XML PDF

Karl Hegel an Heinrich Sybel, Erlangen, 19. Mai 1859

Verehrter Freund!

Die Mitarbeit unseres Dr. von Kern ist, wie Sie wissen, bereits im guten Gange. Was er mir bisher geliefert, hat mich ganz zufrieden gestellt: freilich wird er erst jetzt auf dem ihm eigens angewiesenen Gebiet zeigen können, was er selbständig zu leisten vermag. Ohne Zweifel hat er Ihnen mitgetheilt, daß ich ihm vorläufig eine Honorirung nach Maßgabe der aufgewendeten Arbeitszeit versprochen und für den Fall, daß er ganz in den Dienst unseres Unternehmens1 eintreten würde, ein Fixum nebst Vergütung der Kosten für Reisen und dergleichen in Aussicht gestellt habe. Er hat mir hierauf erklärt, daß er mit diesem Anerbieten zufrieden sei, aber gelegentlich etwas Bestimmteres zu erfahren wünsche; ferner, daß er schon jetzt in der Lage sei, diese Arbeit zu seiner Hauptsache zu machen. Hiernach scheint es mir nun angemessen ihm schon jetzt auch etwas Bestimmtes zuzusichern, entweder monatlich oder für den ganzen Zeitraum von 5 Monaten (Mai bis September inclusive) bis zur nächsten Herbstsession2: auf weiterhin kann man sich noch nicht binden, da man in gegenwärtigen Zeiten sich auf lange Verträge nicht einlassen darf, u[nd] weil ich natürlich wünschen muß, den Dr. von Kern noch mehr zu erproben. Was meinen Sie zu 50 florin monatlich? – Kern wird nächstens verschiedene Ausflüge machen, vielleicht einige Zeit in Regensburg verweilen müssen.3 Die Reisekosten müssen vergütet werden; ich bin zweifelhaft darüber, ob es besser sei4, sie seiner Discretion zu überlassen oder Diäten festzustellen. Da ich ihn persönlich noch nicht kenne, wünsche ich von Ihnen, da Sie ihn näher kennen, Ihre Meinung darüber zu hören. –

Ferner muß ich Ihnen mittheilen, daß mir Waitz in diesen Tagen noch den Dr. Junghans, seinen Schüler der in den letzten Jahren Lappenberg bei seinen Arbeiten für die Monumenta unterstützte, als Mitarbeiter empfohlen hat. Auch zu diesem habe ich ein sehr gutes Zutrauen, ganz besonders empfiehlt ihn seine philologische Bildung in der deutschen Sprache. Hülfe kann ich immer noch brauchen, da ich in diesem Sommer, wie ich Ihnen schon durch Kern sagen ließ, nicht von hier fortkommen kann und mich also auf Dasjenige, was von hier aus leicht zu erreichen ist, beschränken muß. Auch Geldmittel sind, soviel ich weiß, genug vorhanden, da mir 1400 florin im Ganzen für dieses Jahr ausgesetzt worden. Unter diesen Umständen bin ich geneigt auch den Dr. Junghans als Mitarbeiter anzunehmen und werde ich ihm ein besonderes Arbeitsfeld anweisen. –

An Herrn von Rudhart habe ich vor etwa 14 Tagen geschrieben, daß er mir die Druckbogen von der Schürstab’schen Chronik5 zusenden möchte, weil ich sie für die Bearbeitung der Nürnberger Chroniken6 brauche, auch daß er mir bei den dem königlichen Reichsarchiv untergebenen Archivconservatorien die nöthige Förderung für meine Arbeiten erwirken möchte. Ich habe darauf noch keine Antwort erhalten. Können Sie mir vielleicht etwas darüber sagen, wie weit man zur Zeit mit dem Abdruck der Schürstabschen Chronik vorgerückt ist? Ich meine kaum zu irren, daß schon im vorigen Herbst einige Bogen davon gedruckt waren, und dies tröstet mich darüber, daß ich den Separatabdruck dieser Chronik damals nicht verhindert habe. Denn in der That ist es doch recht ungeschickt u[nd] ärgerlich, daß dieselbe nun außer dem Zusammenhang der anderen Nürnberger Chroniken für sich erscheint u[nd] in meiner folgenden Ausgabe von diesen eine Lücke macht. Doch das ist nun nicht mehr zu ändern. Wenn Sie aber Gelegenheit finden Rudhart zu sprechen, so wollen Sie ihn doch gefälligst antreiben, daß er mich nicht länger auf die Zusendung der Druckbogen warten läßt. –

Rössler, der eben bei mir war, läßt vermelden, daß er mit dem Bericht über die Pirkheimerschen Sachen7 in Nürnberg eben beschäftigt ist; übrigens meint er, daß sie sehr theuer kommen würden. – An Kern werde ich morgen schreiben. Ich bitte mich Ihrer Frau Gemahlin bestens zu empfehlen.

In freundschaftlicher Ergebenheit
der Ihrige
Hegel.