Rostock am 29. März 1856.
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König!
Allergnädigster König und Herr!
Ew. Majestät
haben geruht, mich als ordentlichen Professor der Geschichte an Allerhöchst Ihrer Universität Erlangen berufen zu lassen und für den Fall meiner Annahme solcher Berufung die Bedingungen meiner Anstellung Allergnädigst zu genehmigen. |
Nachdem ich mich bereits gegen Prorector und Senat der Universität Erlangen erklärt habe, daß ich den an mich ergangenen ehrenvollen Ruf dankbar annehme, mit dem Wunsche, daß es mir gelingen möchte, den auf mich gesetzten Erwartungen in meinem künftigen Wirkungskreis zu entsprechen, richte nunmehr an Eure Majestät ich die allerunterthänigste Bitte:
daß Allerhöchst Dieselben geruhen möchten, mir zum Behuf meines Eintritts in den königlich bayrischen Staatsdienst das Landes Indigenat Allergnädigst zu verleihen. –
Ich bin veranlaßt, an dieser Stelle die Erklärung zu wiederholen, daß ich mir das bisher von mir besessene (meklenburgische) Heimatrecht nicht vorbehalten will, und die folgenden Notizen über meinen Lebenslauf und die von mir im Druck herausgegebenen Schriften hinzuzufügen.
Ich bin geboren zu Nürnberg, am 7. Juni 1813, wo mein Vater zur Zeit als Gymnasial Director angestellt war. Meine Schulbildung habe ich in Berlin erhalten, woselbst ich auch, nachdem ich im Herbst 1830 das Gymnasium verlassen, | meine Universitätsstudien in der Philosophie und Theologie begann. Darauf wandte ich mich in Heidelberg vorzugsweise den philologischen und historischen Wissenschaften zu, und promovirte nach meiner Zurückkunft nach Berlin im Herbst 1837 als Doctor der Philosophie, bestand sodann im Frühjahr 1838 auch das Oberlehrer Examen. Im Sommer desselben Jahrs unternahm ich zu meiner weiteren Ausbildung eine Reise nach Italien, wo ich zunächst in Rom und Florenz, mit wissenschaftlichen Forschungen über die italienische Geschichte und Litteratur im Mittelalter beschäftigt, über ein Jahr lang verweilte. Von dort nach Berlin zurückgekehrt, trat ich im Herbst 1839 ein Lehramt am Cölnischen Gymnasium daselbst an, welches ich nach anderthalb Jahren wieder aufgab, um die Docenten Laufbahn an der Universität zu ergreifen. Im Herbst 1841 folgte ich einem Rufe als außerordentlicher Professor der Geschichte nach Rostock. Die ordentliche Professur der Geschichte und Politik wurde mir unter dem 8. September 1848 verliehen. Auf den Wunsch der Großherzoglichen Regierung zu Schwerin, und zu ihrer Unterstützung gegen die das Land überflutende demokratische Bewegung übernahm ich noch im Herbst 1848 die Begründung einer neuen politischen Zeitung (der Meklenburgischen Zeitung), welche ich ein Jahr lang in Schwerin | redigirt habe. In Folge dieser Thätigkeit wurde ich im Frühjahr 1850 in dem Schweriner Wahlkreis einstimmig in das so genannte Volkshaus des kurzlebigen Erfurter Parlaments gewählt. Im Jahr 1854 erwählten mich meine Collegen zum Rector der hiesigen Universität und wiederholten dieselbe Wahl im folgenden Jahr, so daß ich das Rectorat noch bis Ende Juni laufenden Jahres fortführen werde. – Meine dermalige Heimat habe ich durch meine Anstellung in Meklenburg, als aus dieser selbst folgend, erworben; eine andere besitze ich nicht. –
Die von mir im Druck herausgegebenen Schriften sind:
- De Aristotele et Alexandro Magno. Dissertatio inauguralis etc. Berolini 1837.
- Dante über Staat und Kirche. 1842.
- Geschichte der Städteverfassung von Italien seit der Zeit der römischen Herrschaft bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. Mit einem Anhang über die französische und deutsche Städteverfassung. Bd. 1. und 2. 1847.
- Zur Geschichte und Beurtheilung des deutschen Bauernkriegs. Allgemeine Monatsschrift. Juli 1852.
- Kritische Beiträge zur Geschichte der deutschen Städteverfassung. Ebenda März und September 1854.
- Über die Einführung des Christenthums bei den Germanen. Vortrag gehalten im Evangelischen Verein zu Berlin am 7. Januar 1856. –
In tiefster Devotion ersterbe ich als
Euer Majestät
allerunterthänigst gehorsamster
Professor Hegel.
Rostock, am 29. März 1856.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Maximilian II. Joseph von Bayern, König von BayernMaximilian II., König von BayernKönig von Bayern11857934718111864 Maximilian II. Joseph (1811–1864), war von 1848 bis 1864 König von Bayern und Gründer der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Rostock54.0886707,12.1400211Hansestadt an der Ostseeküste des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin mit der 1419 gegründeten ältesten Universität im Ostseeraum.
Universitätsarchiv Erlangen: Personalakten Erlanger Professoren 1856-1901
.
UA Erlangen-Nürnberg
1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Heidelberg49.4093582,8.694724Alte Universitätsstadt am Neckar, seit 1803 zum Großherzog Baden gehörend und mit Eisenbahnanschluß seit 1840. Circa 90 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegen, war die Stadt mit ihrer malerischen Schloßruine einer der Hauptorte der Romantik.
ItalienDie in der Form eines Stiefels als Apeninnen-Halbinsel ins Mittelmeer hineinreichende Landschaft von den Alpen bis Sizilien war politisch bis ins 19. Jahrhundert vom Nebeneinander einer Vielzahl von Staaten und von Fremdherrschaft geprägt. Im Zuge der italienischen Nationalbewegung (Risorgimento) kam es erst 1861 zur Gründung des Königreiches Italien als eines Nationalstaates mit König Viktor Emanuel II. (1820-1878) an der Spitze.
Rom (Roma)41.8933203,12.4829321 Nahe der Westküste der Apeninnen-Halbinsel in Mittelitalien gelegene Hauptstadt des antiken Römischen Reiches, die 1871 Hauptstadt des neuen Königreiches Italien wurde. Der Vatikan als Stadtteil Roms war zugleich Sitz des Papstes als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Florenz43.7698712,11.2555757Hauptstadt im Zentrum des Großherzogtums Toskana im Norden der Apenninen-Halbinsel circa 300 Kilometer nördlich von Rom gelegen.
Schwerin53.6288297,11.4148038Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin am Schweriner See, circa 80 Kilometer südwestlich von Rostock gelegen.
MecklenburgNeben dem Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin gab es das kleinere Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz.
Universität ErlangenDie im Jahre 1743 gegründete Universität Erlangen gewann im 19. Jahrhundert innerhalb des katholisch geprägten Königreichs Bayern durch ihre evangelische Theologische Fakultät als wissenschaftliche Ausbildungsstätte protestantischer Geistlicher für die neue, nach 1806 erst entstehende Bayerische Landeskirche eine besondere Bedeutung. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die „Erlanger Theologie“ durch große Geschlossenheit und Einheitlichkeit im Sinne des „Neuluthertums“ gekennzeichnet.
Prorector, Prorektor (Erlangen)Wie an der Universität Erlangen war an allen Universitäten des Königreichs Bayern stets der König Universitätsrektor, ein jährlich neu gewählter Professor sein Vertreter als Prorektor.
Senat (Universität)Höchstes Beratungsgremium einer Universität; andernorts auch als „Konzil“ bezeichnet, z. B. an der Universität Rostock.
IndigenatDie Zugehörigkeit zu einem Staat ausdrückendes Eingeborenenrecht, Staatsangehörigkeit.
Cölnisches (Köllnisches) Gymnasium (Berlin)Das seit dem 14. Jahrhundert bestehende Köllnische Gymnasium, das seit 1766/67 zeitweise mit dem 1574 gegründeten „Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster“ zusammengelegt war, erlangte 1824 in Räumen des Cöllnischen Rathauses wieder seine Selbständigkeit. Karl Hegel war dort von 1839 bis 1841 Lehrer in verschiedenen Unterrichtsfächern.
Mecklenburgische ZeitungDie ab 2. Oktober 1848 erscheinende neugegründete Zeitung löste als formal unabhängiges, dem Schweriner Hof nahestehendes und von ihm mitfinanziertes Blatt die „Neue Schwerinsche politische Zeitung“ ab, die im Jahre 1811 an die Stelle der 1757 gegründeten „Schwerinischen Zeitung von den merkwürdigsten Staatsgeschichten“ getreten war. Karl Hegel (1813-1901) war bis zum 4. September 1849 ihr erster leitender Redakteur und hatte die Aufgabe, an jedem Werktag abends eine vierseitige Zeitung herauszubringen, zu der fast täglich eine Beilage mit weiteren Berichten vor allem über die Verfassungsberatungen im Schweriner Landtag gehörte.
Volkshaus (Erfurt)Aus den gewählten Abgeordneten der Staaten des Deutschen Bundes, die zur Erfurter Union gehörten, bestehender Teil des Erfurter Unionsparlamentes des Jahres 1850.
Erfurter ParlamentUnionsparlament, das im Frühjahr 1850 in Erfurt tagte.