Die Briefe von Thöl undBaum in der Kieler Professoren-Angelegenheit2 kamen fast unmittelbar nach Abgang meines letzten Schreibens an Sie hier an und ist die Sammlung3 seitdem im Ganzen gewachsen. Das Resultat wird über meine anfängliche Erwartung nicht hinausgehen, ja vielleicht eher noch etwas darunter bleiben, indem es sich im Ganzen wohl kaum über 200 florin jährlich belaufen wird. Die Professoren sind hier im Allgemeinen doch nicht so gut gestellt, wie Sie anzunehmen scheinen, und haben mit einigen Ausnahmen nur eben ihr knappes Auskommen, so daß Mehreren selbst der gering erscheinende Betrag schwer wird. Die wenigsten aber sind geneigt, um des guten Zwecks willen, sich eine sehr fühlbare Beschränkung aufzuerlegen. Eine wesentliche Unterstützung wird von Greifswald gewährt durch die Anstellung Pelt’s bei einer Universitäts-Landpfarre; die circa 1100 florin Einkommen hat. Der GreifswalderBeseler, der vor einigen Tagen hier war, um seinen Bruder in Warnemünde zu besuchen, sagte mir, daß nur noch die Bestätigung Seitens des StettinerConsistoriums fehlte, welche indessen sicher zu erwarten sei. Den anderen Beseler, den gemeinsamen Stadthalter sehe ich öfter in Warnemünde, wo er noch bis Ende des Monats bleiben will. Es ist ein prächtiger Mensch!
In Betreff der Wullcowerschen4 Sachen habe ich, in Begleitung des Senators Dr. Mann, das hiesige Rathsarchiv besucht, um Ihrem Wunsche gemäß zu sehen, was sich vorfände. Das Archiv ist keineswegs, wenigstens nicht in dem älteren Theil, in solcher Unordnung, wie häufig gesagt wird. Was Sie brauchen können, findet sich leicht zusammen und ist auf dem beiliegenden Zettel5 verzeichnet. Es ist in der That nicht wenig und scheint mir für Ihre Arbeit, zu bannen, sehr nothwendig, so weit ich auch nur nach flüchtiger Einsicht darüber schreiben kann. Besonders wichtig sind die unter A und C6 bemerkten Sachen: Vol. IV-VII (A) enthalten viele Briefe von Lübeck, Herzog Albrecht, Graf7 Christoph und Anderes. In (C) finden sich Berichte Rostocker Abgesandten über die Lübecker Angelegenheiten. – Es fragt sich nur, wie Sie am bequemsten zur Benutzung gelingen können? Wenn Sie hierher kämen, so würde es gar keinen Anstand haben, da Sie die Sachen ins Haus bekommen könnten. Vielleicht entschließt sich aber E. E. (Ein Ehrbarer = die offizielle Bezeichnung) Rath von Rostock sogar dazu, Ihnen die wichtigsten Acten-Volumina unter den von mir verzeichneten Titeln nach Göttingen zu schicken, wie Sie dergleichen aus anderen Archiven schon erhalten haben. Ich rathe Ihnen deshalb ein betreffendes Gesuch an Einen Ehrbaren Rath zu richten, wenn Sie es nicht vorziehen sollten, was | natürlich auch mir lieber wäre, selbst hierherzukommen. Sie könnten sich dabei auf das liberale Beispiel nicht nur anderer Archive, sondern auch Eines Ehrbaren Raths selbst berufen, der die hanseatischen Acten des RostockerArchivs früher einmal an Sartorius in Göttingenzum Behuf seiner Hansegeschichte gelangen ließ. Sie würden gut thun diese Eingabe mit einem Begleitschreiben an den Senator Dr. Mann zu versehen, der sich am meisten dafür interessiren wird, und an mir soll es auch nicht fehlen, wenn ich auch weiter etwas dazu thun kann, daß Sie zu Ihrem Zweck gelangen.
Freundschaftlichst der Ihrige Carl Hegel.
1Ort und Datum unterhalb des Brieftextes, linksbündig. 2Entlassung von Kieler Professoren durch die dänische Regierung; vgl. hierzu auch die Briefe: 18520615_01, und 18520629_01. 3Subscription. 4Unsichere Lesart; eventuell bezogen auf den Ort Wulkow bei Trebnitz in Brandenburg, welcher in etwa 170 Kilometer nordöstlich von Rostock entfernt liegt. 5Bislang noch nicht aufgefunden. 6Hier wie im Folgenden Signaturen bzw. Faszikel von Archivgut. 7Unsichere Lesart.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Waitz, GeorgGeorg Waitz
HiKo
11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Bundesarchiv Berlin: Nachlaß Waitz, N 2321
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BA Berlin1000
Thöl, Johann HeinrichJohann Heinrich Thöl11875716418071884Thöl, Johann Heinrich (1807–1884), in Lübeck geborener Rechtswissenschaftler, der von 1826 bis 1829 an den Universitäten Leipzig und Heidelberg studierte, 1829 promoviert wurde und sich 1830 habilitierte. Von 1842 bis 1849 war er ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Rostock, dann bis zu seinem Tode an der Universität Göttingen. In den Jahren 1848/49 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.
Baum, WilhelmWilhelm Baum11608799417991883Baum, Wilhelm (1799–1883), im westpreußischen Elbing geborener Mediziner, der nach seinem Studium an den Universitäten Königsberg, Göttingen und Berlin Oberarzt in Danzig wurde und dort vor allem bei der Bekämpfung der Cholera hervortrat. Von 1842 bis 1848 war er ordentlicher Professor an der Universität Greifswald, deren Rektor er auch war, und von 1849 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1876 an der Universität Göttingen.
Pelt, Anton Friedrich Ludwig11607637217991861 Pelt, Anton Friedrich Ludwig (1799–1861), war evangelischer Theologe, der als Professor in Kiel 1848 von der dänischen Regierung noch mit dem Ritterorden ausgezeichnet worden war, wurde 1852 jedoch bei der Wiederherstellung der dänischen Herrschaft aufgrund seines politischen Verhaltens mit anderen Professoren in Kiel im Juni seines Amtes enthoben; bereits im August desselben Jahres erfolgte seine Berufung auf ein Pfarramt in Kemnitz bei Greifswald, welches eine Patronatspfarre der Universität war.
Mann, Vincent Heinrich104424452618181889Mann, Vincent Heinrich (1818–1889), war Ratsherr und Syndikus der Stadt Rostock, 1889 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft Rostocks verliehen; als Senator und Richter war der promovierte Jurist am Ehegericht zu Rostock tätig.
Albrecht VII. (Mecklenburg)12043887914861547Albrecht VII. (1486–1547) Herzog zu Mecklenburg, „der Schöne“ genannt, regierte als Herzog den Landesteil Mecklenburg-Güstrow.
Christoph von Oldenburg11873619115041566Christoph Oldenburg (1504–1566) war Feldherr, Graf Oldenburg und Namensgeber für die sogenannte „Grafenfehde“ (Krieg in Dänemark) zwischen 1534 und 1536.
Sartorius, Georg Friedrich 10040547917651828Sartorius, Georg Friedrich (1765–1828), seit 1827 Freiherr von Waltershausen, war Historiker und Politiker sowie Professor an der Universität Göttingen, und insbesondere mit Forschungen zur Hansegeschichte befasst.
GreifswaldUniversitäts- und Hansestadt an der Ostsee gelegen im westlichen Pommern. Infolge des Wiener Kongresses war die Stadt Greifswald, die 1250 das Stadtrecht erhalten hatte und seit 1456 über eine Universität verfügte, 1815 an Preußen gefallen.
Warnemünde54.1779039,12.0812875Von Rostock früh erworbener Ort an der Mündung der Warnow in die Ostsee, der den Zugang zum Meer sichern sollte und sich im 19. Jahrhundert zu einem Seebad entwickelte.
Lübeck53.866444,10.684738Alte ehemalige Hanse- und Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches an der Mündung der Trave in die Ostsee etwa 70 Kilometer nordöstlich von Hamburg gelegen, 1815 als Freie und Hansestadt völkerrechtlich souveränes Mitglied des Deutschen Bundes, 1847 Veranstaltungsort des zweiten Germanistentages, 1866 Mitglied des Norddeutschen Bundes, 1871 Gliedstaat des Deutschen Reiches.
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
SubscriptionGeldsammlung für eine bestimmte Angelegenheit, in etwa zu vergleichen mit dem heutigen Crowdfunding.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Universitäts-LandpfarrePfarrei auf dem Land und zugleich Patronatspfarrei einer Universität.
GreifswalderZu Greifswald gehörend, auf Greifswald bezogen, Greifswald zuzuordnen.
StettinerZu Stettin gehörend, Stettin zuzuordnen, auf Stettin bezogen.
HerzogAus dem Althochdeutschen von: „herizogo“ für: „derjenige, der vor dem Heer herzieht“, also Heerführer, lateinisch: „dux“ (bei den Germanen durch Volksversammlung oder durch Los bestimmt); aufgrund großer Gefolgschaft auch Aufstieg von Amtsfunktion bis hin zum Heerkönigtum; teilweise auch in Funktion des spätrömischen „dux“ als Kommandanten der Limestruppen in Kontinuität auch innerhalb des Merowingerreiches im Sinne von Amtsherzog unter einem König dienend; noch heute existierender Adelstitel; im Merowingerreich aufgrund von Königsschwäche Aufstieg der frühen, sogenannten älteren „Stammesherzogtümer“ (u. a. der Thüringer, Bayern, Alemannen, Friesen etc.), die vorübergehend von den Karolingern beseitigt um die Jahrhundertwende 9./10. Jahrhundert wieder auflebten als sogenannte jüngere Stammesherzogtümer (z. B. Bayern, Sachsen, Alemannen, Franken), welche den Fürstentümern gleichzusetzen waren, teilweise von starken Adelsfamilien angeeignet wurden (z. B. Bayern), für die jüngeren Stammeszogtümer können einige Gemeinsamkeiten gelten wie Erblichkeit in bestimmten Familien, in Stammesversammlung Ausübung des Gesetzgebungsrechts durch den Herzog, herzogliches Hofgericht, Herzogsgut, Sonderfrieden der Person und der Pfalzen des Herzogs; eine klare Trennung von Amts- und Stammesherzogtum ist nicht realisierbar; in späterer Zeit Wandel hin zum Gebiets- bzw. Titelherzogtum (Stauferzeit); in den romanischen Ländern (frz. Duc, ital. Duca, span./portug. Duque) und Skandinavien Titel des hohen Adels, in England (Duke) auch der Mitglieder der königlichen Familie bis heute.
GrafAus dem Althochdeutschen stammender Begriff (“g(e)rafio“) wohl für ‚Befehlshaber einer Schar’ stehend, in weiterer Entwicklung seit dem Frankenreich ‚Sachverwalter’ des Königs in einem bestimmten Bezirk, der sogenannten Grafschaft, ausgestattet mit umfassender militärischer Gewalt, Heerbann mit zivilen Aufgaben wie Erhebung von Steuern, Gerichtsbarkeit etc. Im Heiligen Römischen Reich waren die Grafen mit Landschaften dem Hochadel zuzuordnen und besaßen seit dem frühen 16. Jahrhundert eigene Reichsstandschaft; die übrigen Grafen bildeten die oberste Stufe des niederen Adels; seit dem späteren Mittelalter nur noch ein verliehener Titel für königliche Amtsträger; Adelstitel zwischen Fürst und Freiherr stehend.
RostockerAus Rostock stammend, zu Rostock gehörend, Rostock zuzuordnen; Mensch, der in Rostock lebt oder geboren wrude.
Lübecker, LübeckischZu Lübeck gehörend, Lübeck zuzuordnen, auf Lübeck bezogen.
Ein Ehrbarer (Rostock) Oftmals in Abkürzung: „E. E.“ gebräuchlich, für: „Ein Ehrbarer“ Rat[h] in Rostock als offizielle Bezeichnung für eine Mitglied des Rates der Hansestadt Rostock.
Rath, RätheRat einer Stadt, Stadtrat; mit Erstarken der Zünfte gegenüber den alteingesessenen Geschlechtern bzw. ratsfähigen Patriziergeschlechtern oftmals fortschreitende Differenzierung in z. B. den „Äußeren“, „Großen“, „Neuen“ oder „Jungen“ Rath/Rat, wohingegen der eigentliche, in dem die wichtigen laufenden Geschäfte rund um die Stadtleitung bzw. -verwaltung erfolgten nunmehr als „Kleiner“, „Enger“ oder „Alter“ Rath/Rat bezeichnet wurde; in einer weiteren Unterscheidung konnten auch noch Ausschüsse hinzutreten, die bisweilen auch „Geheimer Rath“ bzw. „Geheimer Rat“ genannt wurden; auch Bezeichnung für ein Mitglied dieses Rat(h)es; Berater eines Herrschers auch als Gremium oder Regierungsbehörde (z. B. Hofrat, Geheimrat); auch: Ratschläge.
Acten-VoluminaAkten-Bände in einem Archiv.
Hanseatisch, hansischDie Hanse bzw. die (norddeutschen) Hansestädte betreffend, dazu gehörend, ihr bzw. ihnen zuzuordnen.
HanseAus dem Mittelhochdeutschen stammender Begriff für: „Schar“, seit Beginn des 12. Jahrhunderts aufkommende seit dem 13. Jahrhundert dann übliche Bezeichnung für eine kaufmännische Genossenschaft im norddeutschen Raum mit besonderen Privilegien im Ausland, später für Privilegien allein und zuletzt für die Abgaben, die Kaufleute an die Hanse zu leisten hatten. Im 14. Jahrhundert erfolgte die Bildung des Städtebundes der Deutschen Hanse als loser Gesamtverband unter Führung Lübecks, welcher im 14./15. Jahrhundert das Zentrum des Ost-West-Handels bildete.
Behuf, zum; behufsAus dem Mittelhochdeutschen von „behuof“ für „Nutzen, Zweck“ und ein „beabsichtigtes Ergebnis“ bezeichnend, auch: „behufs“ als Synonym für: zwecks.
Hansegeschichte (Sartorius)Dreiteiliges Werk des Historikers Georg Friedrich Sartorius (1765-1828) mit dem Titel: „Geschichte des Hanseatischen Bundes“, welches zwischen 1802 und 1808 in Göttingen erschien.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis