Ich danke Euch von ganzem Herzen für Eure innigen Glückwünsche und Dir noch besonders, lieber Manuel, für die schönen und tiefgefühlten Worte, womit Du das Glück des Ehestandes aus eigener beglückender Erfahrung erhebst. Euer häusliches Glück wird mir ein Vorbild des meinigen sein und werde ich mich bemühen, es weder an der Liebe selbst noch an ihren Werten fehlen zu lassen, ohne welche solches Glück nicht bestehen kann.
Ich erwidere Deinen innigen Gruß vom Krankenbette mit tief gerührtem Herzen und versichere, daß die Freude Deines mütterlich liebevollen Herzens mein Glück noch um Vieles vermehrt, da ich einestheils nichts inniger wünsche, als Dir Freude zu bereiten und zugleich darin den mütterlichen Segen erblicke, der mir zu meinem Glücke nicht fehlen dürfte.
Meine liebe Susette hat in einfachen und eben dadurch mich um so mehr rührenden Worten mich vom Grund ihrer Seele ihrer ganzen Liebe und ihres unbedingten Vertrauens versichert in der festen Zuversicht, wie sie sagt, das höchste Lebensglück in der Verbindung mit mir zu finden und in dem Vertrauen auf Gott und meine Liebe, daß es auch ihr gelingen werde, mich glücklich zu machen. Den Gedanken, welcher ihr wohl in den letzten Stunden unseres Zusammenseins entstand, daß sie mir mehr sei, als andere1, habe sie mit der Überzeugung abgewehrt, daß sie mir doch so gar nichts sein und bieten könne: wenn ich nun aber dennoch glaubte, in der Vereinigung mit ihr die volle Befriedigung zu finden, so wolle sie sich nur mit allen ihren Fehlern und Schwächen übergeben und mir die völligste Hingebung ihres Wesens geloben. – Ich würde Dir gern den ganzen lieben Brief schicken, wie die liebe Marie erwartet2, wenn ich mich so lange von ihm trennen könnte; darum laß Dir vorläufig mit dem Vorstehenden genügen, bis ich erst mehrere Briefe von ihr in Händen habe. Übrigens schicke ich Dir Dein Eigenthum ehrlich zurück.
Da ich erst am Montag, den 29. Oktober Abends hier angekommen bin, so ist der vom 25. October datierte Brief3 aus Nürnberg vielleicht schon etwas liegen geblieben und Ihr hattet schon gleichzeitig in Berlin die Nachricht von meinem Glücke. Zugleich fand ich auch Deine Zusendung vor, lieber Manuel, mit der ersehnten Nachricht von der lieben Mutter Besserbefinden. Für die erstere danke ich Dir, für die andere dem lieben Gott, daß er größeres Unglück von der lieben Mutter abgewendet hat; möchte auch das wirklich eingetretene Übel recht bald gänzlich beseitigt sein! doch muß ich leider besorgen, daß die Spuren davon noch lange fühlbar sein werden. Ich verlange sehr danach, recht oft Nachricht von meiner besten Mutter zu haben.
In Schwerin wurde ich theils durch meine Geschäfte, theils durch die dortigen lieben Freunde länger, als ich dachte, nämlich bis zu Montag4 Mittag festgehalten. Auch las ich die mecklenburgische Zeitung durch und wurde von dem Minister recht sehr gebeten, noch für sie zu schreiben und die Regierung ferner zu unterstützen: ich versprach das zu thun, so weit es mir möglich wäre. Leider war der Großherzog eben nach Schlesien zu seiner Braut abgereist, mit der er sich am 3. November zu Ludwigslust zu vermählen gedenkt. Aus dem ganzen Lande werden Deputationen dorthin gesandt, und je mehr der Adel durch Wegbleiben seinen unvernünftigen Groll zu erkennen giebt, um so mehr wird die ganze übrige Bevölkerung dem Großherzoge die herzlichste Theilnahme bezeugen. In Schwerin werden große Feierlichkeiten zu seinem Empfange vorbereitet, und besonders freut es mich auch, daß das Festspiel von Eggers zur Aufführung im Theater angenommen worden ist.
Meine Verlobungskarten5 kann ich erst übermorgen hier vertheilen lassen, weil sie nicht früher fertig werden; ebenso die Briefe6, welche ich nach auswärts versenden will. Ich werde Euch die für Berlin bestimmten zur gefälligen Beförderung zuschicken, und um auch eine Anzeige in der Zeitung bitten. Nach der von mir angefertigten Liste werde ich hier am Orte gegen 70 Karten auszutheilen haben und im übrigen Lande so wie außerhalb nach verschiedenen Orten gegen 60 Briefe verschicken. – Ich gestehe, daß ich diese Weitläufigkeiten wenig liebe und am liebsten schon so weit drüber hinweg wäre, daß ich meine Susette bereits in meiner Behausung geborgen hätte; doch die Welt fordert ihre unerbittlichen Rücksichten und muß ich mich wohl oder übel drein finden. – Von meinen Bekannten in Rostock habe ich noch wenige gesehen, da ich theils mit Einräumen meiner Sachen, theils mit Briefschreiben beschäftigt war. Lebe wohl, liebe Mutter; möchte ich recht bald wieder von Deiner rasch vorschreitenden Besserung hören! lebt wohl, lieber Manuel, liebe Friederike.