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Auguste Flemming an Karl Hegel, Sachsenberg (Schwerin), 16. April 1849

Verehrter Herr Profeßor,

die Besorgnis, daß die Anwesenheit des Herrn Profeßor Hansen, Ihres Freundes, wie ich höre, uns um Ihre Gegenwart Morgen2 Abend bringen könnte, veranlaßt mich zu der Bitte: daß Sie Ihrem Freunde den Vorschlag machen möchten, Sie zu begleiten, wenn Zeit und Neigung es ihm gestatten. Sie sind gewiß überzeugt, daß wir die Ehre seines Besuchs vollkommen und aufs Dankbarste erkennen würden. –

Was die Vorlesung selbst betrifft, so sieht es damit seltsam aus. Herr Hobein erklärte sich schon neulich insolvent; Herr Dr. Eggers wünscht auch lieber zuzuhören und mein Mann, so bereit er auch wäre, sich als Surrogat3 hinzugeben, hat aus völligstem Mangel an Zeit, es nicht möglich machen können, irgend ein Thema aus der Anthropologie, durch eine Verständnisgemäße Einkleidung für die Frauen, zu verlieblichen. Noch einen schwachen Versuch habe ich gemacht, Herrn Prosch zu bewegen, uns die vielen schönen Stiche, welche uns neulich entgingen, mitzubringen, mit kurzer Wiederholung des zulezt Gehörten. Weicht aber auch diese Stütze aus, dann, lieber Herr Profeßor, müßten Sie es nicht für gar zu unbescheiden halten, wenn ich an Ihre Güte mich wende, und Sie ersuche, den Vortrag zu übernehmen. Länger, als bis zum nächsten Dienstag4 würden Sie doch schwerlich vor diesem Gesuche Ruhe gehabt haben, ich habe also nur wegen der Verfrühung desselben Ihre Verzeihung zu erbitten und hoffe, daß Sie sie mir nicht versagen mögen.

Mit herzlicher Ergebenheit
"Auguste Flemming.