In der vergangenen Woche habe ich die Papiere des Vaters und der Mutter, welche jetzt beide in der Seligkeit vereinigt sind, durchgesehen und dasjenige ausgelesen, dessen Vernichtung mir unbedenklich erscheint. Ich glaube dabei Deiner Zustimmung gewiß zu sein, indem ich dasjenige, wobei mir ein Zweifel aufkam, für die Verwahrung bestimmte; wir werden dann bei späterer Zusammenkunft hier die Papiere, welche übersichtlicher geordnet sein werden, im Einzelnen noch weiter in Ueberlegung nehmen können. Bei den Papieren des Vaters habe ich geglaubt, alles, was irgend ein biographisches Interesse hat, aufheben zu müssen, dieses waren erst auch alle Excerpte aus seiner Gymnasialzeit, in zusammengebundenen Heften und Schachteln. Dagegen war ich mit Dir einverstanden, daß die nachgeschriebenen Hefte der Universitätsvorlesungen von Flatt, Schnurrer etc. zu vernichten.2 Gern hätte ich auch von den Ausarbeitungen der Zwischenperiode bis Jena Manches vernichtet; davon fand ich noch große Massen auf dem Boden im großen Koffer, der überhaupt mindestens noch einmal so viel enthält, als Du bereits herunter geholt und selbst durchgesehen hast. Indessen hat sich Rosenkranz in seiner Biographie3 so ausführlich in Dar- stellungen und Betrachtungen über diese Produkte und Zeugnisse der wissenschaftlichen Entwicklung des Vaters eingelassen, daß ich Bedenken trug, sie fortzuthun. Dagegen habe ich nach genauer Durchsicht es für unbedenklich gehalten, das große Konvolut von mathematischen Rechnungen zu vernichten; es enthält eben lediglich Rechnungen ohne erläuternde Bemerkungen, und auch schon in früherer Zeit, als es von sachverständigen Männern durchgesehen worden, wurde nichts gefunden, was für Andere nutzbar sein möchte. – Von den Haushaltsbüchern des Vaters scheinen mir nicht alle von 1811–1831, welche zusammen einen beträchtlichen Haufen bilden, aufzuheben zu sein, doch nur beispielsweise einzelne aus den verschiedenen Lebensperioden.
Es bleibt immer so viel übrig, daß ich die Masse inclusive der Briefschaften der seligen Mutter kaum in dem Schreibtisch der letzteren unterbringen werde.
Ich kann mich nicht erinnern, daß ich mit Dir mich wegen der beiden Portraits des Vaters von Xeller und Sebbers verständigt hätte. Meine Meinung ist, daß beide in das Archiv (Schreibtisch) in die obere Schublade niedergelegt werden; das Bild von Xeller ist zu schlecht, um aufgehängt zu werden und das von Sebbers kann das Licht nicht gut vertragen; es bleichen die Farben dadurch noch mehr aus. Aus den bezüglichen Gründen hatte die Mutter beide Bilder schon seit Jahren nicht mehr hängen.
Unter den Büchern der Mutter habe ich diejenigen ausgesondert, die bereits für einzelne Personen bestimmt oder welche von der Mutter nur zugewiesen worden sind. Es bleibt nun noch von Deiner Seite zu bestimmen, welche Du von den übrigen Büchern haben willst. So viel ich weiß, hast nd Hofakers Predigten4 mitgenommen; in dem Verzeichnis hast Du aber noch angestrichen, Harivi’s Makamer5 und Rothes Aeußerungen6. Da Du ein Verzeichnis mitgenommen, so bitte ich Dich es durchzusehen und mir Deine Wünsche bald mitzutheilen, da ich die überbleibenden Bücher demnächst verschenken werde. Besitzst Du Paul Gerhards Lieder7? Ebenso wolltest Du Dich bald erklären, ob Du von den ungebundenen Freiexemplaren als von dem gebundenen Exemplar (der Mutter) der Werke des Vaters Etwas haben willst? Sollte auch das, was Du von den Werken brauchst, nicht darunter sein, so würde ich es gegen Anderes bei Duncker8 einzutauschen versuchen. Die übrig bleibenden Exemplare, gebunden und ungebunden will ich dann sehen bestmöglichst bei …9 oder Anderen Antiquaren zu verkaufen; denn es fehlt mir der Platz zum Aufheben.
Du nur die alte Familienbibel uUeberhaupt bitte ich Dich nunmehr möglichst erschöpfend über alle Punkte, wo Du Deine Bestimmung Dir noch nach Berathung mit Susette vorbehalten, zu erklären, bei Meubeln, Silber, Glaswaren, Porzellan, Wäsche, Betten, Kochgeschirr etc., da wir nun bald ans Verpacken gehen wollen. Brennigs10 polirt jetzt diejenigen Meubel, die zu mir kommen, und wenn wir dann diese mit den uns zufallenden Sachen zu uns herüber genommen haben werden, wollen wir Eure Sachen zusammenpacken.
Die beiden Pokale mit dem alten Löffel und Gabel vom Vater, welche beide letzten ganz unbrauchbar geworden, habe ich bei Thum11 für 32 rt verwerthet. Indessen habe ich doch auf das Gemeinsame Conto an 130 rt mehr ausgegeben, als einge- nommen und wenn nun die Kosten der Lithographie, Grabdenkmal etc. dazu kommen, so wird ein Defizit von 200 rt und mehr sich herausstellen. Ich will daher nunmehr bei Skalley ein Darlehen zu erheben suchen, um nicht selbst in Verlegenheiten zu gerathen. Die Lithographie ist recht gut ausgefallen und wir werden nun bald die Exemplare erhalten; wie viel wünschst Du zu haben?
Die arme Marie Tanner hat gestern im verhängnisvollen Tone der Brüdergemeinde wieder ein „Nein“ erhalten, so daß damit alle Pläne ihrer baldigen Vereinigung mit L. Buttmer und ihres Fortzuges nach Dorpat zertrümmert sind. – In Betreff Rosas ist Manches angeregt, besprochen, erkundigt, in Aussicht gestellt, aber doch noch nichts Entscheidendes vorgekommen.
Friederike ist heute nach drüben in Potsdam und wird erst morgen Vormittag mit den Kindern zurückkommen; ihr Befinden ist noch immer nicht stabil. Heute Vormittag ist auch mein Schwager Eduard aus Danzig mit seinen beiden Knaben hier durch nach Potsdam gereist, wo er einige Zeit verweilen wird.
Möchtet Ihr Euch Alle wohl befinden! Wir hoffen von Euch bald Weiteres zu hören.
Herzliche Grüße Deiner lieben Susette und Deinen Kindern und mit den treuesten Wünschen