Beßer hätte es mir gethan, wenn wir Dir mündlich unsere herzlichen Glück- und Seegenswünsche, zu Deinem nahen Geburtstage2 ausgesprochen hätten – doch da es nicht geschehen, so rufen wir Dir dieselben nach! und Du wirst überzeugt sein, daß sie warm und treu aus dem Herzen kommen! ich soll Dir nun auch von der lieben Mutter tausend Liebesgrüße bringen, und ihre mütterlichen Seegenswünsche; sie wollte so gern Dir selbst einige Zeilen schreiben – ich bat sie aber sich nicht damit anzustrengen, da es für ihre jetzige Schwäche doch eine Qual ist zu schreiben; und glaubte auch es in Deinem Namen thun zu müßen – und ohnehin habt Ihr Euch ja so innig ausgesprochen3, was der Mutter eine wahre Herzenserquickung und Freude gewesen, wovon sie noch lange zehren wird! Sie ist in diesen 2 letzten Tagen doch recht schwach wieder, es stellte sich gleich am Montag4 Diarrhöe ein, und ziemlich stark, auch Fieberfrost5 und unruhiger Schlaf; doch saß sie gestern trotzdem auf ihrem Lehnstuhl am offenen Fenster, sah aber bleich und elend aus; Manuel wird Dir noch schreiben, wie es doch jetzt, wo die Mutter sich weiter schwächer fühlt, nicht wohl möglich ist, ihrer Sehnsucht nach Tante Fritz ein längeres Ziel zu setzen, auch Marie ist entschieden dafür, daß sie bald kommen möge, und hat sich ganz hinein gefunden, so daß sie nicht dran denkt fortzugehen.
Nun muß ich aber noch der lieben Mutter Liebesgaben übergeben, – diese Sommerweste und Halstuch hat sie selbst ausgesucht nach ihrem Geschmack, und sendet sie Dir mit dem Wunsche, daß sie Dir gefallen und nützlich sein möchten; ferner auch die Bohnen, welche Susettchen Dir möchte zu dem morgenden Festtags-Mittag bereiten laßen! – Wir haben …6 Dich treulich begleitet, liebster Karl, und bei den großen Herzen Deiner und der lieben Kinder oft in Mitleid gedacht; und Abends Eure Wiedersehen – mit gefeiert, was gewiß recht süß war! Was macht Dein meist herzliebes Pflegekindchen? Denkt sie noch an Berlin, und erzählt von ihren Erlebnissen? – Hast Du auch meiner lieben Susette gesagt welche Freude uns Annchen gemacht7, und wie lieb, gut und artig sie gewesen? –
Nun Gott wolle Euch in Gnaden Euer reiches häusliches Glück bewahren und erhalten, Ihr lieben Geschwister, und lasse uns immer fester und inniger das Band der Liebe, unter einander ziehen – wer weiß wie lange oder wie kurz die Zeit ist, eh Eines oder das Andere abberufen wird! – Ich grüße Euch und Eure lieben Kinder mit treuer Schwesternliebe – gebt uns bald Nachricht!