Ich bin Ihretwegen schon recht in Sorge gewesen und glaubte Sie todtkrank, bis ich heute die Nachricht von meinem Bruder erhielt, daß er Sie frisch und munter in der Kunstausstellung getroffen. Denken Sie nur, heute Nacht, da ich an Zahnweh litt, habe ich Fortwährend an Ihre Krankheit gedacht und war von Mitleide für Sie erfüllt. Nun, es ist mir lieb, daß das Alles umsonst gewesen ist, und daß nur angenehme Abhaltungen Sie bisher verhindert haben, ein Wörtchen zu schreiben und mir und Ihren anderen hiesigen Freunden Nachricht von sich zu geben.
Inzwischen sind heute und vorgestern die zwei Briefe eingegangen, die ich nicht länger, bis Nachricht, von Ihnen kommt, zurückhalten zu dürfen glaube.
Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie sehr Sie mir fehlen, und ich bin gewohnt nicht zu klagen über das, was mir fehlt. Übrigens nimmt die Zeitung ungestörten Fortgang und Wedemeier macht seine Sache recht gut; – ich denke doch, daß Sie sie erhalten?
Nach Ihrer Abreise war ich einmal zum Mittag mit dem alten Chaufepié und andern Ärzten und sonstigen Leuten bei Flemming’s2, wo wir bei wunderschönem Wetter und Wasserfahrt höchst vergnügt waren: gestern Abend habe ich Prosch’s besucht, die Ihrer auch in Liebe gedenken. Schwedens3 haben sich mit mir um Sie gesorgt. – Wo ist Ihr alter Schotte geblieben? ich habe ihn seitdem nicht wieder gesehen.
Schreiben Sie mir bald, wie es mit Ihnen steht? ob Sie Aussicht haben, mit der Arbeit rasch, vorwärts zu kommen? – wobei ich den freundschaftlichen Rath nicht zurückhalten kann, daß Sie sich nicht überarbeiten möchten – ferner, ob Sie und wo Sie eine freundliche, behagliche Wohnung gefunden? wie Sie Ihre Freunde angetroffen?
Aegidy zeigt mir an, daß er nach Gotha reisen wolle, und ob ich ihm Adressen mitgegeben hätte an die Mecklenburger? Von diesen werden wohl nur Börler4, vielleicht auch Kierulff, und Haupt (von Sprengel weiß ich nichts) hingehen, und ich glaube nicht, daß Ihre Bekanntschaft Aegidy besonders interessiren würde: Doch will ich Haupt-Grüße an ihn mitgeben. Jedenfalls wäre es mir sehr erwünscht, wenn Aegidy mir über die Versammlung eine Correspondenz für die Zeitung zugehen lassen wollte.
Bolle5, der eben von unsrer müden Kammer, die ein wahrer Jammer ist, kommt, läßt Sie grüßen. Schreiben Sie uns nur recht bald und vergessen Sie nicht
Ihren Carl Hegel.
Notabene Schicken Sie mir doch gelegentlich die Quittungen6, die ich nicht mehr vor Ihrer Abreise von Ihnen erhalten habe.
1Ort und Datum am Briefende, linksbündig, oberhalb von „Notabene“. 2Der Schweriner Mediziner Carl Friedrich Flemming (1799-1880), Ehemann von Auguste Flemming, geb. Winter (*1806). 3Familie des Schweriner Juristen und Rechtsanwalts Johann Friedrich Ludwig Schweden (1799-1871), Ehemann von Louise Charlotta Catharina Magdalena Schweden, geb. Röper (1802-1871). 4Unsichere Lesart. 5Eventuell der Pädagoge Heinrich (Friedrich Christian) Bolle (1806-1871). 6Vgl. Karl Hegels (1813-1901) Brief von vor dem 24. Juni 1849 aus Schwerin: Brief 18490624_01.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Eggers, Friedrich Friedrich Eggers11902248618191872Eggers, Friedrich (1819–1872), Kunstschriftsteller und Journalist, als Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) Redakteur der 1848 gegründeten „Mecklenburgischen Zeitung“.
Schwerin53.6288297,11.4148038Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin am Schweriner See, circa 80 Kilometer südwestlich von Rostock gelegen.
SHLB Kiel
.
SHLB Kiel1000
Kugler, Franz Theodor11877820X18081858Kugler, Franz Theodor (1808–1858), in Stettin geborener Historiker, Kunsthistoriker und Schriftsteller.
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Wedemeier (Wedemeyer), (Heinrich Carl) Friedrich134071468nach 1885Wedemeier (Wedemeyer), Heinrich Carl Friedrich († nach 1885), Schweriner promovierte Jurist und wohl Nachfolger Karl Hegels (1813–1901) als Chefredakteur der „Mecklenburigschen Zeitung“; seit 1835 Mitglied des „Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde“, Großherzoglich mecklenburg-schwerinscher Ministerial-Registrator und Hofrat.
Chaufepié, Johann Heinrich De 14189175017731855Chaufepié, Johann Heinrich De (1773–1855), war Arzt und Gründer des Ärztlichen Vereins Hamburg; er stammte aus einer hugenottischen Arztfamilie, die über Holland nach Hamburg gekommen war.
Flemming, Carl Friedrich11950059017991880Flemming, Carl Friedrich (1799–1880), in Jüterbog geborener Mediziner und Psychiater, der von 1818 bis 1821 an der Universität Berlin studierte und dort promoviert wurde. Ab 1825 war er maßgeblich an der Einrichtung der Heilanstalt in Sachsenberg bei Schwerin beteiligt und praktizierte ab 1854 als Nervenarzt in Schwerin.
Flemming, AugusteAuguste Flemming1166133861806Flemming, Auguste, geb. Winter (*1806), Ehefrau des Nervenarztes Carl Friedrich Flemming (1799–1880).
Prosch, Karl Friedrich WilhelmKarl Friedrich Wilhelm Prosch11630508818021876 Prosch, Karl Friedrich Wilhelm (1802–1876), Jurist und Politiker, 1846 Regierungsrat in Schwerin, 1848/49 Mitglied der Zweiten Kammer des Landtags von Mecklenburg-Schwerin, Bruder des Geheimen Kabinettsrats Eduard Prosch (1804–1878).
Schweden (Schweder), Johann Friedrich Ludwig118484798317991871Schweden, Johann Friedrich Ludwig (1799–1871), war seit den 1820er Jahren Rechtsanwalt in seiner Geburtsstadt Schwerin und Ehemann Louise Charlotta Catharina Magdalena Schwedens (1802–1871).
Aegidi (Aegidy), Ludwig Karl James11600904718251901Aegidi, Ludwig Karl James (1825–1901), auch Aegidy, in Tilsit geborener Jurist, Politiker und Dichter, der nach seinem Studium an den Universitäten Königsberg, Heidelberg und Berlin im Jahre 1851 promoviert wurde und sich 1853 an der Universität Göttingen habilitierte. Von 1857 bis 1859 war er außerordentlicher Professor für Staatsrecht an der Universität Erlangen, dann bis 1868 am Akademischen Gymnasium in Hamburg und anschließend bis 1871 an der Universität Bonn. Nach seiner Anstellung im Auswärtigen Amt in Berlin von 1871 bis 1877 war er Professor für Staats-, Völker- und Kirchenrecht an der Universität Berlin.
Kierulff, Johann Friedrich MartinJohann Friedrich Martin Kierulff11616908718061894Kierulff, Johann Friedrich Martin (1806–1894), Jurist und Politiker, 1842/43 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Rostock, ab 1843 Oberappellationsgerichtsrat, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, 1852/53 Vizepräsident des mecklenburgischen Oberappellationsgerichts in Rostock, von 1853 bis 1879 Präsident des gemeinschaftlichen Oberappellationsgerichts der vier Freien Städte des Deutschen Bundes in Lübeck.
Haupt, Moriz11903474318081874Haupt, Moriz (1808–1874), war von 1843 bis 1851 ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Leipzig.
Sprengel, (Anton Johann Friedrich) Albert11748662018111854Sprengel, (Anton Johann Friedrich) Albert (1811–1854), war ein in Rostock geborener und in Waren (Müritz) verstorbener, 1832 in Heidelberg promovierter Jurist; seit 1836 Mitglied des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde; 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (Augsburger Hof, Wahlkreis Waren); 1849 Teilnehmer an der Gothaer Versammlung.
Bolle, Heinrich Friedrich Christian-18061871 Bolle, Heinrich Friedrich Christian (1806–1871), war ein in Schwerin geborener und in Parchim wirkender Pädagoge, der ursprünglich Theologie in Rostock studiert hatte.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Gotha50.9494849,10.7014435Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha, die 1847 Anschluß an das Eisenbahnnetz fand, etwa 220 Kilometer nördlich von Nürnberg am Nordhang des Thüringer Waldes gelegen.
Geheimer Rat(h), Geheimer Rath, Geheimerrath, Geheimrat(h); auch: Geheimer OberrathVornehmlich auf die Zeit des Absolutismus zurückgehender Titel als Bezeichnung für ein Mitglied des Hof- oder Staatsrat als Beratungs- und Regierungsorgan eines Herrschers, welcher im 19. Jahrhundert zumeist als Ehrentitel in monarchischen Staaten gebraucht wurde.
Friedrichstraße (Berlin)Auf das 17. Jahrhundert zurückgehende Straße in Berlin, die heute in den Berliner Ortsteile Mitte und Kreuzberg liegt.
Hallesches Tor, Halle’sches Thor (Berlin)An der am nördlichen Ufer des Landwehrkanals (Hallesches Ufer) gelegenes Tor als Teil der Berliner Zoll- und Akzisemauer.
Rath, RätheRat einer Stadt, Stadtrat; mit Erstarken der Zünfte gegenüber den alteingesessenen Geschlechtern bzw. ratsfähigen Patriziergeschlechtern oftmals fortschreitende Differenzierung in z. B. den „Äußeren“, „Großen“, „Neuen“ oder „Jungen“ Rath/Rat, wohingegen der eigentliche, in dem die wichtigen laufenden Geschäfte rund um die Stadtleitung bzw. -verwaltung erfolgten nunmehr als „Kleiner“, „Enger“ oder „Alter“ Rath/Rat bezeichnet wurde; in einer weiteren Unterscheidung konnten auch noch Ausschüsse hinzutreten, die bisweilen auch „Geheimer Rath“ bzw. „Geheimer Rat“ genannt wurden; auch Bezeichnung für ein Mitglied dieses Rat(h)es; Berater eines Herrschers auch als Gremium oder Regierungsbehörde (z. B. Hofrat, Geheimrat); auch: Ratschläge.
Addreße, Adresse, AdreßeHier gebraucht im Sinne einer politischen Meinungsäußerung bzw. Willenskundgebung, die von einzelnen Personen oder Gruppen an ein Staatsoberhaupt oder die jeweilige Regierung gerichtet ist, zumeist in schriftlicher Form; auch gebraucht im Sinne von: „Glückwunschadresse“ als besonderes, zumeist gedrucktes aufwändiges Glückwunschschreiben mehrerer Personen an eine bestimmte Person oder Institution; auch: Postadresse, Anschrift.
Mecklenburgische ZeitungDie ab 2. Oktober 1848 erscheinende neugegründete Zeitung löste als formal unabhängiges, dem Schweriner Hof nahestehendes und von ihm mitfinanziertes Blatt die „Neue Schwerinsche politische Zeitung“ ab, die im Jahre 1811 an die Stelle der 1757 gegründeten „Schwerinischen Zeitung von den merkwürdigsten Staatsgeschichten“ getreten war. Karl Hegel (1813-1901) war bis zum 4. September 1849 ihr erster leitender Redakteur und hatte die Aufgabe, an jedem Werktag abends eine vierseitige Zeitung herauszubringen, zu der fast täglich eine Beilage mit weiteren Berichten vor allem über die Verfassungsberatungen im Schweriner Landtag gehörte.
Notabene, nota beneAus dem Lateinischen stammende formelhafte Redewendung mit der wörtlichen Bedeutung „merke wohl“ in Sinne von „wohlgemerkt“ oder „übrigens“ und „nebenhergesagt“.
Quittung, Quittungen„Quittung“ bzw. „Quittungen“ hier als finanzverwaltungsspezifische Abrechnungsgrundlage zu verstehen, bezogen auf das umfangreiche Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, das Karl Hegel (1813-1901) für die Münchener Historische Kommission leitete, und welche für die Ausbezahlung der Remuneration an den jeweiligen Mitarbeiter erforderlich war. Dieser musste im Vorfeld eine solche Quittung als Beleg ausstellen und an den Abteilungsleiter übermitteln. Die Abrechnung erfolgte hierbei zumeist monatsweise, weswegen gelegentlich auch der Begriff „Monatsquittung“ geläufig war, für Zwischenabrechnungen oder vorläufige „Quittungen“ der Begriff „Interimsrechnung“.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis