Versuch machen, mit Landesmitteln und für sich allein die nöthigen Fonds aufzubringen; mit welchem Erfolg das geschehen, weiß ich nicht.2 Wenn Du in Mecklenburg etwas Bedeutendes an Agitation und Beiträgen zu Stande bringen könntest, so möchte Dein Plan räthlich seyn.3 Schon um die Sache zu beleben und die Baiern4 zu unterstützen.

Was Gervinus thun wird, weiß ich nicht; ich sprach nur oberflächlich mit ihm über diese Angelegenheit; er schien mir aber kein besonderes Intereße daran zu nehmen.

In Summa: ich kann Dir keinen bestimmten Bescheid ertheilen, und möchte Dir anheim geben, an den Schwager meines Bruders, Dr. Hanßen in Schleswig zu schreiben, und ihn um Aufklärung zu bitten, wie die Sache dort ihren Fortgang nimmt, und ob die Betheiligung anderer Deutscher bei derselben nöthig und wünschenswerth erscheint. Du kannst ganz offen an ihn schreiben, da er tactvoll genug seyn wird, meinen Bruder selbst nicht damit zu behelligen. Dieser leidet wohl viel bei der von den Kielern unverantwortlich leichtfertig betriebenen Sache5; um so mehr ist es zu wünschen, daß jetzt, wo unabhängig von diesen ein neuer Anlauf gemacht wird, eine vorläufige Verständigung eingeleitet wird. Hält Hanßen, der ja mit einigen näheren Freunden conferiren wird, Deinen Feldzugsplan in Mecklenburg für angemeßen, und Du kannst dort ein tüchtiges Committee mit Aussicht auf Erfolg zusammen bringen, so brich in Gottes Namen los.6

Emilie mit dem Kinde befindet sich sehr wohl in der Pflege der Mutter; sie grüßen bestens.

Von Thöls Anwesenheit auf dem Wechselcongreß erwarte ich nichts Gutes; hoffentlich rennen sie ihn mit seinen scharfsinnigen Theorien bald über den Haufen.

Treulichst
Dein GBeseler.