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Johann Gustav Droysen an Karl Hegel, Kiel, 23. Mai 1851

Herrn Professor Dr. Hegel in Rostock3

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Die ergebenst Unterzeichneten haben sich zu einem Unternehmen vereinigt, das, wie sie hoffen, in vielen Kreisen Beifall und Theilnahme finden wird

Bereits im Jahre 1850 ist von den Herren Dr. Schwetschke und Prof. Roß eine Allgemeine Monatsschrift für Literatur begonnen worden, welche an Stelle der früheren Allgemeinen Literaturzeitung in so modificirter Weise, wie der derzeitige Charakter der wissenschaftlichen und literarischen Interessen es zu erheischen schien, für dieselben ein Centralorgan sein sollte.

Zufällige Umstände haben das Aufhören dieser Monatsschrift trotz der wachsenden Theilnahme, die sie fand, im Anfange dieses Jahres veranlaßt.

Herr Buchhändler Bruhn aus Schleswig, jetziger Besitzer der alten Verlagshandlung von C. A. Schwetschke & Sohn, welche wie früher die Allgemeine Literaturzeitung, so 1850 die Allgemeine Monatsschrift herausgab, ist uns mit dem Wunsche entgegengekommen, den Gedanken einer derartigen Zeitschrift wiederaufzunehmen.

Wir glauben uns einer Darlegung der Gründe überheben zu dürfen, welche gerade jetzt, wo der Nation aus allseitigem Mislingen ärgere Zersplitterung und Entmuthigung denn je zuvor zu erwachsen droht, ein um so steteres Zusammenfassen und Geltendmachen derjenigen Interessen empfehlen, in denen das nationale Selbstgefühl den festen Halt eines unversehrten Ruhmes und einer unantastbaren Gemeinsamkeit hat.

– Indem wir Sie, hochgeehrter Herr, um Ihre geneigte Mitwirkung bei dieser unsrer

Allgemeinen Monatsschrift für Wissenschaft und Literatur

ergebenst bitten, erlauben wir uns Ihnen das Wesentliche unsres Planes vorzulegen.

Die Aufgabe unsrer Monatsschrift finden wir vorgezeichnet in der Theilnahme, die der denkende Theil der Nation der Bewegung der Wissenschaften, ihren Fortschritten, ihren Ereignissen zuwendet, und in dem Interesse, das die Wissenschaften selbst haben, diese Theilnahme zu nähren und zu steigern.

Wir wünschen, daß unsre Monatsschrift alle wissenschaftlichen Gebiete in dem Maaße umfasse, als dieselben jene Theilnahme in Anspruch zu nehmen vermögen.

In der Wahl der Mitarbeiter wird die wissenschaftliche Haltung der Monatsschrift ihre Sicherung finden.

Von der Ansicht ausgehend, daß es für die Wissenschaft nur offene Fragen giebt, werden wir auch denjenigen Gebieten, welche nächste oder empfindlichste Interessen berühren, ihr volles Recht angedeihen lassen.

Wir wünschen, daß die Aufsätze unserer Monatsschrift ähnlich denen der entsprechenden englischen Reviews an neue oder hervorragende Schriften anknüpfen, um den derzeitigen Stand einer Wissenschaft, einer bestimmten Frage oder Untersuchung dazulegen, die weitere Aufgabe zu bezeichnen, die vorhandenen Richtungen und Scheidungen zu charakterisiren, die Beziehung zu andern verwandten Gebieten festzustellen u. s. w., und so dem Buche selbst, das zu solcher Besprechung Anlaß gab, seine Stelle in der Literatur anzuweisen. vertas4 damit ersichtlich werde, daß das Referat nicht über das einzelne Buch, sondern über den in dem Buche behandelten Gegenstand das Wesentliche sei, bitten wir dem einzelnen Aufsatz eine Ueberschrift zu geben, die sein Thema ausspricht.

Wir nehmen als Regel die Unterzeichnung jedes Aufsatzes mit dem Namen des Verfassers an.

Da die Monatsschrift in Lagen zu 6 Bogen erscheinen wird, so bitten wir, falls ein einzelner Aufsatz den Raum eines Druckbogens bedeutend überschreiten sollte, demselben eine solche Fassung zu geben, daß er sich in zwei Artikeln auf zwei einander folgende Hefte vertheilen kann.

Die Verlagshandlung wird vorerst als Honorar für den Bogen (groß Octav, 16 Seiten) 16 Reichsthaler Preußisch zahlen.

– – Wir ersuchen Sie, hochgeehrter Herr, wenn Sie uns, wie wir lebhaft wünschen, Ihre gütige Mitwirkung zu gewähren neigen, uns möglichst bald mittheilen zu wollen, über welches Thema, an welche Schriften, deutsche oder außerdeutsche, anknüpfend, Sie für unsre Monatsschrift zu schreiben, wann den betreffenden Aufsatz zu übersenden gedenken.

Wir bitten Sie, Ihre gütige Antwort an einen der Unterzeichneten oder auch durch die Verlagshandlung G. A. Schwetschke & Sohn in Halle an den Geschäftsführer der Redaction der Allgemeinen Monatsschrift für Wissenschaft und Literatur, Herrn Jacobsen in Kiel, gefälligst addressiren zu wollen.

P. S. Sie sehen, verehrter Freund, was hier geplant ist. Ich hoffe Sie billigen es. Aber die Freunde in Deutschland müssen helfen, schon um des Ortes Willen woher solche Bitte kommt. Ist es irgend möglich so müßte bereits im Juli ein erstes Heft erscheinen: Geben Sie uns Ihren reichen Vorrath bald. Lassen Sie mich recht bald eine zusagende Antwort erhalten. Mit herzlichen Grüßen / Ihr Droysen.5