Rostock, den 25. März 1856.
Hochwohlgeborener Herr!
Hochgebietender Herr Staatsminister!
Ew. Excellenz
sind, wie ich annehmen darf, durch die gefällige Vermittelung des Herrn Geheimen Ober Regierungsraths Dr. Johannes Schulze in Kenntniß gesetzt worden von der zweifelhaften Lage, in welcher ich mich längere Zeit hiedurch befunden habe, nachdem ich über eine an mich ergangene Berufung an die Universität Erlangen in Unterhandlung eingetreten war, welche | mich verhinderte, auf die nur wenige Tage später durch Ew. Excellenz erfolgte Berufung nach Greifswald eine definitive Erklärung abzugeben. Erst gestern bin ich durch den Prorector der Erlanger Universität davon benachrichtigt worden, daß die Königliche Genehmigung der Bedingungen meiner Berufung statt gefunden hat, und beeile ich mich nunmehr Ew. Excellenz ehrerbierigst gehorsamst die Anzeige zu machen, daß ich, in solcher Weise gebunden, Hochderselben wohlgeneigtem Vertrauen, das ich mir immerfort zur höchsten Ehre schätzen werde und welcher zu entsprechen ich unter anderen Umständen freudig bereit gewesen wäre, zu der Berufung nach Greifswald mit aufrichtigem Bedauern nicht Folge leisten kann. – Möchten Ew. Excellenz deshalb nicht ungehalten über mich sein und Hochderselben günstige Meinung mir auch in Zukunft unverändert bewahren.
Ich verharre in tiefster Ehrerbierung
Ew. Excellenz
ganz gehorsamster
Professor Hegel.
Rostock, den 25. März 1856.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Raumer, Karl OttoKarl Otto Raumer11636503X18051859Raumer, Karl Otto (1805–1859), in Stargard in Pommern geborener Jurist und preußischer Staatsmann, der nach seinem Studium an den Universitäten Göttingen und Berlin in den preußischen Justiz- und Verwaltungsdienst eintrat und von Ende 1850 bis 1858 Minister der geistlichen-, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten in Berlin war.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK), Berlin: I. HA Rep. 76 Kultusministerium; VI. HA Rep 92 Heinrich von Sybel, Nachlaß Schulze
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GStA PK Berlin
1000
Schulze, JohannesJohannes Schulze11886028317861869Schulze, Johannes (1786–1869), in Mecklenburg geborener evangelischer Theologe, Philologe, Gymnasiallehrer und Bildungspolitiker, ab 1818 Beamter – zuletzt Wirklicher Geheimer Oberregierungs- und Vortragender Rat – im preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten mit Zuständigkeiten für das höhere Schulwesen, die Universitäten, Akademien, Bibliotheken und öffentlichen Sammlungen.
Universität ErlangenDie im Jahre 1743 gegründete Universität Erlangen gewann im 19. Jahrhundert innerhalb des katholisch geprägten Königreichs Bayern durch ihre evangelische Theologische Fakultät als wissenschaftliche Ausbildungsstätte protestantischer Geistlicher für die neue, nach 1806 erst entstehende Bayerische Landeskirche eine besondere Bedeutung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die „Erlanger Theologie“ durch große Geschlossenheit und Einheitlichkeit im Sinne des „Neuluthertums“ gekennzeichnet.
Universität GreifswaldIm Jahre 1456 mit Genehmigung Kaiser Friedrichs III. (1415-1493) und Papst Calixt III. (1378-1458) gegründete Landesuniversität des Herzogtums Pommern, nach der Universität Rostock die zweitälteste im Ostseeraum. Mit dem seit 1648 schwedischen Teil Pommerns ging die Universität Greifswald im Jahre 1815 an das Königreich Preußen über.
Prorector, Prorektor (Erlangen)Wie an der Universität Erlangen war an allen Universitäten des Königreichs Bayern stets der König Universitätsrektor, ein jährlich neu gewählter Professor sein Vertreter als Prorektor.