Lieber Vater, die Brüder Flottwell, Theodor, Kreisrichter, und Herrmann, preußischer Lieutenant, reisen über Nürnberg nach Gastein und gedenken in Nürnberg einen Tag zu verweilen und Dich und Deine liebe Familie zu besuchen. Der ältere Bruder Theodor ist Augenleidend, so sehr, daß er der Begleitung seines Bruders bedürftig ist. Sie wünschen sich in Nürnberg für ihren Aufenthalt im Österreichischen mit österreichischem Silbergeld zu versehen und kann damit zugleich der lieben Tante Fritz und zum Theil auch mir gedient sein. Tante Fritz gibt ihnen eine Anweisung auf Dich zum Betrage von 35 Gulden bairisch für 20 rt. Taler preußisch, die sie hier empfangen hat. Nach Deinem mir früher so freundlich gemachten Anerbieten mir von Susettens Capitalien, die Du in Händen hast, auszuzahlen, wenn ich davon Gebrauch machen könnte, trage ich kein Bedenken auf Abschlag 80 rt. preußisch zum voraus zu entnehmen und Dich zu bitten, diese in österreichischem Silbergeld an die Brüder Flottwell zurückzuzahlen. Demnach haben also die Brüder Flottwell im Ganzen für 100 rt. preußisch das Äquivalent in österreichischem Gelde zu empfangen, wovon 35 Gulden bairrisch der lieben Tante Fritz und 140 Gulden mir in Rechnung zu stellen sind.
Ich habe so eben von der lieben Tante, die uns so treu und lieb in den schweren Stunden beigestanden, bewegten Abschied genommen1; und zuvor von den beiden Mädchen Marie und Rosa, die meiner theuren Mutter gleichfalls viel Treue und Liebe bewiesen haben und denen wir dafür unser ganzes Leben hindurch mit inniger Dankbarkeit verpflichtet bleiben werden. Auch von der Wohnung meiner seligen Mutter2 mich zu trennen, ist mir recht schwer geworden, von der Umgebung, in der ich sie so oft gesehen.
Morgen früh will ich von hier abreisen, zu Frau und Kindern zurück. So viel ich konnte, habe ich mit Manuel die vorläufigen Anordnungen getroffen, um den Hausstand unserer lieben Mutter aufzulösen, was freilich ein schmerzliches Geschäft war. Wir haben die verschiedenen Legate in Geld für wohltätige Zwecke und Andenken an Freunde vertheilt. Auch Euch, liebe Eltern, wird noch etwas zur Erinnerung an die theure Verklärte zugesandt werden. Doch ich muß schließen, da es spät ist und ich morgen früh aufbrechen muß. Möge es Dir und den Deinen wohl gehen. In herzlicher Liebe
P. S. Dein lieber Brief an Manuel ist gestern morgen eingetroffen. Wegen des Capitals der lieben Mutter von 1000 Gulden, welche in bairischen Staatseisenbahn Papieren in Deinen Händen sind, haben wir, Manuel und ich, uns darüber verständigt, daß das Ganze auf mich übertragen wird, indem ich ihm für 500 Gulden das Äquivalent in hiesigen Papieren gegeben habe; er wünschte es so, der einfacheren Berechnung wegen.