Dein Brief, mein lieber Hegel, würde mir ein Zeugniß Deines Lebens geworden sein, vernähme ich nicht täglich Lebenszeichen von Dir durch Deine Zeitung. Deine Grüsse sind augenblicklich bestellt, da in einer Gesellschaft bei Köster‘s dazu Gelegenheit sich bot. Frau Thöl, die wie eine Königin von Dir empfangen werden soll, fühlt sich ob dieser Nachricht in peinlicher Stimmung. Solltest Du etwa in Schwerin Republikaner geworden sein, so sieht sie durch Dich ihr Leben gefährdet; bist Du demokratisch-constitutionell, so sieht sie einem sehr gleichgültigen, indifferenten Empfang entgegen; nur wenn Du dem absoluten Königthum huldigen solltest, kann sie erwarten würdig empfangen zu werden. Also vor Allem Dein politisches Glaubensbekenntniß. Ueber letzteres sind Viele im Unklaren, namentlich wegen Deiner Berliner und Wiener Artikel. Es gibt hier wirklich Leute, die in Dir einen Republikaner wittern, wie ich noch gestern zu vernehmen Gelegenheit hatte.
Im Ganzen ist es hier langweilig und verspricht es mehr und mehr zu werden. Leist’s leben in großer Abgeschlossenheit; Ihering ist ungenießbar. Von einem näheren Umgange wird also, namentlich nach Thöl’s Entfernung, kaum mehr die Rede sein, wenn ich etwa das mit meinen guten Nachbarn Köster’s ausnehme.
Dabei fühle ich mich zu eigentlich wissenschaftlicher Thätigkeit nicht aufgelegt, wenn ich gleich nicht ohne Eifer meine Vorlesungen halte. Auch das könnte durch die sich häufenden Nachrichten über beabsichtigte Aufhebung der Universität Einem noch verleidet werden. Eine Gewißheit darüber würde viel weniger quälend sein, als dieses beständige Schwanken zwischen Furcht und Hoffnung.
Ich sende Dir eine kurze Mittheilung für Deine Zeitung, in der auch der Universität Erwähnung geschieht. Vielleicht wird das Eine oder das Andere dadurch veranlaßt, ihre Fortexistenz zur Sprache zu bringen.
Die Meinigen sind wohl; wie haben seit einiger Zeit Besuch bei uns, in der Tochter des Superintendenten …. Meine Frau grüßt Dich herzlich.
Stannius, Hermann FriedrichHermann Friedrich Stannius11721225318081883Stannius, Hermann Friedrich (1808–1883), in Hamburg als Sohn eines Kaufmanns geborener Mediziner und Physiologe, der von 1825 bis 1831 an den Universitäten Hamburg (Akademisches Gymnasium), Heidelberg, Berlin und Breslau studierte und 1831 in Breslau promoviert wurde. Zunächst in Berlin tätig, habilitierte er sich im Jahre 1837 und war dann bis 1863 ordentlicher Professor der Physiologie an der Universität Rostock, von 1849 bis 1851 deren Rektor.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Privatbesitz
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Privatbesitz
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Köster, Johanne Caroline Agnes, geb. Levenhagen
Köster, Johanne Caroline Agnes, geb. Levenhagen, aus Stralsund stammende Ehefrau des Rostocker Kaufmanns und Weinhändlers Georg Christoph Köster.
Köster, Georg Christoph-1790Köster, Georg Christoph (* 1790), Rostocker Kaufmann und Weinhändler.
Thöl, Elise, geb. Lewenhagen
-18141872 Thöl, Elise, geb. Lewenhagen (1814–1872), Ehefrau des ordentlichen Professors der Rechtswissenschaften an den Universitäten Rostock und Göttingen.
Leist, Burkard Wilhelm11914710618191906Leist, Burkard Wilhelm (1819–1906), war von 1847 bis 1853 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Rostock, dann an der Universität Jena.
Jhering, RudolfRudolf Jhering11855536718181892Jhering, Rudolf (1818–1892), in Aurich geborener Rechtswissenschaftler, der nach seinem Studium an den Universitäten Heidelberg, Göttingen, München und Berlin 1842 in Berlin promoviert wurde, hatte Lehrstühle an den Universitäten Basel (1845), Rostock (1846–1849), Kiel (1849–1852) und Gießen (1852–1868) inne und folgte im Jahre 1868 einem Ruf an die Universität Wien. 1872 wechselte er bis zu seinem Tode an die Universität Göttingen.
Thöl, Johann HeinrichJohann Heinrich Thöl11875716418071884Thöl, Johann Heinrich (1807–1884), in Lübeck geborener Rechtswissenschaftler, der von 1826 bis 1829 an den Universitäten Leipzig und Heidelberg studierte, 1829 promoviert wurde und sich 1830 habilitierte. Von 1842 bis 1849 war er ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Rostock, dann bis zu seinem Tode an der Universität Göttingen. In den Jahren 1848/49 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Stannius, Berta, geb. Fromm
-18181905Stannius, Berta, geb. Fromm (1818–1905), Tochter des Vizepräsidenten des Oberappellatiosgerichts in Rostock, Friedrich Ernst Carl Fromm (1776–1846), und Ehefrau von Friedrich Hermann Stannius (1808–1883).
Ackermann, FriedrichFriedrich Ackermann11575594217991866Ackermann, Friedrich (1799–1866), war Jurist und Politiker. Er wurde 1837 Richter am für beide Mecklenburgischen Großherzogtümer zuständigen Oberappellationsgericht in Parchim, das 1840 nach Rostock verlegt wurde, Ende der 1840er Jahre dessen Vizepräsident und war 1848 Mitglied der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung; er wurde 1851 in den Ruhestand versetzt. Seit Karl Hegels Berufung nach Rostock gehörte er gleich zu Beginn zu dessen Bekannten- und Kollegenkreis. Zu ihm notierte Karl Hegel in seinem Gedenkbuch zum Jahr 1841: „der jugendlich angeregte u. für alle höheren Interessen begeisterte Oberappelationsrath Ackermann, der leider bald durch nervöse Reizbarkeit gelähmt dem geselligen Umgang und seinen Freunden sich versagen mußte“. Vgl. dazu
Neuhaus, Karl Hegels Gedenkbuch
, S. 145 f. (Zitat)
, sowie
Neuhaus, Brautbriefe Karl Hegels an Susanna Maria von Tucher
, S. 92 f. (auch Anmerkungsapparat)
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Buchka, Hermann Friedrich LudwigHermann Buchka11682043818211896 Buchka, Hermann Friedrich Ludwig (1821–1896), Jurist und Beamter, wurde nach dem mit der Promotion abgeschlossenen Jura-Studium an den Universitäten Göttingen, Berlin und Heidelberg im Jahre 1843 an der Universität Rostock habilitiert und lehrte als Privatdozent; von 1847 bis 1852 war er Justiz- und Konsistorialrat bei der Justizkanzlei von Mecklenburg-Strelitz, erhielt 1848/49 einen Sitz im dortigen Regierungskollegium, war von 1853 bis1866 Oberappellationsgerichtsrat am mecklenburgischen Oberappellationsgericht in Rostock, von 1866 bis 1893 als Staatsrat Vorstand des Justizministeriums von Mecklenburg-Schwerin.
Schwerin53.6288297,11.4148038Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin am Schweriner See, circa 80 Kilometer südwestlich von Rostock gelegen.
Mecklenburgische ZeitungDie ab 2. Oktober 1848 erscheinende neugegründete Zeitung löste als formal unabhängiges, dem Schweriner Hof nahestehendes und von ihm mitfinanziertes Blatt die „Neue Schwerinsche politische Zeitung“ ab, die im Jahre 1811 an die Stelle der 1757 gegründeten „Schwerinischen Zeitung von den merkwürdigsten Staatsgeschichten“ getreten war. Karl Hegel (1813-1901) war bis zum 4. September 1849 ihr erster leitender Redakteur und hatte die Aufgabe, an jedem Werktag abends eine vierseitige Zeitung herauszubringen, zu der fast täglich eine Beilage mit weiteren Berichten vor allem über die Verfassungsberatungen im Schweriner Landtag gehörte.
Universität RostockIm Jahre 1419 gegründet, war sie die erste Universität im Norden des Heiligen Römischen Reiches und die älteste im gesamten Ostseeraum.