Deine Anfrage in Betreff Deiner Reise habe ich so verstanden, daß Du mit Rücksicht auf die Witterung geneigt bist, die Reise bis auf bessere Zeit, wenigstens bis zu Pfingsten2 zu verschieben; daß Du jedoch auf der andren Seite Bedenken trägst, diese Verzögerung eintreten zu lassen, weil die Mutter sie schmerzlich empfinden würde, und ihr Zustand doch immer sorglich ist. Du machst es daher schließlich von der Ansicht und dem Wunsch der Mutter abhängig. Die Mutter, mit welcher ich darüber heute morgen gesprochen, läßt Dir nun sagen, daß sie auch damit einverstanden sei, daß Du erst Pfingsten kommst; länger möchte sie nicht gern darauf warten; sie meint, daß für Dich und Dein Annchen die Reise und der Aufenthalt hier angenehmer und erfrischender sein werde, wenn erst die Bäume wieder grün, als wenn es, wie jetzt, noch friert, und Du hier Schnee und wüstes Wetter zu genießen haben würdest. Das Kind kann dann im Garten spielen, und sie hofft dann auch im Freien sich an der warmen Frühlingsluft erquicken zu können. Doch versteht es sich von selbst, daß es ihr eben solche Freud ist, wenn Du schon zu Ostern3 kommst, wenn es Dir zu dieser Zeit besser konveniren sollte. – Ihr Befinden ist auch, Gott sei Dank, jetzt nicht von der Art, daß Du Dein Kommen deshalb besonders zu beschleunigen hättest; eine Verschlimmerung ist in der letzten Zeit nicht eingetreten, so daß wir hoffen können, sie werde die gefährliche Zeit des Winters überstanden haben. Allerdings hat sie im Augenblick einen heftigen Katarrh, welcher sie auch seit gestern ganz ans Bett fesselt; indessen ist derselbe von keiner Bedeutung, vielleicht hielt Böhm ihn für eine wohlthätige Ableitung.
Ich nehme daher an, daß Du Deine Reise für Pfingsten festsetzst, da diese Zeit Dir an sich angenehmer zu sein scheint. Die Mutter ist übrigens auch damit zufrieden, daß Du mit Annchen bei uns logirst, indem sie jedoch dabei die Bedingung macht, daß Annchen dafür fleißig am Tage bei ihr sei und des Mittags bei ihr öfters bleibe, was wir ihr natürlich gern zugestanden haben, da sie doch den meisten Anspruch zu machen hat. Die Mutter hätte Dir gern selbst gedankt für das Kleid und den Blumenstock, welches beides sie sehr erfreut; da sie aber in diesen Tagen nach Nürnberg zur Konfirmation von Mariechen Schwarz, ihrer Pathe geschrieben, so blieb ihr nicht die Zeit und Kraft, noch einen Brief zu schreiben; auch ist sie durch den Schnupfen und Katarrh angegriffen.
In der Politik geben wir uns jetzt einiger Friedenshoffnung4 hin; wenigstens giebt sich überall eine vorwiegende Neigung zu einer friedlichen Lösung kund, und am meisten wünscht ihn die Türkei herbei, welche durch die festen Ansiedlungen der Franzosen bei Konstantinopel sehr mit Sorgen erfüllt ist, und noch mehr die Residenz Napoleons vermeiden möchte. Sie verlangt daher auch die Theilnahme Preußens an der Wiener Konferenz, welche sich übrigens bis jetzt nur mit einer allgemeinen Besprechung der Garantiepunkte befaßt hat.
In meinem Hause geht es im Ganzen gut. Die Kinder haben die Grippe überstanden und Clärchen läuft jetzt vergnüglich und unermüdlich in der Stube herum. – Friederike sendet Dir und der lieben Susette mit mir die herzlichen Grüße.