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Georg Gottfried Gervinus an Karl Hegel, Heidelberg, 4. Januar 1848

Lieber Erich.1

Deine Nachrichten sind mir mit von den liebsten; nach Ausdruck, Form, Umfang ganz nach Wunsch, so daß ich sie nicht mehr im Manuscript sondern im Druck lese. Damit bezeichne ich unsren ersten Rangs-Correspondenten. Fahre so fort. Dein kleines Verdienst vom alten Jahr wirst Du dieser Tage zugesandterhalten.

Wilhelm Grimm ist ein Philister. Ob wir uns in Preußen halten werden weiß ich nicht. Es wäre Schade um unsre Wirksamkeit. Gefährden würde ein Verbot unsre Existenz wohl nicht mehr; allein doch sehr hemmen; zumal da in Baiern ein ähnliches bevorstehen könnte. Ich weiß daß man am Berliner Hofe fleißig unsre gehässigen2 Nummern verschickt, die versöhnenden zurückhält. Dennoch ist die Prinzessin von Preußen3, höre ich, besser unterrichtet und besser gestimmt gegen uns. Sonst sind wir in Preußen schlecht bedient. Am Ende haben die Besten eine Art Vorurtheil gegen ein außerpreußisches Blatt4 und mit unseren deutschen Einigkeitsträumen ists noch eine trübe Sache!

Die Reyscher ist gestorben! Was Du mir von Thöls Frau sagst ist mir neu und leid. Jener Fall ist mir für den alten Dahlmann äußerst leid. Meiner Frau geht’s gut. Mir nicht so sehr. Ich muß diesen Sommer auf eine gründliche Ausspannung wieder denken, was der Deutschen Zeitung nicht gut bekommen wird. Sie so auf der Grenze zu halten, ist sehr schwer, und glückt nicht mir immer; einem anderen gewiß schwerer.

Victorie grüßt mit mir herzlich und fragt wann sie dann wohl die Deinige grüßen lassen dürfte?

Von ganzem Herzen
Dein Gervinus.

P. S. Prosit Neujahr!

Lieber Erich.5

Deine Nachrichten sind mir mit von den liebsten; nach Ausdruck, Form, Umfang ganz nach Wunsch, so daß ich sie nicht mehr im Manuscript sondern im Druck lese. Damit bezeichne ich unsren ersten Rangs-Correspondenten. Fahre so fort. Dein kleines Verdienst vom alten Jahr wirst Du dieser Tage zugesandt erhalten.

Wilhelm Grimm ist ein Philister. Ob wir uns in Preußen halten werden weiß ich nicht. Es wäre Schade um unsre Wirksamkeit. Gefährden würde ein Verbot unsre Existenz wohl nicht mehr, allein doch sehr hemmen; zumal da in Baiern ein ähnliches bevorstehen könnte. Ich weiß daß man am Berliner Hofe fleißig unsre gehässigen Nummern verschiebt, die versöhnenden zurückhält. Dennoch ist die Prinzessin von Preußen, höre ich, besser unterrichtet und besser gestimmt gegen uns. Sonst sind wir in Preußen schlecht bedient. Am Ende haben die Besten eine Art Vorurtheil gegen ein außerpreußisches Blatt und mit unseren deutschen Einigkeitsträumen ists noch eine trübe Sache!

Die Reyscher ist gestorben! Was Du mir von Thöls Frau sagst ist mir neu und leid. Jener Fall ist mir für den alten Dahlmann äußerst leid. Meiner Frau geht’s gut. Mir nicht so sehr. Ich muß diesen Sommer auf eine gründliche Ausspannung wieder denken, was der Deutschen Zeitung nicht gut bekommen wird. Sie so auf der Grenze zu halten, ist sehr schwer, und glückt nicht mir immer; einem anderen gewiß schwerer.

Victorie grüßt mit mir herzlich und fragt wann sie dann wohl die Deinige grüßen lassen dürfte?

Von ganzem Herzen
Dein Gervinus.

P. S. PrositNeujahr.