Mein süßes Liebchen, Deinen lieben Brief habe ich mit den andern Geburtstagbriefen an meine liebe Mutter am 17. dieses Monats Morgens empfangen. Es waren liebe Morgengrüße, die gerade zur bestimmten Zeit eintrafen und die liebe Mutter hoch erfreuten. Was konnte ihr auch mehr Freude gewähren als das neue Zeugniß unserer innigen Liebe, welche auch sie so hoch beglückt! – Ich war schon am Tage vorher Mittags in Berlin eingetroffen und verwendete einen Theil des übrigen Tages zu einigen Besorgungen und Erkundigungen für unsere künftige Einrichtung. Die liebe Mutter fand ich doch weniger leidend als ich dachte: freilich muß sie noch fast beständig liegen und kann sich nur mit Hülfe zweier Krücken durch die Stube bewegen, doch fühlt sie, daß die neu verordneten warmen Seifenbäder ihr gut thun u. ist sie wieder besserer Hoffnung für den kommenden Sommer. Am Sonntag, am Geburtstage, waren Manuel u. Friederike nebst ihren beiden allerliebsten Mädchen zu Mittag bei ihr: die Kinder ergingen sich in ihrer lauten lärmenden Fröhlichkeit, ohne daß die liebe Mutter sich dadurch beschwert fühlte – ein Beweis, daß ihre Nerven nicht mehr so schwach wie früher sind. Von den Berliner Freunden sah ich nur wenige, die zum Geburtstage Glück wünschten; nur einen Besuch machte ich bei Geheim Rath Karsten, um mich bei ihm nach Beseler, seinen Schwiegersohn, zu erkundigen, ich fand diesen selbst schon da u. wir reisten am anderen Morgen zusammen weiter.
Ich sollte Dir nun auch noch kurz von meiner vorausgegangenen Reise erzählen, da mein letzter Brief noch von Rostock aus datiert ist. Am Mittwoch machte ich meinen Umzug in unsere neue Wohnung, womit ich wegen meiner vielen Bücher fast den ganzen Tag verbrachte. Daneben nahmen die Abschiedsbesuche die übrige Zeit in Anspruch, so daß ich mit knapper Noth bis zum Abgang der Post fertig wurde. Ich nahm diesmal Abschied von Rostock mit der frohen, mich hoch beglückenden Aussicht, nicht allein wieder zurückzukehren, und zum letzten Male ging die Reise bis Wismar mit Post, da die Eröffnung der Eisenbahn bis Rostock am 13. Mai bevorsteht. Um 7 Uhr Abends kam ich in Schwerin an u. war bis Mitternacht bei meinen lieben Freunden Geheimer Cabinetsrath Prosch, denen ich versprechen mußte bei meiner Zurückkunft mit Dir bei ihnen zu wohnen. Am andern Morgen besuchte ich zuerst den Großherzog, dann den Minister v. Lützow, von denen ich manche interessante Dinge hörte, ging auf eine Viertelstunde in unsere elende Abgeordnetenkammer u. machte die Runde mit meinen Schweriner Freunden bis zum Abend 7 Uhr, da der Bahnzug wieder abging, der mich gegen ½ 11 Uhr bis Wittenberge brachte, wo ich zu Nacht blieb. Als ich früh erwachte, dachte ich an Dich, mein herzliebes Susettchen, dessen Geburtstag angebrochen war, von dem das Morgenroth in schönen farbigen Streifen sich über die vor mir liegende weite Ebene hinzog. Meine Phantasie malte mir auf diesem Grund Dein liebliches Bild, welches mich entzückte, bis ich im Eisenbahnwagen wieder zu andern Gedanken abgezogen wurde; aber wenn ich mich allein sah, trat es wieder hervor, und wie ich zu den Meinigen kam, da fand die Liebeswonne frische Erinnerung an Dich nicht minder eine heimatliche Stätte. |
Aus Deinem lieben Brief entnehme ich die betrübende Nachricht von Mariechens nicht ganz unbedenklicher Krankheit, die mich mit Sorge erfüllt. Ich habe dieses Schwesterchen wegen ihres sanften und innigen Wesens ganz besonders lieb gewonnen. Auch weiß ich, daß sie Deinem Herzen durch innigste Geschwisterliebe verbunden ist und kann mir denken, daß ihre Krankheit Dich sehr beunruhigt. Möge der Himmel ihr recht baldige Genesung gewähren und uns alle der nächsten Sorge für sie überheben! Vielleicht bringt mir Dein täglich von mir erwarteter Brief schon die erwünschte Nachricht.
Meine liebe Mutter hat indeß eine zweite treue Pflegerin gefunden in einer Elise, die früher im Goßner’schen
Krankenhause der Apothekenvorstand u. mit kundigem Sinn u. geschickter Hand die vorgeschriebenen Arzeneien für die Kranken bereitete. Diese, die von der lieben Mutter schon seit lange besonders hoch geschätzt wurde, hat sich ihr nun freiwillig zum Beistand u. zur vertrauten Gesellschafterin im Hause erboten, u. ist ihre Hülfe um so mehr willkommen, als die treue Dienerin Mathilde bisweilen heftigen u. plötzlichen Krankheitsfällen unterworfen ist. –
Ich sollte Dir nun nach diesen persönlichen Angelegenheiten von dem hier eröffneten Parlamente berichten. Doch muß ich noch auf meine Hieherreise zurückkommen. Am Montag, den 18. März früh 8 Uhr fuhr ich von Berlin ab und mit mir eine Anzahl von Abgeordneten im langen Zuge u. mit vielem Gepäck. Unterwegs war so wenig Aufenthalt, daß man nicht einmal zum Mittagessen gelangen konnte. Beseler u. Droysen saßen mit mir in einem Coupé, nachher in Halle traf ich auch mit Regierungsrath Karsten aus Schwerin, Mitglied des Staatenhauses, zusammen. Ankunft in Erfurt gegen 6 Uhr Abends, wo bereits durch Vermittlung eines hiesigen Pastors eine Wohnung für mich gemiethet war, Augustiner Straße Nr. 857, ganz in der Nähe der Augustinerkirche, wo für beide Häuser Sitzungslocale und Bureau’s eingerichtet sind. Meine Wirthsleute, Lehrer Große u. Frau, empfingen mich mit zuvorkommender Freundlichkeit. Die Wohnung besteht aus einer bescheidenen Stube nebst Kammer, wofür ich monatlich nur 8 Thaler bezahle. Ich begab mich dann in den ersten Gasthof zum Kaiser u. traf dort gleich mehrere Bekannte, zuerst Dahlmann, Kierulff, meinen Rostocker Landsmann, u. andere. Am folgenden Morgen las ich Zeitungen, machte Besuche, sah mich etwas in der Stadt um, wurde aber bald wieder durch das schlechte Wetter – es schneite beständig – in den Gasthof getrieben. Ich aß im Gasthof von Silber nahe am Bahnhof, wo die meisten meiner Freunde ihren Sammelpunkt finden wollen. Abend war ich wieder im Kaiser. Als ich nach Hause kam, war ich des Herumtreibens im geschäftigen Nichtsthun herzlich müde u. froh, daß es | anderen Tages zur Eröffnung des Parlaments kommen sollte. Ich habe vergessen zu erwähnen, daß die gute Stadt Erfurt uns an demselben Abend mit einer festlichen Aufführung zum Willkommen in dem großen Saale des Casino beehrte; doch nahm ich wenig Notiz davon; da ich den Saal voll Erfurter Damen in höchster Parure an Tischchen herumsitzend fand, die Herren in Frack u. Glacéhandschuhen, um die Deputirten zu sehen, die sich mit der mittelmäßigen Aufführung eines Theils von Göthe‘s Faust ergötzen sollten.
21. März
Am Morgen des 20. März (ich schreibe dieses schon am Abend des 21.) wurden die Glocken geläutet, auch die berühmte Domglocke, Susanna genannt (sie sollte mich an mein Susettchen erinnern). Um 10 Uhr fand der Gottesdienst statt, für die Evangelischen in der Barfüßerkirche, für die Katholiken in der Augustinerkirche. Vorher besuchte ich unseren Bevollmächtigten im Verwaltungsrath v. Schack, der mich noch mit zwei anderen Mitgliedern des Verwaltungsraths bekannt machte. In der Barfüßerkirche hielt der Superintendent Scheibe eine recht passende und beherzenswerthe Predigt über die Worte des Psalm: des Herrn Furcht ist der Weisheit Anfang. Darauf zog man in das Regierungsgebäude, wo die Mitglieder beider Häuser sich im großen Saale zusammenfanden. Feierlichen Schrittes traten darauf herein die Mitglieder des Verwaltungsraths, voran v. Radowitz. Er verlas die Botschaft. Man trennte sich wieder u. eilte zu den Sitzungslocalen, um einen guten Platz zu belegen. Ich habe mich mit meinen Freunden links gesetzt; rechts sitzen hauptsächlich die Minister, Generale, Excellenzen u. ihr Anhang. Vincke, Beseler, Harkort, Stedmann, Beckerath, Mevissen, Hergenhahn sitzen in meiner Nähe, Kierulff mir zu Seite. An dem Tisch der Commissarien befandt sich v. Radowitz mit zwei andern Mitgliedern des Verwaltungsraths. Radowitz leitete die Verhandlungen ein mit Vorlage der Geschäftsordnung; der Alterspräsident wurde bezeichnet, die 4 jüngsten Mitglieder (sie waren jünger als ich – 34 Jahre alt) zu Schriftführern herausgesucht, die 7 Abtheilungen formirt usw. Unser Alterspräsident v. Frankenberg (Präsident des Ober- Landsgerichts von Posen) gab sich mir heute als einen alten Freund der Flottwell’schen Familie zu erkennen. – Die Sitzungslocale der beiden Häuser sind ausnehmend schön, wozu die gothische Bauart der Kirche sehr zu statten kommt. Der hohe Chor mit prächtigen Glasmalereien verziert bildet das Staatenhaus, ein Theil des Schiffs das Volkshaus: beide Häuser sind durch eine durchgehende Mauerwand vollständig von einander getrennt. Höchst geschmackvoll ist auch die angebrachte innere Verzierung durch Drapperien u. ebenso zweckmäßig die Anordnung der Plätze. |
Am Abend fand noch eine vorberathende Versammlung von etwa 200 Abgeordneten beider Häuser in einem Saal auf dem Eisenbahnhofe statt, wo man sich über einige der nächsten Aufgaben verständigte.
Heute morgen 9 Uhr versammelten sich die Abtheilungen in ihren getrennten Localen, um ihre besonderen Vorstände zu wählen. In der 4. Abtheilung, der ich zugewiesen bin, wurde Graf Schwerin, der bisherige Präsident der 2. preußischen Kammer, zum Vorsitzenden gewählt, und ich hatte die Ehre, zum Schriftführer der Abtheilung gewählt zu werden. Um 12 Uhr war wieder Plenarsitzung, wo diese Wahlen angezeigt, die Wahlprüfungen angeordnet wurden. Darauf las ich von 1 bis 3 Uhr Zeitungen, brachte von 3–5 Uhr im Kaiser beim Essen zu, wo ich in meiner nächsten Umgebung allein nicht weniger als 6 Minister in oder außer Dienst zählte. Ich unterhielt mich besonders mit einem Nassauer, einem Kurhessen u. einem Preußen aus Minden, die alle die gleiche Überzeugung von der Nothwendigkeit unseres Bundesstaats theilten. –
Ich komme nun zu Dir zurück, mein einzig geliebtes Susettchen, Du süßer Ruhepunkt meiner Gedanken, Du lieber Magnet meiner schönsten Empfindungen. Mich verlangt recht sehr nach einem Brief von Deiner lieben Hand, und ich gestehe, daß ich ihn schon seit mehreren Tagen erwartet habe; denn so ungenügsam bin ich in Hinsicht auf Deine Liebesbeweise, daß ich Deinen lieben Geburtstagsbrief nur für einen außerordentlichen ansehen wollte u. nichtsdestoweniger die gewöhnliche Antwort auf meinen letzten aus Rostock schon hier erwartete. Verzeih‘ mir, gutes Susettchen, wenn ich unbescheiden war; aber ich bitte, laß mich auch nicht länger warten auf Deinen Liebesboten, wenn Du diesen erhalten haben wirst; sonst komme ich Deinetwegen in Sorgen, oder auch Mariechens wegen, die Du gewiß mit aufopfernder Liebe gepflegt hast.
Von der lieben Mutter habe ich bereits gestern hier einen Brief erhalten. Sie schreibt mir von einem neuen Krankheitsanfall der treuen Mathilde, wobei sich der Beistand der Pflegerin Elisa als höchst erwünscht erwiesen, da nun diese der lieben Mutter die Angst u. Anstrengung ersparte, wodurch sich schon einmal ihr Fuß so verschlimmert hat. –
Ich gebe disen Brief noch heute Abend auf die Post und wenn ich morgen oder übermorgen einen von Dir erhalten sollte, so werde ich Deine Antwort nicht erst abwarten, sondern Dir, wenn möglich sogleich wieder schreiben. – Oft wünsche ich, ich hätte Dich bei mir, mein liebes Susettchen, u. dann, wenn ich meine unruhige Lebensweise betrachte, weiß ich wieder nicht, ob ich es wünschen soll. Nur wenige Abgeordnete haben ihre Frauen bei sich, weil alle nicht erwarten, daß es hier lange dauern sollte; doch bringen einige dieselben selbst an die Mittagstafel mit, was mir aber kaum gefällt. Ich würde Dich nicht in eine so fremdartige Lebensatmosphäre versetzen mögen. – Hoffen wir zu Gott, daß wir hier bald zum guten Ende gelangen! Tausend Grüße an die lieben Eltern, an das theure Mariechen, dem ich meine ganze Theilnahme bei der Krankheit gewidmet, u. die andern lieben Geschwister u. Verwandten.
In unwandelbarer Liebe
Dein Karl.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Erfurt50.9777974,11.0287364Am Südrand des Thüringer Beckens gelegene, ehemals kurmainzische Stadt, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Preußen fiel.
Privatbesitz
.
Privatbesitz
1000
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Die Brautbriefe Karl Hegels an Susanna Maria von Tucher. Aus der Verlobungszeit des Rostocker Geschichtsprofessors und der Nürnberger Patriziertochter 1849/50, (= Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, Heft 87), Wien, Köln, Weimar 2018.
Neuhaus, Brautbriefe Karl Hegels an Susanna Maria von Tucher
2018
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Hegel, Marie (Maria), verh. BitterMarie Hegel, verh. Bitter103810830618481925Hegel, Marie (1848–1925), Tochter Immanuel (1814–1891) und Friederike Hegels, geb. Flottwell (1822–1861), Ehefrau des Juristen, hohen preußischen Verwaltungsbeamten, Kronsyndikus und Politikers Rudolf Bitter (1846–1914), siehe auch: Bitter, Marie.
Karsten, Karl Johann Bernhard11606123517821853 Karsten, Karl Johann Bernhard (1782–1853), im mecklenburgischen Bützow geborener Metallurge und Mineraloge, der Rechtswissenschaft, Medizin, Metallurgie und Bergbaukunde studierte und 1819 Geheimer Oberbergrat im preußischen Innenministerium in Berlin wurde. Einer seiner Söhne war der Rostocker Mathematiker und Mineraloge Hermann Karsten (1809–1877), sein Schwiegersohn war der Jurist Georg Beseler (1809–1888).
Beseler, Georg Karl ChristophGeorg Beseler11851019318091888Beseler, Georg (1809–1888), Jurist und preußischer Politiker, war in der Heidelberger Studienzeit neben Georg Gottfried Gervinus (1805–1871) einer der beiden engsten Freunde Karl Hegels (1813–1901). Er wurde ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an den Universitäten Rostock, Greifswald und Berlin.
Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin13158849418231883Friedrich Franz II. (1823–1883), Großherzog von Mecklenburg-Schwerin von 1842 bis 1883, war der Sohn Großherzog Paul Friedrichs (1800–1842), seines Vorgängers im Amt, und Alexandrine von Preußens (1803–1892), einer Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelms III. (1770–1840).
Lützow, Ludwig Friedrich Wilhelm13788003017931872 Lützow, Ludwig Friedrich Wilhelm (1793–1872), Politiker und Staatsmann des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin, von 1840 bis 1850 Erster Minister des Großherzogs, 1848/49 einer der Verfechter einer konstitutionellen Monarchie als Verfassungsform Mecklenburg-Schwerins, Ehemann Sophie Brandensteins (1796–1876).
EliseElise-Elise, Kindermädchen in der Familie Karl Hegels (1813–1901) in Erlangen nach 1856.
Goßner, Johannes Evangelista11854089017731858Goßner, Johannes Evangelista (1773–1858), in Schwaben geborener Theologe, der als katholischer Priester zur evangelischen Lehre konvertierte und Pfarrer wurde. Von 1829 bis 1846 war er Prediger an der Berliner Bethlehemskirche und wandte sich im ganzheitlichen Sinne der Mission zu. Die Goßnersche Missionsgesellschaft (Berliner Missionswerk) und das Berliner Elisabeth-Kinder-Hospital (Elisabeth-Krankenhaus) wurden von ihm u. a. gegründet.
Droysen, Johann GustavJohann Gustav Droysen11852755X18081884Droysen, Johann Gustav (1808–1884), in Westpommern geborener Lehrer, Historiker und Politiker, der von 1835 bis 1840 außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Berlin und von 1840 bis 1851 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Kiel war, dann bis 1859 an der Universität Jena und von 1859 bis 1884 an der Universität Berlin. Er war Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, schied aber im Jahre 1871 wieder aus. 1848/49 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Karsten, Detloff Ludolf EobaldDetloff Karsten12090763117871879Karsten, Detloff Ludolf Eobald (1787–1879), Advokat und Prokurator in Rostock, von 1811 bis 1846 in verschiedenen Funktionen als Senator, Syndikus, Bürgermeister und Erster Bürgermeister in Diensten der Hansestadt mit abschließender Ehrung als Ehrenbürger, 1846 Regierungsrat in Schwerin, 1848/49 war er Mecklenburger Bevollmächtigter bei der provisorischen deutschen Zentralgewalt in Frankfurt am Main. Er war ein Bruder des Mineralogen und Metallurgen Karl Johann Bernhard Karsten (1782–1853). Als Bruder des Mineralogen Carl Karsten (1782–1853) war er Onkel von Georg Beselers (1809–1888) Frau Emilie Beseler (1816–1900), geb. Karsten.
Große, Johann Friedrich Christoph-17891858Große, Johann Friedrich Christoph (1789–1858), war Lehrer, Kirchner und Kirchenrendant der Erfurter Augustiner-Kirchengemeinde und wohnte mit seiner Ehefrau Martha Barbara Große, geb. Platz (1808–1882), in der Augustiner Straße Nr. 857, wo sich das Schulhaus der Johannes-Pfarrkirche befand und Karl Hegel (1813–1901) während seiner Erfurter Abgeordnetenzeit im Jahre 1850 wohnte.
Dahlmann, Friedrich ChristophFriedrich Christoph Dahlmann11852336817851860Dahlmann, Friedrich Christoph (1785–1860), Politiker und Historiker, war von 1842 bis 1860 ordentlicher Professor für Deutsche Geschichte und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Staatenhauses für das Königreich Preußen im Erfurter Unionsparlament.
Kierulff, Johann Friedrich MartinJohann Friedrich Martin Kierulff11616908718061894Kierulff, Johann Friedrich Martin (1806–1894), Jurist und Politiker, 1842/43 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Rostock, ab 1843 Oberappellationsgerichtsrat, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, 1852/53 Vizepräsident des mecklenburgischen Oberappellationsgerichts in Rostock, von 1853 bis 1879 Präsident des gemeinschaftlichen Oberappellationsgerichts der vier Freien Städte des Deutschen Bundes in Lübeck.
Schack, Adolf Friedrich11860604218151894Schack, Adolf Friedrich (1815–1894), in Schwerin geborener Jurist, Diplomat, Kunstsammler, Mäzen und Dichter, 1876 preußischer Graf, Sohn Adam Reimar Christophs Schacks (1780–1852), des mehrmaligen Vertreters Mecklenburg-Schwerins in der Bundesversammlung des Deutschen Bundes – Mecklenburger Mission – in Frankfurt am Main (1829–1848); 1850 war er Vertreter des Großherzogtums im Verwaltungsrat gemäß der Erfurter Union. Mit seiner Übersiedlung nach München im Jahre 1856 erwarb er ein Wohnhaus in der Brienner Straße, das er mit neuen Galerie-Bauten bis 1874 zu einem einzigartigen Gebäudekomplex vereinigte, in dem seine große Gemäldesammlung vereinigt präsentiert wurde.
Scheibe, Friedrich Ludwig11719301118091884Scheibe, Friedrich Ludwig (1809–1884), war von 1837 bis 1863 Pfarrer der Reglerkirche in Erfurt, dann bis 1883 Oberpfarrer von St. Andreas in Eisleben und Superintendent, 1845 Superintendent und Senior des „Evangelischen [Geistlichen] Ministeriums Erfurt“ als Gesamtvertretung der Pfarrerschaft des städtischen evangelisch-lutherischen Kirchenwesens, 1846 Konsistorialrat.
Radowitz, Joseph Maria11859767117971853Radowitz, Joseph Maria (1797–1853), preußischer General, Diplomat und Politiker, von 1836 bis 1848 preußischer Militärbevollmächtigter beim Bundestag des Deutschen Bundes, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Vordenker einer „kleindeutschen“ Bundesverfassung, 1849/50 preußisches Mitglied in der Bundeszentralkommission, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Erfurter Union, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Provinz Sachsen.
Vincke, Georg Ernst Friedrich11862711218111875Vincke, Georg Ernst Friedrich (1811–1875), Jurist aus Westfalen, war von 1843 bis 1869 Mitglied verschiedener Parlamente des Königreichs Preußen und Deutschlands: 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Unionsparlaments für die preußische Provinz Westfalen, Reichstag des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Zollparlaments.
Harkort, Friedrich11854597317931880Harkort, Friedrich (1793–1880), Unternehmer und Politiker, 1848 Mitglied der konstituierenden preußischen Nationalversammlung, Mitglied der Zweiten Kammer des preußischen Landtages, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Provinz Westfalen.
Stedmann, Carl Johann Wilhelm11875292818041882Stedmann, Carl Johann Wilhelm (1804–1882), Jurist, 1847/48 Mitglied des preußischen Vereinigten Landtages, 1848/49 Mitglied des Frankfurter Vorparlaments und der Frankfurter Nationalversammlung, Reichskommissar für Schleswig-Holstein und Lauenburg, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Rheinprovinz.
Beckerath, Hermann11610566618011870Beckerath, Hermann (1801–1870), Bankier und Politiker, 1848 Reichsfinanzminister, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1849 Mitglied der Zweiten Kammer des preußischen Landtages, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Rheinprovinz.
Mevissen, Gustav11878358018151899Mevissen, Gustav (1815–1899), Unternehmer und Politiker, 1847/48 Mitglied des preußischen Vereinigten Landtages, 1848/49 Unterstaatssekretär im Reichshandelsministerium, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Provinz Westfalen.
Hergenhahn, Jakob Ludwig Philipp August Franz11673551118041874Hergenhahn, Jakob Ludwig Philipp August Franz (1804–1874), Jurist und Politiker, übte verschiedene Funktionen im Herzogtum Nassau aus, war 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für das Herzogtum Nassau.
Frankenberg, Wolff Sylvius Leopold11753611317851878Frankenberg, Wolff Sylvius Leopold (1785–1878), Jurist und Parlamentarier, von 1832 bis 1848 Präsident des Oberappellationsgerichts Posen, ab 1835 zugleich Präsident des dortigen Oberlandesgerichts, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Unionsparlaments für die preußische Provinz Schlesien und anfangs dessen Alterspräsident.
Flottwell, Eduard HeinrichEduard Heinrich Flottwell11663107417861865Flottwell, Eduard Heinrich (1786–1865), preußischer Staatsmann, Minister und oftmaliger Oberpräsident, u. a. von 1841 bis 1844 Oberpräsident der Provinz Sachsen, 1849/50 Oberpräsident der Provinz Preußen, 1850 Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Schwiegervater Immanuel Hegels (1814–1891).
Schwerin, Maximilian11742253318041872Schwerin, Maximilian (1804–1872), Jurist und Politiker, 1847 Mitglied des preußischen Vereinigten Landtages, 1848 preußischer Kultusminister, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1849–1855 Mitglied und Präsident der Zweiten Kammer des preußischen Landtages, 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Parlaments für die preußische Provinz Pommern.
Tucher, Friedrich Wilhelm Sigmund Friedrich Wilhelm Sigmund Tucher116153730918461924Tucher, Friedrich Wilhelm Sigmund (1846–1924), Sohn Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871) und Maria Magdalena Tuchers, geb. Grundherr (1802–1876), jüngster Bruder Susanna Maria Hegels (1826–1878), Taufpate Gottlieb Friedrich Hegels (1867–1874), 1867 Forsteleve in Aschaffenburg, Ehemann Auguste Marianna Tuchers, geb. Stramer (1857–1887), nach deren Tod ab 1888 Maria Margarethe Charlotte Tuchers, geb. Anns (1852–1917).
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Wismar53.8909832,11.4647932Hansestadt an der Ostsee und seit 1848 Eisenbahnstation auf der Strecke von Schwerin nach Wismar als Teilstück der Mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn.
Schwerin53.6288297,11.4148038Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin am Schweriner See, circa 80 Kilometer südwestlich von Rostock gelegen.
Wittenberge52.9983723,11.7507204Die Stadt an der Elbe hatte seit 1846 eine Bahnstation an der Strecke von Berlin nach Hamburg.
Halle51.4825041,11.9705452Universitätsstadt an der Saale, nordwestlich von Leipzig gelegen, 1680-1701 kurbrandenburgisch, dann Stadt des Königreiches Preußen.
Minden52.2881045,8.9168852Circa 200 Kilometer westlich von Magdeburg gelegene alte Bischofsstadt an der Weser und wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Kammer (Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin)Abgeordnetenkammer des Schweriner Landtages.
Goßner‘sches KrankenhausDer ursprünglich katholische Geistliche Johannes Evangelista Goßner (1773-1858) wurde 1826 evangelisch, war von 1829 bis 1846 evangelischer Prediger an der Berliner Bethlehemskirche und wurde Begründer der nach ihm benannten Missionsgesellschaften. Im Geiste der Diakonie gründete er ab 1834 Kinderbewahranstalten und 1837 das erste evangelische Krankenhaus in Berlin vor dem Potsdamer Tor, das schon ein Jahr später nach der aus Bayern stammenden, ebenfalls konvertierten, stark sozial engagierten preußischen Kronprinzessin, dann Königin Elisabeth (1801-1873) benannt wurde, der Gemahlin König Friedrich Wilhelms IV. (1795-1861).
CoupéAbteil in einem Eisenbahnwagen.
Staatenhaus (Erfurt)Aus den Vertretern der beteiligten Staaten des Deutschen Bundes bestehender Teil des Erfurter Unionsparlamentes von 1850.
Augustinerkirche (Erfurt)Vom Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete Kirche des Klosters der Augustiner-Eremiten, in das der spätere Reformator Martin Luther im Jahre 1505 als Mönch eintrat. Sie wurde für die Sitzungen des Erfurter Unionsparlaments ab 20. März 1850 umgebaut und nach dessen Beendigung 1854 neu geweiht. Hegel erinnerte sich in seinen Memoiren: Die Sitzungslokale „waren in der Augustinerkirche, einem schönen gothischen Bau, hergerichtet. Der hohe Chor, mit prächtigen Glasmalereien verziert, bildete das Staatenhaus, ein Teil des Schiffes das Volkshaus. Beide Häuser, geschmackvoll dekoriert, waren durch eine Mauerwand vollständig voneinander getrennt“ (Hegel, Leben und Erinnerungen, S. 156).
Gasthof zum Kaiser (Erfurt)Das „Hôtel zum Römischen Kaiser“ lag am zentralen Platz Erfurts unweit des Bahnhofes: Nr. 1526.
Gasthof von Silber (Erfurt)Wohl in der Bahnhofstraße gelegen. Silber war eine alteingesessene Erfurter Gastwirts- und Postmeisterfamilie, die etwa ab 1832 durch Heinrich Wilhelm Silber (*1796) die Gastwirtschaft „Zum römischen Kaiser“ auf dem Anger unterhielt.
Casino und Ressource (Erfurt)Versammlungsorte der Geselligkeit für das gebildete Bürgertum, Kaufleute, Militär und Beamte Erfurts; das Lesezimmer war ein Saal im ehemaligen Wigberti-Kloster, Regierungsstraße 74.
Domglocke (Erfurt)Der Erfurter Dom ist der älteste Kirchenbau Erfurts und steht unmittelbar neben der Severikirche auf dem Domberg. Möglicherweise nannte Karl Hegel die größte und berühmteste Glocke des Domes, die „Gloriosa“, nach seiner Braut.
Barfüßerkirche (Erfurt)Die Bettelordenkirche im Stadtzentrum Erfurts wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts als ein Werk der Hochgotik vollendet.
Regierungsgebäude (Erfurt)Auf dem Gelände der frühneuzeitlichen Kurmainzischen Statthalterei gelegenes, von Preußen ab 1816 umgebautes Gouvernementsgebäude. Die alte Kurmainzische Statthalterei war im Jahre 1808 Ort des vom französischen Kaiser Napoleon I. Bonaparte veranstalteten Erfurter Fürstenkongresses, auf dem er u. a. am 2. Oktober auch Johann Wolfgang Goethe empfing (1749-1832).