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Karl Hegel an Christoph Friedrich Stälin, Erlangen, 31. Juli 1859

Hochverehrter Herr College,

Sie haben mich sehr erfreut durch Ihr gütiges Schreiben vom 23. dieses Monats1 welches unmittelbar nach Abgang meines zweiten Briefes2 hier eintraf, und ich sage Ihnen meinen besten Dank für die Adressen nach Ulm. Ich habe mich in Folge dessen entschlossen, lieber sogleich von Augsburg aus über Ulm nach Stuttgart zu kommen, wo ich sicher bin Sie bis zur Mitte August zu treffen. Ich gehe morgen3 nach Augsburg ab, wo ich (in den drei Wochen) bis zum 6. August bleiben werde. Am 7 und 8. Morgens will ich in Ulm verweilen und hoffe am Montag 8. Nachmittags oder Abends (ich weiß nicht wie die Züge gehen) in Stuttgart einzutreffen.

Da ich nicht bloß gewöhnliches Gepäck, sondern auch ein anderes liebenswürdiges Hinderniß – meine liebe Frau nämlich – nach Stuttgart mitbringen will, so darf ich Ihre so gütig angebotene Gastfreundschaft, für die ich Ihnen den herzlichsten Dank weiß, durchaus nicht annehmen, wünsche aber um unsern Verkehr zu erleichtern, wo möglich in Ihrer Nähe zu wohnen und bitte Sie nur mich in ein paar Zeilen (nach Augsburg, 3 Wochen) wissen zu lassen, wo ich in Ihrer und der Bibliothek Nähe mich am besten einlogieren würde – etwa in dem Hotel garni bei Starker am Schillerplatz, das nach dem Plan der Stadt zu urtheilen angenehm gelegen sein muß, oder wo sonst? – ich denke, daß ich in Stuttgart etwa eine Woche lang Posten fassen würde, um von diesem Standort aus die in der Nähe liegenden Städte aufzusuchen, nachdem ich mich zuerst auf Ihrer Bibliothek werde umgesehen haben. Meine Frau kann, wenn ich sie nicht bei diesen Ausflügen mitnehme, bei ihrer Freundin Madame Roser geb. Neumann aus Nürnberg sein.4

Herzlich freue mich darauf Sie wiederzusehen und unser gemeinsames Unternehmen5 mit Ihnen durchzusprechen.

Hochachtungsvollst und freundschaftlichst
der Ihrige
Carl Hegel.