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Heinrich Moritz Chalybaeus an Karl Hegel, Kiel, 25. März 1852

gestatten mir, obwohl ich nicht die Ehre habe, Ihnen persönlich bekannt zu sein, die vertrauliche Mittheilung, daß ich meine Collegen in der philosophischen Facultät den Wunsch hegen, bei der bevorstehenden Besetzung der ordentlichen Professur der Geschichte, die durch Droysens Abgang2 erledigt worden ist, Sie womöglich für unsere Universität zu gewinnen, und würden wir deßhalb hier die genehmigten Schritte thun, wenn wir uns vorläufig versichern dürfen, daß und unter welchen Bedingungen Sie Ihrerseits auf diese Absicht einzugehen geneigt sein würden.

Ich erlaube mir, deßhalb noch einiges Nähere beizufügen. Von den beiden für die Geschichte ordnungsmäßig fundierten Professuren ist die in Rede stehende die erste; das gewöhnliche fixe Gehalt derselben beträgt 1000 Schilling Schleswig-Holsteinisch Courant oder = 1200 Reichsthaler preußisch, welches wohl noch um circa 100 Reichsthaler erhöht werden könnte. Die übrigen und extraordinären Einnahmen, die größtentheils von der Frequenz der Zuhörer abhängen, möchten mit einiger Sicherheit etwa auf 150 Reichsthaler jährlich zu veranschlagen sein. Mit jeder ordentlichen Professur ist hier die Theilname am academischen Senate, dessen Geschäfte indeß nicht zeitraubend sind, so wie zeither auch die Decanabilität und Wählbarkeit zum Rectorat verbunden gewesen, und werden es hoffentlich auch bleiben. Zu jeder anderweiten Ihnen etwa wünschenswerthen Auskunft gern bereit, schließe ich mit der Bitte, mich mit Ihrer Wissensäußerung gefälligst so bald als es Ihnen möglich ist, versehen zu wollen, damit unserseits ungesäumt das weiter Nöthige geschehen könne, um die uns so sehr fühlbare Lücke an unserer Universität in möglichst kürzester Frist ausgefüllt zu sehen.

In Erwartung einer günstigen Beantwortung dieser Zeile mit der Versicherung der vorzüglichsten Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ganz ergebenster
Prof. Dr. H. M. Chalybaeus d. Z. R. und
Decan d. phil. fac.