XML PDF

Otto Krabbe an Karl Hegel, Rostock, 11. Juli 1849

Mein lieber Hegel,

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre freundliche Zuschrift2, welche mir zugleich mit drei Thalern für das Gehlsdorfer Rettungshaus durch Adele Maßmann zugegangen ist. Wir sind Ihnen sowohl für diese reiche Gabe als auch für ihre gütige Anordnung, daß alle die Anstalt betreffende Inserate in die Meklenburgische Zeitung, soweit es irgend zulässig ist, unentgeldlich aufgenommen werden, recht sehr verbunden und erkennen darin Ihre theilnehmende Gesinnung, die Allen lieb und werth ist. Ihrer Bestimmung gemäß werde ich die Gabe unter den Buchstaben Carl Hegel in der, Mitte des Monats erscheinenden, Mitteilung aufführen.

Ich kann mir lebhaft denken, daß Sie sich der Aussicht freuen bis Mitte August der leidigen Redaction enthoben zu seyn. Ob aber nicht die Vereinbarung, die ja nach den letzten Abstimmungen auf dem besten Wege zu sein scheint, dennoch am Wahlgesetze scheitern wird, steht bei der eigenthümlichen Passion des linken Centrums für dasselbe wohl noch dahin. Wie dem nun aber auch seyn mag, so wird die Niederlegung der Redaction von Ihrer Seite doch jedenfalls sehr bald erfolgen, und möchte ich Ihnen die dringende Bitte recht ans Herz legen, Ihrerseits dafür Sorge zu tragen, daß die Redaction in die Hände eines – ich sehe hier ab von der politischen Gesinnung – durchaus ehrenhaften und gewissenhaften Mannes übergehe. Mir sind die Verhältnisse völlig unbekannt, ich weiß daher auch nicht, ob man überhaupt schon jemand anderen ins Auge gefaßt hat. Ich thue die Bitte überhaupt nur, weil mir eine solche Garantie bei dem großen Einflusse, der durch jene Redactions Uebertragung in die Hände des Betreffenden gelegt wird, von der höchsten Wichtigkeit zu seyn scheint.

Auch ich sehe dem Erscheinen des florencourtschen Blattes mit Erwartung entgegen3; daß Florencourt Sie nicht besucht hat, ist gewiß unabsichtlich gewesen. Er hat auch hier bis jetzt – und er war im Junius schon einmal hier – niemand besucht und hat nur mit denen verkehrt, mit welchen er in Geschäfts Verbindung steht. Der hiesige conservative Kreis, d. h. soweit ich ihn kenne, hat dies indessen nur auf die vielen dringend von ihm zu erledigenden Dinge geschoben. Ueberhaupt scheint mir die ganze Sache noch der Einheit der Leitung zu entbehren. In die Hände unseres lieben Professor Becker ist, so scheint es, das Ganze gelegt, mit dem Florencourt bisher am meisten verkehrt hat. So sehr ich nun auch unseren Becker aufrichtig schätze, muß ich dennoch der Meinung seyn, daß es kaum für ihn möglich seyn wird die schwierige äußere Leitung mit Allem, was daran hängt, fortzuführen. Von Wuillenbaum ist das Haus in der Kleinen Mönchenstraße für 9200 fl.4 erstanden worden. Auf dem großen Hofe des Hauses ist in den letzten zehen Tagen ein Gebäude für die Druckerei errichtet worden. Die Pressen sind von der Neuen Preußischen Zeitung gekauft worden, da diese bei der außerordentlich wachsenden Zahl ihrer Leser größere hat anschaffen müssen. Die Druckerei Einrichtung hat viel gekostet; die eingeführten 5 haben einen Zoll von 150 6 geben müssen. Ueberhaupt wird durch die Herstellung der nothwendigen kostspieligen Einrichtungen das Stamm Kapital der bis jetzt untergebrachten 240 Actien wohl sehr bedeutend in Anspruch genommen werden. Bis jetzt sind 25 % eingezahlt worden, doch dürften wohl bald die zweiten 25 % eingezogen werden. Florencourt, Maaßen und der Buchdrucker Hirsch werden in dem geräumigen Hause ihre Wohnung finden.

Ich habe die vorstehenden äußerlichen Notizen hinzugefügt, weil ich glaubte, daß dieselben Ihnen vielleicht nicht uninteressant seyn möchten und ich anderseits weiß, daß ich sie unbedenklich Ihnen mittheilen kann. Was Florencourt selbst anlangt, so halte ich ihn für einen durchaus ehrenhaften Mann und glaube, daß manche, da er ein alter Constitutioneller ist, sich noch sehr in ihm verrechnen werden. –

Stannius ist am 30. Junius aus Helgoland pünktlich zurückgekehrt und am 1. Julius in sein Rectorat eingeführt worden.7 Vorgestern hat das Concil für die Thölsche Stelle Gerber in Erlangen, Michelsen in Jena und Budde in Halle denominirt und für die eventuelle Besetzung einer Professur des Staatsrechts Zachariä in Göttingen, der nicht ganz abgeneigt seyn soll, in Vorschlag gebracht. Mit dem herzlichsten Gruße

Ihr
Otto Krabbe