Faltbrief mit teilweise verblassten Stempeln, rotem Siegel: KIEL 25 3 * 7-8 N Rechteckstempel, HAGENOW-ROSTOCK …Textkreisstempel, … 27 3 …Einkreisstempel
Auf erster Briefseite am linken obereren Rand linksbündig Anschrift noch einmal wiederholt: „Herrn Prof. ordinarius Dr. Hegel / Wohlgeboren in Rostock.“
gestatten mir, obwohl ich nicht die Ehre habe, Ihnen persönlich bekannt zu sein, die vertrauliche Mittheilung, daß ich meine Collegen in der philosophischen Facultät den Wunsch hegen, bei der bevorstehenden Besetzung der ordentlichen Professur der Geschichte, die durch Droysens Abgang2 erledigt worden ist, Sie womöglich für unsere Universität zu gewinnen, und würden wir deßhalb hier die genehmigten Schritte thun, wenn wir uns vorläufig versichern dürfen, daß und unter welchen Bedingungen Sie Ihrerseits auf diese Absicht einzugehen geneigt sein würden.
Ich erlaube mir, deßhalb noch einiges Nähere beizufügen. Von den beiden für die Geschichte ordnungsmäßig fundierten Professuren ist die in Rede stehende die erste; das gewöhnliche fixe Gehalt derselben beträgt 1000 Schilling
Schleswig-Holsteinisch
Courant oder = 1200 Reichsthalerpreußisch, welches wohl noch um circa 100 Reichsthaler erhöht werden könnte. Die übrigen und extraordinären Einnahmen, die größtentheils von der Frequenz der Zuhörer abhängen, möchten mit einiger Sicherheit etwa auf 150 Reichsthaler jährlich zu veranschlagen sein. Mit jeder ordentlichen Professur ist hier die Theilname am academischenSenate, dessen Geschäfte indeß nicht zeitraubend sind, so wie zeither auch die Decanabilität und Wählbarkeit zum |Rectorat verbunden gewesen, und werden es hoffentlich auch bleiben. Zu jeder anderweiten Ihnen etwa wünschenswerthen Auskunft gern bereit, schließe ich mit der Bitte, mich mit Ihrer Wissensäußerung gefälligst so bald als es Ihnen möglich ist, versehen zu wollen, damit unserseits ungesäumt das weiter Nöthige geschehen könne, um die uns so sehr fühlbare Lücke an unserer Universität in möglichst kürzester Frist ausgefüllt zu sehen.
In Erwartung einer günstigen Beantwortung dieser Zeile mit der Versicherung der vorzüglichsten Hochachtung
Ew. Wohlgeboren ganz ergebenster
Prof. Dr. H. M. Chalybaeus d. Z. R. und Decan d. phil. fac.
1Ort und Datum am Ende des Briefes linksbündig zwischen Grußformel und Unterschrift des Verfassers. 2Der Historiker Johann Gustav Droysen (1808-1884) wechselte 1851 von der Universität Kiel, wo er seit 1840 gewirkt hatte, an die Universität Jena, um 1859 schließlich erneut nach Berlin zu gehen, wo er bereits von 1833 an zunächst als Privatdozent, ab 1835 dann als Extraordinarius gewirkt hatte.
Chalybaeus (Chalybäus), Heinrich MoritzHeinrich Moritz Chalybaeushttps://www.deutsche-biographie.de/sfz42064.html#adbcontent10008059617961862Chalybaeus (Chalybäus), Heinrich Moritz (1796–1862), war seit 1839 ordentlicher Professor der Philosophie an der Universität in Kiel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Kiel54.3227085,10.135555Im 13. Jahrhundert gegründete Hansestadt an der Ostsee, etwa 90 Kilometer nördlich von Hamburg gelegen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts dänisch war und 1815 mit dem Herzogtum Holstein zum Deutschen Bund kam. Durch die Eisenbahnlinie zwischen Kiel und Altona wurde 1844 der Ostseehafen über die Elbe mit der Nordsee verbunden.
SHLB Kiel
.
SHLB Kiel1000
Droysen, Johann GustavJohann Gustav Droysen11852755X18081884Droysen, Johann Gustav (1808–1884), in Westpommern geborener Lehrer, Historiker und Politiker, der von 1835 bis 1840 außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Berlin und von 1840 bis 1851 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Kiel war, dann bis 1859 an der Universität Jena und von 1859 bis 1884 an der Universität Berlin. Er war Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, schied aber im Jahre 1871 wieder aus. 1848/49 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
OrdinariusInhaber einer ordentlichen Professur und damit eines Lehrstuhls an einer Universität bzw. wissenschaftlichen Hochschule.
Seiner/Se./Sr./S. / Hochwohlgeboren / WohlgeborenAnrede (in dritter Person) für ein Mitglied des niedrigen Adelsstandes („Hochwohlgeboren“) sowie im 19. Jahrhundert auch zunehmend Anrede für Honoratioren aus dem Bürgertum („Wohlgeboren“).
Ew./Er./Euer Hochwohlgeboren/Hochwohlgeborener / WohlgeborenAnrede für ein Mitglied des niedrigen Adelsstandes („Hochwohlgeboren“) sowie im 19. Jahrhundert auch zunehmend Anrede für Honoratioren aus dem Bürgertum („Wohlgeboren“).
Philosophische Facultät (Fakultät) der Universität KielNeben der Theologie. der Jurisprudenz und der Medizin eine der vier Gründungsfakultäten der Universität Kiel, deren Wurzeln im Jahr 1665 liegen.
Ordentliche Professur, ordentlicher Professorsiehe: Ordinarius
GeschichteGeschichtswissenschaft als Universitätsdisziplin sowie als gymnasiales Unterrichtsfach; auch: historische bzw. gesellschaftswissenschaftliche Abhandlung, Darstellung, Monographie über einen speziellen konkreten oder abstrakten Forschungsgegenstand wie z. B. die Geschichte einer Stadt, Geschichte einer wissenschaftlichen Disziplin etc.
Universität Kiel1665 gegründete Universität in Kiel als nördlichst gelegene Universität im Heiligen Römischen Reich.
Professur, ProfeßurLehramt an einer Universität oder Hochschule.
Schilling Schleswig-Holsteinisch Courant (Curent)Schilling-Münzen, die in den Herzogtümern Schleswig und Holstein seit 1788 kursierten und welche von Seiten des Dänischen Gesamtstaates eingeführt wurden; nach dem dänischen Staatsbankrott 1813 wurde offiziell auch in Schleswig und Holstein der „Reichsbanktaler“ („Rigsbankdaler“) als Währung eingeführt, wohingegen die Bevölkerung in den beiden Herzogtümern weitgehend an der alten Währungsrechnung festhielt, weshalb ab ca. der Mitte des 19. Jahrhunderts eine entsprechende zusätzliche Wertangabe in „Schilling Schleswig-Holsteinisch Courant“ auf die Münzen geprägt wurde.
Schleswig-Holsteiner, Schleswig-HolsteinischEinwohner der Herzogtümer Schleswig und Holstein, später Schleswig-Holsteins; auf Schleswig-Holstein bezogen, dazu gehörend bzw. entsprechend zuzuordnen.
CourantAls Courant bzw. Kurant aus dem Franzöischen von „courant“ für „laufend“, von dem lateinischen Verb „currere“ für „laufen“, bezeichnet man in der Numismatik Münzen, deren Metallwert mindestens dem aufgeprägten Nennwert entspricht im Gegensatz zu den sogeannten „Scheidemünzen“. Das tatsächliche Gewichtsmaß des jeweiligen Münzfußes konnte sich mit der Zeit ändern oder zwischen verschiedenen Prägestätten abweichen.
Reichsthaler, ReichstalerReichstahler (Schreibweise so bis ca. 1900), dann: Reichstaler, Abkürzungen: Rh., Rth., Rthl., Rthlr., rh. etc., als große Silbermünze, welche ab ca. dem 16. Jahrhundert zu kursieren begann und sich bis weit in das 19. Jahrhundert hinein hielt. In der Zeit von Karl Hegels (1813-1901) italienischer Reise (1838/39) galt in Preußen von 1821 bis 1871 bzw. 1873 galt der sogenannte „Neue Reichstaler“ bzw. „Thaler“ (ℛst.) zu 30 Silbergroschen (Sgr.) zu je 12 Kupferpfenni(n)gen (₰); von 1871 bis 1873 wurde in allen Staaten des Deutschen Kaiserreichs (ab 1871) der Taler durch die Mark zu 100 Pfennig abgelöst, die ⅓ Taler entsprach.
preußischZu Preußen gehörend, auf Preußen bezogen, sich auf Preußen beziehend.
Thaler preußisch CourantPreußische Courant-Münze.
extraordinärAußergewöhnlich, außerordentlich.
academisch, akademischAkademisch, hier bezogen auf Universitäten, also auf etwas, das an einer Universität üblich ist, erfolgt, ihr zu eigen ist etc.
Senat (Universität)Höchstes Beratungsgremium einer Universität; andernorts auch als „Konzil“ bezeichnet, z. B. an der Universität Rostock.
Senat (Universität Kiel)Senat der Universität Kiel.
DecanabilitätWählbarkeit als Dekan innerhalb einer Fakultät an einer Universität.
Rectorat (Rektorat)Hier als Leitungsamt einer Hochschule.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis