Ew.2 Magnificenz
haben mich durch das in Folge Allerhöchster Entschließung3 und im Auftrage des hohen Ministeriums4 an mich erlassene Berufungsschreiben vom 22. Januar5 aufs freudigste überrascht. Ich nehme den Königlichen Ruf mit gebührender Ehrfurcht und tiefgefühltem Danke an und bitte zu Gott, daß Er mir dazu Seinen Segen verleihen wolle! Ich danke Ew. Magnificenz von ganzem Herzen für die freundliche Weise Ihres Entgegenkommens, welches – indem Sie von den Hoffnungen Erwähnung thun, die sich an meine Berufung knüpfen – zugleich meine Zuversicht aufrichtet und mir das Vertrauen meiner künftigen hochverehrten Collegen verheißt, das ich als eine unentbehrliche Stütze in dem mir zugedachten neuen Wirkungskreise betrachten muß.
Mit Recht bemerken Ew. Magnificenz, daß ich in dem gegenwärtige Flor der Erlanger Universität ein Motiv finden werde, dem Allerhöchsten Rufe zu folgen, und ich würde mich gewiß sehr glücklich schätzen, wenn ich im Stande wäre, zu dem ferneren Gedeihen derselben an meinem Theile etwas beizutragen. Wie großen Werth ich auf eine so schöne Hoffnung lege, mögen Ew. Magnificenz daraus entnehmen, daß ich, im Hinblick auf sie und nebenbei auf meine Familienverhältnisse und meine liebe Geburtsstadt Nürnberg, welche meine Neigungen gleichfalls nach Bayern hinziehen, – bereit bin, meinen zweiten, nur wenige Tage später erhaltenen ehrenvollen Ruf an eine nahe gelegene preußische Universität6 abzulehnen und den nach Erlangen vorzuziehen, falls ich durch die sonstigen Bedingungen des letzteren mich ebenso zufrieden gestellt finde.
Ew. Magnificenz erwarten von mir die Angabe dieser Bedingungen. Da ich die dortigen Verhältnisse nicht vollständig übersehe, so ist es für mich nicht leicht, hierin das Angemessene und Richtige zu treffen. Indem ich im Allgemeinen von dem Wunsche ausgehe, keine erschwerenden Bedingungen aufzustellen, darf ich
1) in Ansehung des Gehalts nicht sowohl diejenige Höhe – Thaler zu Gulden gerechnet – zum Maßstab nehmen, die mir einestheils schon hier in Rostock zusteht, andrentheils jetzt in Preußen (1200 Thaler) geboten ist, als die, welche unter den an Ihrer Universität statt findenden Verhältnissen für zulässig gehalten werden kann. Wenn ich demnach meinen Anspruch bis auf achtzehnhundert Gulden Jahresgehalt ermäßige, so hoffe ich, daß solcher nicht als unbillig erscheinen werde.
2) Als Entschädigung für Umzugskosten würde ich bei der weiten Entfernung des jetzigen und künftigen Wohnorts und der dadurch vermehrten Kostspieligkeit meiner Übersiedlung mit Familie und Haushalt die Summe von siebenhundert Gulden eher für zu niedrig, als zu hoch angesetzt glauben. Auch erwarte ich 3), daß die Sachen meines Haushalts zollfrei über die Grenze des Zollvereins einpassiren dürfen, und
4) daß mir das zu meiner Anstellung etwa noch besonders erforderliche bayrische Indigenat gratis verliehen werde.
In Beziehung endlich 5) auf meine künftige Stellung an der Universität wünsche ich sofort als gleich berechtigtes Mitglied in die philosophische Facultät aufgenommen zu werden.
Dies sind die Punkte, welche ich Ew. Magnificenz und einem hochansehnlichen akademischen Senat zur geneigten Befürwortung vorzulegen die Ehre habe und unter deren Gewährung ich mich zum voraus bereit erkläre dem an mich ergangenen Allerhöchsten Rufe an die Universität zu Erlangen freudig Folge zu leisten.
In der Hoffnung hierüber binnen kurzem eine wenigstens vorläufige Entscheidung zu erhalten, habe ich mir für meinen an das preußische Unterrichts-Ministerium in Berlin abzugebende definitive Erklärung dort eine vierzehntägige Frist von heute ab erbeten.7
Schließlich bemerke ich, daß es mir wegen meiner hiesigen Verhältnisse nicht möglich sein würde, früher als bis zum Herbst dieses Jahres – wie es auch wohl kaum anders erwartet wird – nach Erlangen zu kommen. Vorschriftsmäßig muß ich vier Monate vor Schluß des Semesters meine Entlassung in Schwerin nachsuchen; noch mehr aber als dies binden mich meine mit dem Rectorat8 übernommenen Verpflichtungen bis zur Mitte des Jahres.