XML PDF

Immanuel Hegel an Karl Hegel, Berlin, 31. Juli 1855

Lieber Karl!

Auf Deinen Brief2, den ich heute Morgen empfangen, beeile ich mich, Dich zu benachrichtigen, daß der Justizminister Simons bereits wieder hierher zurückgekehrt ist und nun auch, wie ich nach Erkundigung vernommen, vorläufig hier bleiben wird.

Von Tante Fritz kam auch heute Morgen ein Brief an, der uns mittheilte, daß sie glücklich in Nürnberg eingetroffen war: sie hat noch Gottliebs3 dort vorgefunden, welche auch mit Wilhelms4 und Siegmunds5  zu ihr hinaus gekommen waren und sie begrüßt hatten.

Wir leben nunmehr recht stille, was uns ganz angenehm ist; Friederike hat ihren Brunnen wieder begonnen, und wir hoffen, daß dieser das alte Uebel wieder bekämpfen werde, dessen Hartnäckigkeit wohl beklagenswerth ist. Ich habe dagegen mein Morgen-Flußbad wieder angefangen, was mir sehr erfrischend ist, und meinen Nerven recht wohl thut. In der Mitte des Augusts wird Friederike einige Tage nach Potsdam gehen; am 15ten August ist der Mutter Flottwell Geburtstag6 – dort wird in diesen Tagen auch mein Schwager Eduard mit seinen beiden Knaben erwartet; seine Frau ist vor 8 Tagen nach einem traurigen Krebsleiden gestorben, und war der Tod hier eine große Erlösung aus dem qualvollen Leben.7 Aus Gastein sind von den Brüdern Nachrichten eingegangen; sie sind glücklich angekommen und Theodor hatte mit gutem Vertrauen das Bad angefangen. Gott gebe, daß es ihm helfen möge!

Gestern Nachmittag waren wir wieder länger drüben in der Wohnung der seligen Mutter beschäftigt und werden wir nun der Aufräumung und Theilung möglichst  Fortgang verschaffen. Friederike wird Euch über die Theilung der Wäsche und des Silbers Näheres schreiben, und sich Eure Entscheidung erbitten.

Am Sonntag Nachmittag besuchten wir Engelbach, da er uns angezeigt, daß er das Bild fast fertig habe8; wir fanden es sehr sorgfältig und befriedigend nach dem Original ausgeführt; einige Bemerkungen von unserer Seite wurden von ihm durch leichte Veränderungen sofort berücksichtigt und glaube ich, daß wir mit der Arbeit recht zufrieden sein können und durch das Bild Vielen eine wahre Freude machen werden.

Von Rosenkranz hatte ich einen herzlichen Brief der Theilnahme erhalten, welchen ich auch bereits beantwortet habe.

Mit dem herzlichen Wunsche, daß es Euch Allen recht wohl ergehen, und insbesondere auch der lieben Susette das Seebad gut bekommen werde, und mit den herzlichsten Grüßen

Dein
Immanuel