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Karl Hegel an Friedrich Eggers, Schwerin, 21. Juni 1849

Lieber Freund!

Ich bin Ihretwegen schon recht in Sorge gewesen und glaubte Sie todtkrank, bis ich heute die Nachricht von meinem Bruder erhielt, daß er Sie frisch und munter in der Kunstausstellung getroffen. Denken Sie nur, heute Nacht, da ich an Zahnweh litt, habe ich Fortwährend an Ihre Krankheit gedacht und war von Mitleide für Sie erfüllt. Nun, es ist mir lieb, daß das Alles umsonst gewesen ist, und daß nur angenehme Abhaltungen Sie bisher verhindert haben, ein Wörtchen zu schreiben und mir und Ihren anderen hiesigen Freunden Nachricht von sich zu geben.

Inzwischen sind heute und vorgestern die zwei Briefe eingegangen, die ich nicht länger, bis Nachricht, von Ihnen kommt, zurückhalten zu dürfen glaube.

Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie sehr Sie mir fehlen, und ich bin gewohnt nicht zu klagen über das, was mir fehlt. Übrigens nimmt die Zeitung ungestörten Fortgang und Wedemeier macht seine Sache recht gut; – ich denke doch, daß Sie sie erhalten?

Nach Ihrer Abreise war ich einmal zum Mittag mit dem alten Chaufepié und andern Ärzten und sonstigen Leuten bei Flemming’s2, wo wir bei wunderschönem Wetter und Wasserfahrt höchst vergnügt waren: gestern Abend habe ich Prosch’s besucht, die Ihrer auch in Liebe gedenken. Schwedens3 haben sich mit mir um Sie gesorgt. – Wo ist Ihr alter Schotte geblieben? ich habe ihn seitdem nicht wieder gesehen.

Schreiben Sie mir bald, wie es mit Ihnen steht? ob Sie Aussicht haben, mit der Arbeit rasch, vorwärts zu kommen? – wobei ich den freundschaftlichen Rath nicht zurückhalten kann, daß Sie sich nicht überarbeiten möchten – ferner, ob Sie und wo Sie eine freundliche, behagliche Wohnung gefunden? wie Sie Ihre Freunde angetroffen?

Aegidy zeigt mir an, daß er nach Gotha reisen wolle, und ob ich ihm Adressen mitgegeben hätte an die Mecklenburger? Von diesen werden wohl nur Börler4, vielleicht auch Kierulff, und Haupt (von Sprengel weiß ich nichts) hingehen, und ich glaube nicht, daß Ihre Bekanntschaft Aegidy besonders interessiren würde: Doch will ich Haupt-Grüße an ihn mitgeben. Jedenfalls wäre es mir sehr erwünscht, wenn Aegidy mir über die Versammlung eine Correspondenz für die Zeitung zugehen lassen wollte.

Bolle5, der eben von unsrer müden Kammer, die ein wahrer Jammer ist, kommt, läßt Sie grüßen. Schreiben Sie uns nur recht bald und vergessen Sie nicht

Ihren
Carl Hegel.

Notabene Schicken Sie mir doch gelegentlich die Quittungen6, die ich nicht mehr vor Ihrer Abreise von Ihnen erhalten habe.